Wieder Balduinstein betroffen: Schnelle Hangsicherung durch provisorischen Fangzaun - Wie geht es weiter?
Schock in Balduinstein: Tonnenschwerer Felsbrocken landet in Vorgarten
felshoch
Nur ein paar Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt ist dieser gewaltige Felsbrocken an der Cramberger Straße in Balduinstein in einen Garten eingeschlagen.
Marie-Theres Schmidt

Balduinstein. Erst der Starkregen und die Schlammlawine, dann der Wintereinbruch mit schwerem Schnee und zahlreichen umgestürzten Bäumen – und jetzt das...

Ein vier bis fünf Tonnen schwerer, riesiger Felsbrocken hat sich aus dem Hang des Lahntals gelöst, ist etwa 40 Meter tief abgestürzt und in einen Garten an der Cramberger Straße eingeschlagen; 20, 30 Meter vom letzten Wohnhaus am Ortsausgang in Richtung Cramberg entfernt, direkt neben der Kreisstraße. Niemand ist verletzt worden, das ist die gute Nachricht.

Doch für die Ortsgemeinde fangen die neuen Probleme jetzt erst an. „Ich war geschockt“, beschreibt Ortsbürgermeisterin Marie-Theres Schmidt den Moment, als sie den gewaltigen Felsbrocken sah, nachdem Niklas Hergenhahn, Steinmetz vom Fachbetrieb direkt gegenüber der Absturzstelle, Alarm geschlagen hatte.

Das kann teuer werden

Dem ersten Schreck und der Erleichterung, dass nichts Schlimmeres passiert ist, folgt die Erkenntnis, dass auf die Gemeinde für eine verbesserte Hangsicherung nun gewaltige Kosten zukommen. Zunächst soll von einem Fachunternehmen, das auch den Felsbrocken abtransportiert hat, ein provisorischer Fangzaun aufgestellt werden, damit die Kreisstraße nach Cramberg weiter offenbleiben kann. Möglichst bald aber muss die bereits bestehende Hangsicherung durch eine neue, stabilere ersetzt werden. Von Kosten in Höhe von bis zu 250.000 Euro ist da die Rede, um einen Zaun zu installieren, der nicht nur Geröll, sondern auch größere Felsabbrüche auffangen kann.

„Es ist Gefahr im Verzug, wir müssen schnell handeln“, sagt die Ortsbürgermeisterin. Was konkret notwendig ist, müssen nun die Fachbehörden und Experten entscheiden.

Folgen der Schlammlawine

„Die Lage ist wirklich fatal“, gesteht Marie-Theres Schmidt auch vor dem Hintergrund, dass nach dem Starkregen und der Schlammlawine im September weitere Kosten in Höhe von Hunderttausenden Euro auf die Gemeinde zurollen könnten. Teile des Dorfes und zahlreiche Häuser waren von Geröll und braunem Schlamm überflutet worden. Riesige Schäden waren die Folge, die nun einerseits von den betroffenen Privatleuten reguliert und bezahlt werden müssen.

Andererseits aber muss die Ortsgemeinde mit einer Außengebietsentwässerung und weiteren Hangsicherungen im Ortsteil Brühl und auf der Schieferhalde Vorsorge treffen, damit ein solches Naturereignis nicht noch einmal derart katastrophale Folgen nach sich zieht. Ortsbürgermeisterin Schmidt sieht die Ortsgemeinde überfordert und fühlt sich alleingelassen. „Es kann doch nicht sein, dass eine kleine Gemeinde mit 600 Einwohnern auf diesen Kosten sitzen bleibt“, sieht sie vor allem das Land in der Pflicht.

Bäume müssen gefällt werden

Zumal ein weiteres Problem bislang ungelöst ist und ebenfalls erhebliche Kosten nach sich ziehen wird. Die Verbindungsstraße von Balduinstein zum Talhof und der Schaumburg, eine zur Gemeindestraße abgestufte ehemalige Kreisstraße, ist seit Monaten gesperrt, weil dort Dutzende Bäume umzustürzen drohen. 73 sind es an der Zahl. Hinzu kommen laut Ortsbürgermeisterin Schmidt 100 Bäume entlang des Lahnhöhenweges, die ebenfalls gefällt werden müssen. Der Wanderweg ist deshalb zurzeit gesperrt.

Es bleibt in den kommenden Wochen und Monaten also viel zu tun und zu regeln für die Ortsbürgermeisterin. „Zu viel für eine Ehrenamtliche“, findet Marie-Theres Schmidt, die daraus für sich die Konsequenz gezogen hat, sich im Juni bei der Kommunalwahl nach zwei Amtszeiten nicht mehr der Wiederwahl stellen zu wollen. Schmidts ernüchtert-erschöpfte Bilanz: „Es ist zu viel Verantwortung.“ Wer ihr Nachfolger werden soll, ist unklar. Ein Kandidat ist bislang nicht in Sicht.

Von Hans Georg Egenolf

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