Gerade im Vergleich mit der Konkurrenz in der eigenen Stadt sind die Zahlen des staatlichen MDG ernüchternd: Laut Anmeldezahlen der Kreisverwaltung für die fünften Klassen der weiterführenden Schulen im Rhein-Lahn-Kreis gibt es für das MDG gerade einmal 40 Anmeldungen, 55 waren es im laufenden Schuljahr. Dies bedeutet einen Rückgang um mehr als 25 Prozent. Damit ist man Schlusslicht unter den weiterführenden Schulen im Rhein-Lahn-Kreis. Zum Vergleich: Die benachbarte Realschule plus verzeichnet 91 Anmeldungen, das private Johannesgymnasium musste gar Eltern absagen, weil man keine Plätze mehr frei hat.
Konkurrenz vor Ort freut sich über gute Zahlen
Entsprechend zufrieden zeigt sich „Johnny“-Schulleiter Rudolf Loch mit den Zahlen „Wir hatten in diesem Schuljahr 131 Anmeldungen und haben vier Klassen mit insgesamt 115 Schülern gebildet.“ Man könne sich also nicht beklagen, betont Loch. Es hatten sogar noch mehr Schüler Interesse: „Terminvereinbarungen für Anmeldegespräche gab es mehr als 150.“ Insbesondere das Angebot der Sportklasse werde sehr gefragt, betont der Schulleiter. „Im Hinblick auf den Rhein-Lahn-Kreis muss man aber auch sagen, dass wir viele Anmeldungen aus anderen Regionen wie der Stadt Koblenz, Westerwald, der Rheinschiene mit Vallendar, Bendorf und Neuwied haben.“
Der Bedarf an Gymnasien ist offenkundig durchaus da – nur am traditionsreichen MDG merkt man davon seit Jahren wenig. Und dies, obwohl man beispielsweise das Mint-EC-Zertifikat trägt, also eine Auszeichnung des deutschen Vereins mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center an Schulen. „Europaschule“ darf man sich auch nennen, genau wie „Botschafterschule für das Europäische Parlament“. Gute Voraussetzungen, sollte man meinen. Woran liegt also das geringe Interesse am MDG?
Kommissarische Leitung sieht die Lage entspannt
Die Schulleitung ist seit einigen Jahren kommissarisch durch Ina Dammann besetzt. Diese sieht auf Anfrage unserer Zeitung „keinen Gesprächsbedarf“ zum Thema zurückgehende Schülerzahlen. „Würde ich die genauen Gründe aber kennen, würde ich sie auch nennen“, betont Dammann. Die Zahlen seien auch keineswegs dramatisch, findet sie. „Aus meiner Sicht würde ich eher von Stagnation sprechen.“ Die kommissarische Leiterin verweist auf die Konkurrenz im Kreis, so ziehe die IGS Nastätten seit ihrer Gründung Schüler an, vor allem die aus dem „Blauen Ländchen“.
Was die Anmeldezahlen der neuen fünften Klassen angeht, so Dammann weiter, „dürfte ein unmittelbarer Zusammenhang dazu bestehen, ob sich das Johannes-Gymnasium drei- oder vierzügig aufstellt“. In diesem Jahr sind es fünf Klassen. Abgesehen davon liegen laut Dammann etliche Anmeldungen seitens der Realschule für die MSS 11 vor, „wir planen hier derzeit mit etwa 60 Schülerinnen und Schülern“. Gibt es möglicherweise auch hausgemachte Probleme? In der Vergangenheit gab es immer wieder Scharmützel mit der Realschule plus (Martinusschule) und ihrem sehr umtriebigen Schulleiter Norbert Hißnauer. Nicht nur bei Raumabsprachen krachte es regelmäßig. Liegt hier auch einer der Gründe, warum die Schulleitung seit drei Jahren nicht besetzt ist?
ADD: Es wird gegengesteuert
Aufsichtsbehörde der Schule ist die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD in Trier. „Aufgrund der Schülerzahlen im Rhein-Lahn-Kreis und in den letzten Jahren zusätzlich eingerichteter Angebote an gymnasialen Schulplätzen beobachten wir einen Rückgang der Anmeldezahlen am MDG“, erklärt die Pressestelle. „Aufgrund des Einzugsgebiets des MDG ist dies stärker davon betroffen als andere Gymnasien im Kreis.“ Man steuere durchaus dagegen, betont die Behörde. „Das MDG arbeitet kontinuierlich sowohl am Schulprofil als auch an werblichen Maßnahmen wie dem Tag der offenen Tür, der erst seit Kurzem in einem neuen Format läuft und sehr gut besucht war.“
Die Frage, was ein weiterer Rückgang der Zahlen für die Zukunft der Schule bedeuten würde, beantwortet die ADD wie folgt: „Ein staatliches Gymnasium ist grundsätzlich mindestens zweizügig angelegt, sodass hier derzeit kein Handlungsbedarf besteht. Sollten die Schülerzahlen so weit zurückgehen, so ist es Sache des Schulträgers in Abstimmung mit der Schulaufsicht, hier eine Lösung zu finden.“ Denkt die Behörde an die Schaffung einer IGS durch die Zusammenlegung mit der Realschule? Solche Gerüchte gibt es schon länger.
Stelle mehrfach vergeblich ausgeschrieben
Die Schulleitung ist seit dem 1. August 2021 unbesetzt, bestätigt die Behörde. „Wir haben die Stelle die ersten beiden Male bereits vor eintretender Vakanz ausgeschrieben, weitere zwei Mal seitdem. Bislang konnte die Stelle nicht nachbesetzt werden, da es keine Bewerbungen gab.“ Ein Grund dafür könnte auch sein, dass eine Schulleitung am MDG nicht höher eingestuft würde vom Gehalt, da eine solche Einstufung an eine Mindestzahl von Schülern gekoppelt ist, welche die Schule seit Jahren nicht erreicht. Bei der Aufsichtsbehörde geht man derweil nicht davon aus, dass die Probleme hausgemacht sind: „Uns liegen keine Rückmeldungen von Eltern darüber vor, dass sie die Schule nicht attraktiv fänden, und auch nicht, dass dies an der Vakanz der Schulleiterstelle liegt.“
Träger der Schule ist der Rhein-Lahn-Kreis – auch dort zeigt man sich ratlos über die geringen Anmeldezahlen. „Die Entwicklung ist bedauerlich“, betont die Pressestelle der Kreisverwaltung. Als einen der Gründe führt man die Nähe zu Koblenz an. „Durch die größeren Auswahlmöglichkeiten werden auch spezialisierte Lernangebote außerhalb der Kreisgrenzen in den letzten Jahren verstärkt wahrgenommen.“
Schulelternbeirat taucht ab
Man habe gegengesteuert, betont der Kreis, beispielsweise sei bewusst keine Oberstufe an der Realschule etabliert worden, um eine Abwanderung von Schülern zu verhindern. Baulich habe man mit der Sanierung der Turnhalle begonnen. Was die Rekrutierung einer Schulleitung angehe, habe man als Träger keine Handlungsmöglichkeit, betont aber allgemein: „Das Marion-Dönhoff-Gymnasium ist für den Rhein-Lahn-Kreis ein wichtiger Baustein als Schulstandort, als Schulträger unterstützt der Kreis die Attraktivität der Schule im Rahmen der Möglichkeiten.“
Unsere Zeitung hat auch mehrfach vergeblich versucht, eine Stellungnahme des Schulelternbeirats der Schule zu bekommen. Man wolle sich aktuell nicht öffentlich zu dem Thema sinkender Anmeldezahlen äußern, heißt es von dieser Seite.
Ein Versuch, sich im Ringen um Gymnasiasten ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen, scheiterte vor einigen Jahren kolossal: Das MDG führte 2009/2010 das System „Gymnasium mit neunjährigem Bildungsgang mit Ganztagsschule in Angebotsform“ ein, kurz G 8. 2017 legte der erste G-8-Abiturjahrgang die Prüfungen ab. Die Resonanz ließ in der Folge aber zu wünschen übrig, der Träger zog die Notbremse. Seit 2020/21 befinden sich wieder alle Jahrgänge der Unter- und Mittelstufe im G 9-System ...