Die Schliem, wie im Volksmund das Teilstück der Bundesstraße 274 zwischen Zollhaus und der Abzweigung Allendorf heißt, wird zukünftig an Wochenenden und Feiertagen für Motorräder gesperrt. Die Verkehrsschilder sind bereits in Auftrag gegeben. So lauteten die Informationen auf der Ratssitzung der Verbandsgemeinde (VG) Aar-Einrich am Montagabend. Bürgermeister Lars Dennighoff hatte die Ratsmitglieder über den neuen Sachstand informiert. Die VG selbst ist als Gebietskörperschaft bei der Fassung und Umsetzung dieser Beschlüsse nicht involviert.
„Die Anordnung gibt der Landkreis in Absprache mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz“, ordnet die Koblenzer Pressestelle des LBM den Ablauf kurz ein. Die Kreisverwaltung informierte am Dienstag in einer Pressemitteilung, dass in den Sommermonaten – beginnend voraussichtlich am 1. August – an Samstagen, Sonntagen sowie Feiertagen der Abschnitt der B274 zwischen Abzweigung Allendorf und Zollhaus für den motorisierten Motorradverkehr gesperrt würden. „Die Sperrung betrifft ausschließlich Motorräder. Mofas und Kleinkrafträder dürfen die Strecke weiterhin befahren. Die Anbindung nach Allendorf über die B274 bleibt somit auch für Fahrzeuge aus Richtung Katzenelnbogen bestehen“, teilt die Kreisverwaltung weiter mit.
Seit der umfangreichen Sanierung und dem Ausbau der Strecke durch den LBM Diez sei die Strecke immer wieder im öffentlichen Fokus aufgrund der riskanten Fahrweise einiger Motorradfahrer, begründet die Kreisverwaltung diesen Schritt. „In enger Abstimmung mit Polizei und LBM wurden verschiedene Maßnahmen geprüft und getestet. Aufgrund der geltenden Straßenverkehrsordnung (StVO) und technischer Vorgaben konnten jedoch keine alternativen Lösungen umgesetzt werden. Daher wurde die Sperrung für den motorisierten Motorradverkehr als geeignete Maßnahme beschlossen, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu erhöhen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Die entsprechenden Schilder sollen in Kürze aufgestellt werden.
Drei tödliche Unfälle in den vergangenen Jahren
Bereits seit Jahren halten Unfälle auf der Schliem Polizei und Rettungsdienste in Atem. Auch am vergangenen Sonntag kam es dort laut einer Pressemitteilung der Polizei zu zwei Verkehrsunfällen, bei denen jeweils auch Motorradfahrer involviert waren. So befuhr gegen 17.15 Uhr ein 20 Jahre alter aus dem Raum Frankfurt stammender Motorradfahrer die Schliem in Richtung Zollhaus, als er „vermutlich aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit“ in einer Linkskurve nach rechts von der Fahrbahn abkam und mit einer Schutzplanke kollidierte. Dabei erlitt er mehrere Knochenbrüche und wurde laut Polizeiangaben mit einem Rettungshubschrauber in ein Neuwieder Krankenhaus gebracht. Nur „wenige Hundert Meter“ weiter stürzte noch am selben Nachmittag eine 23-jährige Motorradfahrerin aus dem Landkreis Offenbach in einer Rechtskurve. Im Rutschen kollidierte sie mit einem entgegenkommenden Pkw. „Die junge Frau wurde hierbei glücklicherweise nur leicht verletzt und konnte nach durchgeführten Untersuchungen das Krankenhaus noch am gleichen Abend wieder verlassen“, so die Polizei.
Ging der jüngste Unfall noch vergleichsweise „glimpflich“ aus, so ereigneten sich auf der Schliem in den vergangenen Jahren drei tödliche Unfälle mit Motorrädern. Der jüngste Todesfall im August 2024 hatte die Diskussionen um ein Fahrverbot dann noch einmal befeuert. Damals fuhr ein 34 Jahre alter Mann aus dem Wetteraukreis in Richtung Allendorf, kam in einer Rechtskurve ins Rutschen und prallte gegen eine Leitplanke. Das über die Fahrbahn geschleuderte Motorrad kollidierte mit einem entgegenkommenden Pkw, dessen Fahrer aber unverletzt blieb. Trotz eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen erlag der Motorradfahrer noch an Ort und Stelle seinen Verletzungen.
Weiterer Unfall auf der B274
Nicht nur zwischen Allendorf und Zollhaus, auch im weiteren Verlauf der B274 kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Am Sonntag verletzte sich ein 27-jähriger Motorradfahrer aus der Verbandsgemeinde Montabaur gegen 16 Uhr bei einer Kollision mit einem kreuzenden Reh kurz vor Mittelfischbach schwer. Durch den Zusammenstoß wurde der Mann laut Polizeiangaben von seinem Motorrad geschleudert und zog sich schwerste Verletzungen zu. Er wurde nach erfolgter Erstversorgung mit einem Rettungshubschrauber in eine Wiesbadener Klinik geflogen. red