Aber erst noch einmal zu den Plänen: Zurückgesetzt von der Felsenspitze soll das „Slow Down Loreley“ entstehen. Die Gebäude mit ihren begrünten Dächern, Holzfassaden sowie Erdeinfassungen aus Schiefer und Grauwacke schmiegen sich in die Landschaft des Welterbes Oberes Mittelrheintal, wie die Planet-Gruppe in Kiel, die für das touristische Konzept zuständig ist, mitteilte. „Für die Umsetzung des Projekts ist es von herausragender Bedeutung, dass die Gebäude innerhalb der sensiblen Landschaft des Unesco-Welterbes nicht die berühmte Szenerie beeinträchtigen“, heißt es in einer Präsentation der Investoren. Genau das bezweifelt jedoch der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz.
„Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) steht dem jetzt vorgelegten Entwurf für eine 700-Betten-Hotelanlage auf dem Loreley-Plateau wegen des enormen Bauvolumens, der ungelösten Parkplatzfrage und der damit verbundenen Zerstörungen des Landschaftsbildes sehr kritisch gegenüber, auch wenn er die Bemühungen der Nidag AG um eine landschaftsverträgliche Hotelarchitektur auf dem Loreley-Plateau anerkennt“, schreibt der Verein im ersten Satz der Stellungnahme. Es folgt die Forderung an das Land Rheinland-Pfalz, die Verbandsgemeinde Loreley, die Stadt St. Goarshausen, die Ortsgemeinde Bornich, die Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises, aber auch an die Nidag Neubau Immobilien Developement AG als Investor eine einvernehmliche Lösung zu finden, um das Bauvolumen der geplanten Hotelanlage zu reduzieren und auf einen Großparkplatz in unmittelbarer Hotelnähe zu verzichten, damit die Unesco-Welterbelandschaft Oberes Mittelrheintal auch auf dem Hochplateau des Loreleyfelsens in ihrer Besonderheit sichtbar und erlebbar bleibt. Der jetzt vorgelegte Entwurf lasse den Respekt vor dem besonderen Landschaftsraum lediglich im Bauabschnitt der sogenannten Weinbergterrassen erkennen, so der RVDL. Besondere Kritik gilt den geplanten „geplanten 15 Hotelvillen“ sowie der nach Ansicht des Vereins ungelösten Parkplatzsituation. Stellflächen dürften „keinesfalls auf dem gegenüberliegenden, unmittelbar an der Kreisstraße befindlichen Wiesengrundstück geschaffen werden“. Abschließend erachtet es der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz als wichtig, die Landschafts- und Denkmalverträglichkeit des Gesamtentwurfs vor Baubeginn unbedingt einer Überprüfung durch Icomos (Internationaler Rat für Denkmalpflege und Berater-Organisation der Unesco) zu unterziehen. Sicherlich sind noch einige Fragen offen, aber andere vom RVDL angesprochene Punkte sind zumindest aktuell nicht mehr wirklich ein Thema. Das dürfte der Verein, der wie verschiedene Behörden, Verwaltungen und Institutionen Teil der Lenkungsgruppe ist und vor Veröffentlichung der Stellungnahme informiert war, wissen.
Nach Ansicht von Mike Weiland, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, integriert sich der nun vorgestellte Komplex, anders als frühere Ideen, sehr gut in die Landschaft. Wenn er das Projekt nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könnte, hätte er die Pläne nicht der Öffentlichkeit vorgestellt, erklärt der VG-Chef gegenüber unserer Zeitung. Den Forderungen des Rheinischen Vereins hält Weiland entgegen: Gegenstand des bei der VG Loreley eingegangenen Bauantragsverfahrens ist die Variante 1, die eine Anzahl von zehn Hotelvillen mit einem davor gelagerten Parkplatz vorsieht. Die in der Stellungnahme angeführten 15 Hotelvillen seien nur dann möglich, wenn der Parkplatz auf die andere Seite der Kreisstraße gebaut würde. „Dies gibt der aktuelle Bebauungsplan aber gar nicht her“, so die Aussage des Verwaltungschefs. Er sehe darüber hinaus auch keine politische Mehrheit im Planungsverband für eine Bebauungsplanänderung, da die Verbandsgemeinde dortige Flächen auf der anderen Straßenseite als Buga-Potenzialflächen erwerben möchten und nicht für Hotelparkplätze. Sicherlich würde der Investor aus wirtschaftlichen Gründen die andere Variante bevorzugen. „Aber dies ist derzeit kein Bauantragsthema“, sagt Weiland.
„Mit den Unesco-Vorgaben ist ein Sichtachsenkonzept entwickelt worden, sodass man das Hotel von bestimmten Punkten unten nicht sieht“, sagte Unternehmenssprecherin Sybill Kolander von der Planet-Gruppe gegenüber der Deutschen Presseagentur. Konkret bedeutet dies, dass es zu dem Hotel im Grunde keine Sichtbeziehungen aus dem Tal heraus gibt. Vom Aussichtspunkt Maria Ruh auf der gegenüberliegenden Rheinseite wird der „Hotel-Blick“ durch Bäume „verschattet“, wie es heißt. Ähnliches gilt auch für den östlichen Aussichtspunkt im Kultur- und Landschaftspark, der rheinaufwärts gelegen ist. Guido Daum aus dem Wissenschafts- und Kulturministerium in Mainz ist als Kontaktmann des Landes Rheinland-Pfalz zu Icomos und der Unesco von Beginn an Mitglied der Lenkungsgruppe Loreley. Er hat eine positive Stellungnahme abgegeben.
Im Frühling 2021 ist laut Kolander der Baubeginn für das Projekt mit einem fünfstöckigen Hauptgebäude, zehn zwei- bis vierstöckigen „Hotelvillen“ sowie „40 Superior-Zimmern in Weinbergterrassen“ geplant. 2024 soll das Hotel „Slow Down Loreley“ hoch über dem Rhein eröffnen. Die drei Partner Planet Gruppe, Nidag und Aye Media planen der Sprecherin zufolge eine Investition von 85 Millionen Euro. Nidag sei bereits seit 2016 Eigentümer der benötigten Grundstücke auf der Loreley. Doppelzimmer soll es ab 99 Euro pro Nacht geben. Wanderer, Familien, Wellness-Touristen und Tagungsgäste seien die erwartete Zielgruppe.