Hohe Auflagen für Events
Rhein-Lahn: Sicherheit bremst Großveranstaltungen aus
Über viele Jahre sorgte "Fahr zur Aar" für einen fröhlichen Tag, bei dem zahlreiche Menschen per Rad auf der B54 unterwegs waren. Die deutlich erhöhren Sicherheitsauflagen nach Auto-Anschlägen wie etwa in Magdeburg haben dem nun neinen Strich durch die Rechnung gemacht.
Uli Pohl

Jahrelang waren Großveranstaltungen mit Massen an Besuchern kein Problem, doch das hat sich nach mehreren Anschlägen per Auto geändert. Nun greifen überall schärfere Auflagen für die Sicherheit, die große Feste an Rhein und Lahn bedrohen.

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Anschläge mit Autos oder Lastern auf große, öffentliche Märkte haben Menschenleben gekostet und die Öffentlichkeit erschüttert. Vor allem die Attacke auf Besucher des Magdeburger Weihnachtsmarkts hat zu einem Umdenken für die Sicherheitskonzepte bundesweit gesorgt. Einige große Veranstaltungen mussten abgesagt werden, andere erfordern wegen der Auflagen einen deutlich größeren Aufwand und stehen auf der Kippe. Den hohen Sicherheitsanforderungen fiel in diesem Jahr auch der autofreie Tag im Aartal „Fahr zur Aar“ zum Opfer. Mitte März mussten die Veranstalter, die Verbandsgemeinden Aar-Einrich und Diez, der Rheingau-Taunus- und der Rhein-Lahn-Kreis sowie die Kommunen im Aartal die Veranstaltung absagen. Geplant war sie für Sonntag, 25. Mai. Während der Vorbereitung wurde deutlich, dass mit den gestiegenen Anforderungen „Fahr zur Aar“ logistisch und finanziell nicht zu stemmen sei. Wie die Zukunft von „Fahr zur Aar“ aussieht, werde sich zeigen. Zunächst soll beraten werden, ob es alternative Lösungen gibt. Somit sind die Perspektiven von „Fahr zur Aar“ bis auf Weiteres offen.

Die Veranstalter hatten die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der Anschläge mit Fahrzeugen wie in München oder Magdeburg überarbeitet. Die aktualisierten Maßnahmen aus 2024 an der B54 hätten jedoch nach Ansicht der Polizei nicht ausgereicht. Eine Gefährdung der Teilnehmer durch gewaltsames Eindringen von Fahrzeugen in eine Menschenmenge hätte nicht verhindert werden können. In einem Austausch mit den beteiligten Kommunen und den Ordnungsbehörden sei deutlich geworden, dass die Sicherung der 39 Kilometer langen Strecke zwischen Diez und Taunusstein-Bleidenstadt angesichts der vielen Zufahrten, Waldwege und der damit verbundenen Absicherung durch Lkw nicht gewährleistet sei.

Lahnsteiner Vereine mussten sich gehörig strecken

Auch in Lahnstein gab es in jüngster Zeit Probleme, weil sich Veranstalter mit riesigen Sicherheitsauflagen konfrontiert sahen. Straßensperren und Barrieren, ein riesiger logistischer Aufwand, mitunter auch für kleinere Veranstaltungen wie die Lehner Kirmes in Niederlahnstein. Der ausrichtende Verein schlug bereits vor zwei Jahren Alarm, weil die Auflagen so hoch waren. Am Ende speckte die Stadtverwaltung ein wenig ab, doch viele Ehrenamtler blicken mit Sorge in die Zukunft. Auch beim diesjährigen Karneval am Rhein-Lahn-Eck mussten sich die beiden beteiligten Vereine – das Carneval Comité Oberlahnstein und der Niederlahnsteiner Carneval Verein – gewaltig strecken, um die Auflagen zu stemmen. Zumal der Anschlag von Magdeburg zuvor sensibilisiert hatte. Die Vereinsvertreter setzten sich mit Polizei und Vertretern des Ordnungsamtes zusammen, auch ein Sicherheitsunternehmen war beteiligt, um gemeinsam das Sicherheitskonzept festzulegen. Der ursprüngliche Zugweg des Kinder- und Jugendumzugs musste allerdings angepasst werden: Dieser sollte eigentlich durch beide Stadtteile gehen, der Weg blieb diesmal auf Oberlahnstein beschränkt.

Für den Nassauer Michelsmarkt haben die Veranstalter auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die mit den Sicherheitsauflagen verbunden sind. Der traditionsreiche Markt in der Innenstadt hat zahlreiche Zufahrten, was Absperrungen sehr aufwendig macht. Der Michelsmarktverein musste kürzlich erklären, dass er zurzeit das Geld für das geforderte Konzept nicht aufbringen kann. Der Nassauer Michelsmarktverein ist ein eigenständig wirtschaftender Verein ohne jegliche finanziellen Zuschüsse von Stadt, Verbandsgemeinde oder Kreis. Die Haupteinnahmen kommen also aus Stand- und Eintrittsgeldern im Rahmen des viertägigen Stadtfestes. Der Verein zeigte sich zusammen mit Stadtbürgermeister Manuel Liguori allerdings auch zuversichtlich, dass man die Hürden für den im September anstehenden Markt meistert und dass wieder zum fröhlichen Markttreiben eingeladen werden kann.

Nastätten zeigt sich gut gerüstet

Grundsätzlich hat auch die Stadt Nastätten ein Sicherheitskonzept für ihren Oktobermarkt. Dabei spricht Stadtbürgermeister Marco Ludwig von zwei Varianten: vom Umfang her zum einen den Oktobermarkt und zum anderen die restlichen Märkte, die sich lediglich über die Römerstraße (Fastnacht, Nachtbummel, Blaufärber, Weihnachtsmarkt) oder nur den Kirchplatz (Sommerfest) ausdehnen. Für den Oktobermarkt wurde das Konzept seit Jahren immer wieder angepasst und justiert, sodass Nastätten insgesamt bereits gut gerüstet sei. Aktuell ist die Absperrung ein Thema und das werde gerade abgestimmt. „Wir werden entsprechend Absperrungen stellen, die zum Teil fixiert sind und teilweise mobil sind“, erklärt Marco Ludwig. Das Ganze passiere in Abstimmung mit Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr und DRK sowie dem Securitydienst. Das Polizei- und Ordnungsbehördenkonzept (POG) werde beachtet, dabei fällt Nastätten in die Kategorie unter 5000 Besucher. „Das können wir nach den ersten Abstimmungsgesprächen auch gut lösen“, meint Marco Ludwig.

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