Immer noch abgesperrt zeigt sich der Zugang zur Jugendherberge an der alten Kemmenauer Straße in Bad Ems. Eigentlich sollte im vergangenen Jahr die lange geplante Sanierung begonnen haben, aber daraus wurde nichts. Grund dafür sind die weiter deutlich angestiegenen Kosten.
Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, erklärt dazu: „Ein Problem sind in der Tat die sehr stark gestiegenen Baukosten. Aktuell gehen wir von Investitionskosten von mindestens 5 Millionen Euro aus.“ Bislang wurde mit rund 3,5 Millionen Euro kalkuliert. „Ein solch hohe Investition ist für die relativ kleine Jugendherberge Bad Ems wirtschaftlich nicht tragbar“, ergänzt Jacob Geditz. Das bedeute aber noch nicht das Aus für den Standort. „Wir bemühen uns derzeit um Unterstützung für eine tragfähige Finanzierung, zur Umsetzung der Maßnahme und zum Erhalt der Jugendherberge“, schreibt Jacob Geditz weiter.
Es ist fatal, dass die Kosten so stark weglaufen.
Uwe Bruchhäuser, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau
Uwe Bruchhäuser (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, und Oliver Krügel (CDU), Stadtbürgermeister Bad Ems, bekennen sich zum Standort der Jugendherberge und zu den Zuwendungen. Von der Stadt, der Verbandsgemeinde und dem Rhein-Lahn-Kreis soll es jeweils 200.000 Euro für die Sanierung des Hauses geben. „Es ist fatal, dass die Kosten so stark weglaufen. Die Jugendherberge ist ein festes Standbein im touristischen Angebot“, betont Uwe Bruchhäuser. „Das Haus ist wichtig für die Stadt Bad Ems. Die Einrichtung spricht vor allem Jugendliche und junge Familien an“, hebt Oliver Krügel hervor.
Ende 2019 wurde die Herberge geschlossen, danach sollte eine umfassende Modernisierung erfolgen, die erst wegen Corona und dann wegen der steigenden Baukosten ausgebremst wurde. Vorgesehen war die Renovierung aller 31 Gästezimmer zusammen mit den Bädern. Das Foyer, die Rezeption, die Cafébar, das Restaurant und die Küche sollten umgestaltet werden. Das Gebäude sollte mehr Barrierefreiheit erhalten. Nun hängt der Umbau in der Luft, denn es ist offen, ob und wie eine Finanzierung von 5 Millionen Euro (oder mehr) gelingen könnte.

Die Emser Jugendherberge ist seit Jahrzehnten in der alten Kemmenauer Straße zu finden, und zwar seit sechs Jahrzehnten. Die Bleibe für junge Gäste hatte allerdings zuvor schon ganz andere Standorte in Bad Ems. Hans-Jürgen Sarholz berichtet in seinem Buch „Geschichte der Stadt Bad Ems“ davon, dass eine Ortsgruppe des Jugendherbergsverbands im Jahr 1924 gegründet wurde. Ein Jahr später erhielt die Gruppe Räume im Hinterhaus des Hauses Nassau in der Römerstraße 45. Ebenfalls 1925 kam Robert Schirrmann, der Gründer des Deutschen Jugendherbergswerks, zur Grundsteinlegung für den Neubau in der oberen Grabenstraße nach Bad Ems. Der Bauplatz in der Grabenstraße war allerdings nicht wirklich geeignet, so wurde der geplante Bau nie verwirklicht. Ende der 1920er-Jahre wurden rund 4000 Gäste im Jahr im Haus Nassau gezählt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Jugendherberge zunächst in das frühere Klärwerk des Staatsbads am Hasenkümpel verlegt. 1953 ging es in die Wilhelmsallee und 1956 in zwei Baracken am Martinshof, die vorher von Schulen genutzt wurden. 1964 konnte schließlich der Neubau in der alten Kemmenauer Straße bezogen werden, der seither als Standort dient. Im Jahr 2008 öffnete die Emser Jugendherberge beim Tag der offenen Tür nicht nur die bekannten Räume, sondern auch den Bunker unterhalb des Gebäudes. Zahlreiche Besucher strömten damals durch das Labyrinth aus Gängen und Räumen, in dem sich die Besucher ohne die Führung vom damaligen Betriebsleiter Siegfried Peter verlaufen hätten. In den 1950er-Jahren wurde der Bunker als Not-Krankenhaus errichtet, falls sich der Kalte Krieg in einen Atomkrieg verwandelt hätte. Erweiterungen des Bunkers gab es noch in den 1960er- und 1970er-Jahren.
Bis Mitte der 1990er-Jahre wurde der Bunker noch gepflegt und gehegt.
Das sagte der damalige Herbergsleiter Siegfried Peter 2008 über die Anlagen unter dem Haus
Siegfried Peter selbst staunte nicht schlecht über den außergewöhnlichen Keller, als er 2001 die Jugendherberge übernahm. Mit Drei-Etagen-Betten waren die Patientenzimmer damals noch ausgestattet, die später entsorgt wurden. Und als sich Besucher 2008 über den tadellosen Zustand der Flure und Räume des mehr als 50 Jahre alten Bauwerks wunderten, klärte Peter auf: „Bis Mitte der 1990er-Jahre wurde der Bunker noch gepflegt und gehegt.“
Aber auch die oberirdischen Stockwerke wurden gern besucht. 32 Zimmer mit 117 Betten hielten Siegfried und Ilse Peter 2008 in ihrem Jugendgästehaus für 17.000 bis 19.000 Gäste im Jahr vor. Zu den Besuchern gehörten vor allem Schulklassen und in den Ferien und an den Wochenenden auch Sportvereine, Chöre oder Familien. Sie kamen laut einem Artikel aus dem Jahr 2008 aus ganz Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Bundesländern, blieben in der Regel drei bis fünf Tage oder nutzten die Herberge als Zwischenstopp einer Radtour für eine Nacht. Neben den Ein-, Zwei- und Vier-Bett-Zimmern bewunderten die Gäste beim Tag der offenen Tür auch die beiden Speiseräume, Bistro, Café, die drei Aufenthalts- und Tagungsräume, die bis zu 100 Personen Platz bieten sowie das Kinderspielzimmer.
Zahlreiche Angebote für die Gäste
2014 konnte die Lahntal-Jugendherberge in Bad Ems noch 16.298 Übernachtungen verzeichnen, doch ging diese Zahl ein Jahr später – entgegen dem Trend – herunter. 2015 wurden nur noch 15.938 Übernachtungen im Bad Emser Haus gezählt. 2016 wurde zur Ausstattung des Jugendgästehauses für Veranstaltungen, Tagungen, Workshops, Projekttage und Musikfreizeiten berichtet. In Bad Ems konnten die Gäste über Beamer, Diaprojektor, Overheadprojektor, Leinwand, Pinnwand, Flipchart, Tafel, Moderationsmaterial, Fernseher, DVD-Player, Musikanlage mit CD-Player, WLAN und ein Klavier verfügen. Außerdem waren ein Internet-Terminal, Tischtennis, Flipper, Tischfußball, Billard, Gesellschaftsspiele, Sportplatz für Ballspiele, Spielplatz und eine Grillhütte im Angebot. Ende 2019 schloss die Jugendherberge ihre Pforten – für einen Umbau, der rasch erfolgen sollte. Dann kamen Corona und ständig steigende Baupreise dazwischen. Das Gästehaus in der alten Kemmenauer Straße bleibt seither ungenutzt.