Netzbetreiber Syna investiert 1 Milliarde Euro -Anschluss von Solarparks wird geprüft
Rhein-Lahn-Kreis: Syna investiert in Stromleitungen für Rechenzentren – Anschluss von Solarparks wird geprüft
1 Milliarde Euro will der Netzbetreiber Syna bis 2018 in den Ausbau der Netze investieren, um diese für die Energiewende vorzubereiten. Symbolfoto: Koenig
Johannes Koenig

„Die Energiewende findet in den Verteilnetzen statt.“ Dieses Motto hatten der kaufmännische Geschäftsführer des regionalen Stromnetzbetreibers Syna, Marcel Rohrbach, und sein Kollege, der technische Geschäftsführer Andreas Berg, bereits im vergangenen Jahr ausgegeben. „Die Syna investiert in den kommenden fünf Jahren mehr als 1 Milliarde in Netzausbau, Digitalisierung und Infrastruktur“ , so die Ansage.

Lesezeit 4 Minuten

Aktuell ist man noch im Hochlauf, aber schon nah dran an der jährlichen Investitionssumme von durchschnittlich 200 Millionen Euro. „Es ist wirklich ernst gemeint, was wir hier tun“, betont daher Andreas Berg. Denn um die von der Politik gesetzten energiepolitischen Ziele zu erreichen, muss sich die Syna in ihren Netzen bis 20230 auf eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Windenergiemenge und 3,6-mal so viel PV-Energie einstellen. Hinzu kommen fast das 15-fache an Ladepunkten (insgesamt etwa 270.000) und eine Versechsfachung der Wärmepumpen auf 140.000 Stück.

Neben dem Kapazitätsausbau spielt auch die bereits erwähnte Digitalisierung und „Smartifizierung“ eine immer wichtigere Rolle. Denn früher konnten die Netze „dumm“ sein, da die Energie in eine Richtung floss: von großen zentralen Kraftwerken in die Häuser. „Nun aber ist jedes Haus ein kleines Kraftwerk“, weiß Andreas Berg. Daher plant die Syna, mehr als 200 Kilometer Hochspannungsleitungen und rund 12.000 Kilometer an Mittel- und Niedrigspannungsnetz umzubauen oder zu erweitern. Außerdem will das Unternehmen etwa 2000 digitale Ortsnetzstationen und mehr als 200.000 intelligente Messsysteme installieren.

Arbeiten an der B 260

Und auch im Rhein-Lahn-Kreis investiert der Netzbetreiber laut Syna-Pressesprecher Hans Reimann weiter: „Im Bereich von Lahnstein und Nastätten wird unter anderem ein Mittelspannungskabel erneuert.“ Das geschieht im Rahmen des Ausbaus der B 260 und zwar auf einer Länge von rund 4,3 Kilometern zwischen dem Abzweig Friedrichsegen bis Fachbach. Außerdem werden Trafostationen erneuert. „Dies dient zur besseren Beobachtbarkeit der Niederspannungsnetze sowie zur Fernsteuerung der Mittelspannungsschaltanlagen.“

„Die Syna hat Versorgungsverträge mit 24 Rechenzentren.“

Diese werden dann laut dem Unternehmen einen mit einer Großstadt von 1,6 Millionen Einwohnern vergleichbaren Stromverbrauch haben.

Eine prominente Rolle bei der jüngsten Pressekonferenz der beiden Syna-Geschäftsführer spielte wiederum ein Thema, welches nur auf den ersten Blick nichts mit dem Rhein-Lahn-Kreis zu tun hat. Gemeint sind die Rechenzentren in Frankfurt. Denn die Mainmetropole ist neben London der größte Rechenzentrumsstandort in Europa. Die Stadt gilt sogar als der größte kommerzielle Internetknoten weltweit. Für die Syna interessant ist dabei vor allem die Tatsache, dass große Rechenzentren einen Strombedarf wie Großstädte haben.

„Die Syna hat Versorgungsverträge mit 24 Rechenzentren“, bestätigt Hans Reimann. „Im Endausbau wird der Verbrauch im Bereich von 1600 Megawatt liegen.“ 100 Megawatt entsprechen etwa dem Tagesbedarf von 100.000 Einwohnern, sodass 1600 Megawatt mit dem Energieverbrauch einer Großstadt mit 1,6 Millionen Einwohnern vergleichbar wären. Und diese Strommengen werden nicht allein in Frankfurt oder im Rhein-Main erzeugt.

„Diese Leistung muss über das Übertragungsnetz ins Rhein-Main-Gebiet transportiert werden“, stellt dann auch Hans Reimann fest. „Hierzu sind auch die Projekte Ultranet und Rhein-Main-Link als ein Teil des zukünftigen Übertragungsnetzes der Amprion relevant.“ Denn der Übertragungsnetzbetreiber will mithilfe der Höchstspannungsleitung Ultranet in Norddeutschland produzierten Windstrom in den Süden bringen. Und der noch im Genehmigungsverfahren befindliche Abschnitt D1 von Koblenz nach Marxheim verläuft durch den Rhein-Lahn-Kreis.

Genutzt werden dort nach Stand der Dinge ausschließlich bestehende Stromtrassen. Was für Unmut in betroffenen Ortsgemeinden wie zum Beispiel Cramberg in der Verbandsgemeinde (VG) Diez sorgt. Denn die Masten, welche die Energie für die Frankfurter Rechenzentren transportieren, stehen zum Teil nur wenige Hundert Meter von den Häusern entfernt.

Mehrere Umspannwerke geplant

„Aus dem Übertragungsnetz wird die Leistung dann über sogenannte Abspannpunkte in das Verteilnetz der Syna eingespeist“, erklärt Reimann. Dort wandeln etwa garagengroße Transformatoren die ankommende elektrische Spannung von 380 Kilovolt (kV) in 220 oder 110 kV um. „Zur Erhöhung der Leistungsbereitstellung baut die Amprion drei neue Abspannpunkte in Marxheim, Eschborn und Bommersheim.“ Im Fall von Eschborn und Bommersheim handelt es sich um Gemeinschaftsprojekte von Amprion mit dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT. „In Marxheim betreiben wir bereits ein eigenes 110 kV zu 20 kV Umspannwerk, an welches der neue Abspannpunkt der Amprion angebunden wird.“

Entlang der B 260 werden auch Mittelspannungsleitungen erneuert. Foto: Marta Fröhlich
Marta Fröhlich

Ebenfalls ein Fall für die Syna sind Pläne von Ortsgemeinden im Rhein-Lahn-Kreis, große Solarparks zu genehmigen. So empfahl zum Beispiel der Bauausschuss der VG Diez jüngst, den bestehenden Flächennutzungsplan für geplante PV-Flächen fortzuschreiben. Darunter sind unter anderem Laurenburg mit 17,2 Hektar, Holzappel und Langenscheid mit insgesamt 17 Hektar sowie Altendendiez mit 14 Hektar.

„Im Zuge des Ausbaus ist die Syna als vor Ort zuständiger Netzbetreiber in der Mittel- und Niederspannung erster Ansprechpartner für den Anschluss neuer Anlagen“, bestätigt Reimann. Daher überprüft die Syna zunächst die technische und wirtschaftliche Realisierbarkeit. Denn der mögliche Netzanschlusspunkt muss von der Spannungsebene her geeignet sein und die kürzeste Entfernung per Luftlinie zum Standort der neuen Solarparks aufweisen.

Netzwahl steht noch aus

Bei der Prüfung kann sich dann herausstellen, dass insbesondere Anlagen mit hoher Einspeiseleistung nicht in das Mittel- und Niederspannungsnetz der Syna integriert werden können. Diese müssen dann an das Hochspannungsnetz angeschlossen werden. Im Bereich der VG Diez wird das von der Westnetz GmbH betrieben. „Wo letztendlich die PV-Anlagen im Stromnetz angeschlossen werden, hängt immer vom jeweiligen Prüfergebnis ab“, lautet daher das vorläufige Fazit des Pressesprechers.

Top-News aus der Region