Von unserem Mitarbeiter Ralph Wölpert
"Missing Piece" ist ein zentraler Bestandteil der Ausstellung und wird hier vom Künstler Georg Friedrich Wolf anhand von drei Exponaten beschrieben. Fotos: Ralph Wölpert
Zu einer Vernissage mit dem Künstler hat der Verein unter der Leitung von Albrecht Schneider die Gäste in das Kadettenbad und den Schlosspark gebeten – und mehr als 60 staunende Kunstliebhaber, darunter der gesamte Vorstand des gastgebenden Vereins, Frank Dobra, Stadtbürgermeister Diez, Dr. Alfred Meurer vom Museum in Diez und Oberstarzt Dr. Klaus Benedix, sind gern gekommen.
Nach ein paar kurzen Worten der Einführung in das Thema des Abends und dem Dank an die vielen Sponsoren der Ausstellung leitete Dr. Peter Spies, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins, an den Künstler weiter, der an den Exponaten sowohl seine Gedanken erläuterte als auch Fragen zum Werk und zu wichtigen Details seiner Entstehungsgeschichte beantwortete. „Erdenschwere“ und „Himmelssphären“, seine aktuellen Zyklen, sollen, so Georg Friedrich Wolf, „zwei der entgegengesetzten Pole unserer Welt aufzeigen. Hier die Vergänglichkeit, dargestellt mit natürlich entstehendem Rost, dort der durch uns Menschen erzeugte künstliche Glanz der Politur, der die Oberfläche fast unangreifbar macht.“
In Diez sind die Werke – bis auf einen Edelstahltorso – alle oxidiert, verformt und teils ausgeschnitten, inmitten der grünen Natur auf den Wegen und Flächen des Gartens angeordnet. Genau diese, für uns ungewohnte Sichtweise auf ein schweres, fast unzerstörbares, zähes und doch schönes Metall stellt Wolf in seinem Oeuvre dar. Ein weiterer Aspekt tritt beim Betrachten der Skulpturen zutage: Es fehlt immer etwas. Mal ein Stück in einer Art Puzzle, mal ein Teil einer Stahlkugel oder auch das ehemals hölzerne Innenleben von mit spitzen Nägeln zusammengehaltenen Bändern.
Das „Missing Piece“, wie es der Künstler bezeichnet, „bewegt mich schon eine ganze Zeit. Egal ob in der Kunst, der Wissenschaft oder der Religion – immer fehlt der letzte Beweis, das letzte Stück.“ In seinen Figuren aus Stahl gelingt es Wolf, trotz der enormen Massivität des wuchtigen schweren Materials, diese Lücke darzustellen. Das „Missing Piece“ ist hier allgegenwärtig. Die Gäste zeigten sich oft mehr als nur beeindruckt ob der künstlerischen Ausdruckskraft und der technisch meisterhaften Bearbeitung der vielen Skulpturen. Dabei betont Wolf, der selbst ein gelernter Schlosser und Stahlbaumeister ist, die Distanz zum Stahl und seiner Bearbeitung. Unter seiner Leitung arbeitet ein Team aus eingearbeiteten Handwerkern und Technikern an den Kunstwerken. „Nur mit diesem Abstand“, so Wolf weiter, „kann ich die Dimensionen von Oberflächen, Materialien und Bearbeitungsschritten steuern.“
Insgesamt zeigt der Förderverein Oraniensteiner Konzerte vier Zyklen aus dem Gesamtwerk von Wolf: ‚Kraftfluss‘, ‚Ship Wreck‘, ‚Missing Piece‘ und ‚Strandgut‘ laden bis 10. Juli im Schlosspark zum Verweilen, Betrachten und Staunen ein. Auf die Frage wie die Künste der Musik und Skulptur zusammenpassen, meinte Hubert Eblenkamp, künstlerischer Leiter des Vereins: „Musik hat eine zeitliche Dimension. Wir verbringen mit ihr genau die Zeitspanne, die der Komponist dafür vorgesehen hat. Die Bildhauerei hat eine räumliche Bedeutung. Sie ist an der Stelle und in der Form zu sehen, die sich der Künstler ausgedacht hat. Beide sind in ihrer Art gleich unverzichtbar und schön.“