VG Nastätten/VG Loreley
Seit 20 Jahren eine Institution: Initiative 55 plus-minus bringt Generationen zusammen
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Das neunköpfige Leitungsteam rund um Dieter Zorbach (Mitte) hat schon allerlei gemeinsam auf die Beine gestellt.
Dieter Zorbach

Was passiert, wenn wir älter werden? Was kommt nach dem Beruf? Ein tiefes Loch? Ganz klar nein, sagt die Initiative 55plusminus und will Menschen auch im Alter zeigen, wie selbstwirksam und kompetent sie sind. Und das schon seit 20 Jahren. Zum Jubiläum wirft Gründer Dieter Zorbach einen Blick zurück - und auch nach vorn.

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„Ich war damals Schulleiter in der Realschule in Nastätten und in der Region gut vernetzt. Da kamen schnell acht weitere Mitstreiter dazu und begleitet durch einen Fachmann für Erwachsenenbildung starteten wir im ersten Jahr mit sieben Projekten und 49 Teilnehmern“, erinnert sich Zorbach. Die Themen damals: Lesepaten, Projekte mit regionalhistorischem Interesse, EDV und Computer.

Mitmachen konnte und kann jeder. Dabei war der Arbeitsgruppe von Anfang an wichtig: Wir haben keine Übungsleiter, sondern Projektbetreuer, „und wir mögen keine Lehrer“, schiebt Zorbach augenzwinkernd nach, „die Augenhöhe sollte gewahrt werden und jeder noch etwas dazulernen können.“ Jeder, der eine Idee für ein Projekt hat, könne sich melden. Die Leitungsgruppe unterstützt gern bei der Konzeption und Organisation. „Dabei machen wir immer wieder die Erfahrung, dass auch Menschen, die sich bisher so ein Projekt nicht zugetraut, aber eine gute Idee mitgebracht haben, plötzlich an ihrer Aufgabe wachsen und so ihre Selbstwirksamkeit erfahren“, erzählt Zorbach.

Finanziert durch Spenden unter Dekanatsdach

In den VGs Nastätten und Loreley gestartet, ist die Initiative schnell über den gesamten Rhein-Lahn-Kreis gewachsen. Immer mehr Termine kamen dazu, gemeinsame Ausflüge, Musik- und Infoabende, aber auch Handwerkliches und Sprachtreffs wurden organisiert. „Anfangs tingelte noch eine Teilzeitkraft über die Dörfer, zeigte den Menschen den Umgang mit ihrem Computer. Dann kamen unsere Programmhefte, die wir in den Verwaltungen auslegten und die mit den Jahren immer dicker wurden“, erinnert sich der heute 80-Jährige. Der Druck der Hefte war ein enormer finanzieller Kraftakt für die Initiative, die sich rein aus Spenden unter dem Dach des Dekanats unterhält. Denn die Teilnahme an den Kursen ist kostenlos und soll es auch bleiben, betont Zorbach.

2017 dann ein wichtiger Meilenstein: Nach mehreren Jahren Entwicklungszeit geht die Lene-App online. Anmeldungen, Termine, Kommunikation: Was bisher per Telefon oder Mail geregelt wurde, findet nun unkompliziert in der App statt. Neben dem zentralen Terminkalender können die Projektbetreuer auch Material einstellen, aber auch private Chats finden hier Platz. „Die App, die wir gemeinsam mit der Fernuni Hagen entwickelt haben, ist für jeden Einzelnen individuell nutzbar“, sagt der Gründer, der sich wünscht, dass die Lene-App, die auch von Organisationen deutschlandweit genutzt wird, noch bekannter wird: „Wir laden soziale Organisationen ein, die professionelle Software für sich zu nutzen und sich mit ihren Angeboten dort zu präsentieren.“

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Die Programmhefte der vergangenen Jahre zeugen vielen Hundert Angeboten der Initiative.
Dieter Zorbach. Marta Fröhlich

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Und wie kommen gerade die älteren Teilnehmer mit der App klar? „Die Zeiten ändern sich. Das Handy ist heute auch für viele ältere Menschen selbstverständlich. Deshalb klappt das Nutzen der App wirklich gut, sie ist auch sehr intuitiv gestaltet. Und wo es ein bisschen hakt, helfen wir gern weiter“, so Zorbach, der mit 80 Jahren kein bisschen medienmüde ist. Für ihn bringen die neuen Medien viele Vorteile mit sich. Man könne sich vernetzen und austauschen. Als während der Pandemie das Zoom-Meeting in die Initiative einzog, eröffnete es ganz neue Möglichkeiten. „Wir haben heute ein Paar aus Florida, das regelmäßige Konversationsrunden in Englisch anbietet. Ist das nicht toll?“, freut sich Zorbach.

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Gemeinsame Musikabende gehören seit vielen Jahren zum Programm der Initiative.
Dieter Zorbach

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Der technische Fortschritt soll auch die Zukunft der Initiative weiter prägen. Neben der Weiterentwicklung der Lene-App soll das Thema Smart Home in Angeboten Platz finden und so ältere Menschen im selbstständigen Leben unterstützen. Darüber hinaus sollen „Deutschunterricht und Kommunikation unter ausländischen Haushaltshilfen“ weiter ausgebaut werden, ebenso die Zusammenarbeit mit dem Demenznetzwerk Rhein-Lahn, wo pflegende Angehörige nützliche Tipps von Fachleuten und ein Forum zum Gedankenaustausch bekommen. Und natürlich nicht zu vergessen: die gemeinsamen Fahrten und Ausflüge. „Die gehören weiterhin zu den Markenzeichen der Initiative 55 plus-minus und wir suchen immer wieder neue Ideen und Projektbetreuer. Wer sich also einbringen will – wir freuen uns über jeden.“

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