39-jähriger ULL-Fraktionschef sieht sich als "Kandidat der Lahnsteiner"
Siefert macht aus Duell einen Dreikampf ums Amt
Mit Lennart Siefert gibt es nun einen dritten Kandidaten für die OB-Wahl. In den vergangenen Tagen war der 39-Jährige im Stadtgebiet unterwegs, um Banner aufzuhängen. Diese sind offiziell genehmigt, nur um das verblasste Lahnstein-Logo im Hintergrund gab es am Freitag Ärger: Die Verwaltung verlangte, sämtliche Banner müssten wegen des Logos entfernt werden. Bei Redaktionsschluss war noch unklar, wie der Streit ausgeht. Foto: privat

Lahnstein. Lennart Siefert steigt in das Rennen ums Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Lahnstein ein. Nachdem in der Stadt wochenlang über seinen Namen spekuliert worden war, erklärte der 39-jährige Fraktionschef der Unabhängigen Liste Lahnstein (ULL) am Mittwochabend seine (nicht ganz überraschende) Kandidatur. Im Gegensatz zu den Kontrahenten Thomas Becher (CDU) und Marcel Will (SPD) tritt Siefert offiziell als unabhängiger Kandidat an. Aus dem Duell um den Chefsessel in der Kirchstraße ist somit ein Dreikampf geworden.

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Am 26. September wird ein Nachfolger für Verwaltungschef Peter Labonte (CDU) gesucht – Mitte der Woche ist die Zahl der Bewerber auf drei angewachsen. „Ich möchte mein jahrelanges Engagement für die Bürger dieser Stadt als Verwaltungschef fortsetzen und helfen, Lahnstein fit für die Zukunft zu machen“, so Siefert im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Tatsache, dass er als eigenständiger Kandidat antritt und nicht von der ULL nominiert wurde, erklärt der Polizeibeamte wie folgt: „Für mich ist es wichtig, von vornhinein niemanden auszuschließen, zum Beispiel, weil ihr oder ihm mein Parteibuch nicht passt.“ Um Lahnstein voranzubringen, müsse ein Oberbürgermeister überparteilich sein und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Fraktionen im Rat suchen, betont Siefert. „Ich möchte mit meiner unabhängigen Kandidatur deutlich machen, dass ich mich als Kandidat aller Menschen unserer Stadt verstehe.“

Siefert ist 39 Jahre alt, verheiratet mit Ehefrau Nadja, vor 14 Monaten wurde Sohnemann Rune geboren. Die junge Familie lebt im eigenen Haus im Stadtteil Friedrichssegen. Beruflich ist der Hauptkommissar seit Anfang 2020 in der Polizeiinspektion in Lahnstein beschäftigt – die Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Lahn ist seitdem auch beruflicher Lebensmittelpunkt. Sein kommunalpolitisches Engagement begann vor 13 Jahren, wie er berichtet. „Damals, mit Mitte 20, habe ich mich gefragt, wie kann ich meiner Heimatstadt was zurückgeben? Wie kann man sich für eine gute Entwicklung engagieren? Kommunalpolitik okay – aber das Parteiengezeter, diese Ochsentour durch alle Parteigremien, darauf hatte ich keine Lust.“ Kurzerhand gründete der damals 26-Jährige gemeinsam mit Sebastian Seifert (heute Beigeordneter der Stadt) die Unabhängige Liste (ULL), die anschließend mit Erfolg bei der Stadtratswahl antrat. Mittlerweile, zwei Ratsperioden weiter, sitzt Siefert mit fünf Kolleginnen und Kollegen im Rat, die ULL ist drittstärkste Fraktion. Auch den Einzug in den Kreistag hat er geschafft.

Fraktionszwang lehnt er ab, betont der unabhängige Kandidat. „Denn mir persönlich war und ist es wichtig, mir eine Meinung über ein Thema unabhängig davon zu bilden, was Parteilinie ist“, sagt Siefert. „Auch wenn ich mit dieser Einstellung vielleicht anecke.“ Die Unabhängigkeit wolle er sich auch als Oberbürgermeister bewahren, verspricht Siefert, „wenn mir die Leute im September das Vertrauen geben“.

Dass der OB-Sessel sein Ziel ist, war im Frühjahr noch nicht abzusehen: Denn da kandidierte der 39-Jährige bereits zum zweiten Mal bei der Landtagswahl für die Freien Wähler – und die schafften sensationell den Einzug in den Landtag. Lennart Sieferts Listenplatz reichte allerdings nicht aus, obwohl er sein Ergebnis von 2016 auf kreisweit 9,9 Prozent verbessern konnte. In Lahnstein selbst holte Siefert 16,4 Prozent der Stimmen – mit dem Einzug in den Landtag wurde es aber nichts.

Heute Landtag, morgen Lahnsteiner Rathaus, was kommt dann übermorgen? Der Kandidat rechnet mit dieser Kritik, verteidigt seine Kandidaturen aber und sieht darin kein Problem. „Denn bei allem war und ist mein Antrieb, etwas für meine Heimatstadt zu erreichen und die Lebensbedingungen zu verbessern“, erklärt er. Dies könne man erreichen, indem man die Rahmenbedingungen für die Kommunen verbessere, „und über die wird nun mal auf Landes- und Bundesebene entschieden“. Mit seinem Engagement habe er geholfen, die Freien Wähler in den Landtag zu hieven. „Darauf bin ich stolz.“

Als Kopf der Verwaltung könne er sich aber noch konkreter für Lahnstein einsetzen, glaubt der Kandidat. „Es kommen spannende Zeiten und viele Chancen auf uns zu. Diese Chancen möchte ich gemeinsam mit Verwaltung, Gremien und den Bürgerinnen und Bürgern optimal nutzen.“ Als OB werde er versuchen, stets überparteilich zu agieren. Als Fraktionsvorsitzender der ULL im Rat hat er eine solche Konsens- und Kompromissfähigkeit nicht immer an den Tag gelegt – nicht wenigen trat er mit deutlichen Worten gegen das Schienbein. „Im Stadtrat ist meine Rolle auch eine andere“, erwidert Siefert. „Mir ist bewusst, dass ein Oberbürgermeister nur gemeinsam mit den Gremien Erfolg haben kann.“

Im Wahlkampf setzt Siefert, neben Social-Media, auch auf persönliche Begegnungen – gerade in Zeiten sinkender Inzidenzen. Der Fokus werde auf dem „Lahnsteiner Kandidaten“ liegen, „die Leute sollen jemanden aus ihren Reihen ins Rathaus wählen können“, hofft der bald 40-Jährige. Die Begegnungen sollen nicht in klassischer Form à la Wahlstand stattfinden, „wir haben uns da ein paar spannende Sachen überlegt“, verspricht Siefert. Details sollen in den kommenden Tagen folgen. Bei den Themen will er sich auf einige Kernfragen beschränken, „denn was nützt den Leuten ein Kandidat, der 100 Sachen ins Programm schreibt, aber keine davon umsetzen kann“. Im Fokus sollen die Themen Verkehr, Bildung und Sicherheit stehen, kündigt er an.

Von unserem Redakteur

Tobias Lui

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