Demo vor Kreishaus
Rhein-Lahn: Jäger nehmen geplantes Gesetz ins Visier
Rund 120 Jägerinnen und Jäger versammelten sich vor dem Kreishaus in Bad Ems und machten ihrem Unmut über das neue Landesjagdgesetz Luft, das von Ministerin Kartin Eder (Grüne) vorgelegt wurde.
Andreas Galonska

Viel Unmut hat sich in der Jägerschaft über das neue Jagdgesetz aufgebaut, das die Grünen-Ministerin Katrin Eder vorgelegt hat. Vor dem Kreishaus in Bad Ems wurde von zahlreichen Teilnehmern gegen die Novelle protestiert.

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Für einen machtvollen Auftritt hat die Jägerschaft im Rhein-Lahn-Kreis mit ihrer Demonstration vor dem Kreishaus gesorgt. Rund 120 Personen sind dem Aufruf gefolgt, sich gemeinsam gegen die Novelle des Landesjagdgesetzes auszusprechen, das Katrin Eder (Bündnis 90/Grüne), rheinland-pfälzische Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, vorgelegt hat.

Angela Warkentin, Vorsitzende der Kreisjägerschaft, freute sich über die vielen Teilnehmer. „Die hohe Mobilisierung zeigt vor allem eines: die Jägerinnen und Jäger im Rhein-Lahn-Kreis und in ganz Rheinland-Pfalz stellen sich entschlossen und entschieden gegen die Pläne der Ampel-Regierung in Mainz“, betonte Angela Warkentin. Die Landespolitik übergehe die Interessen des Wildes und der Jägerschaft. Zum neuen Gesetz führte sie aus, dass Pächter und Jagdgenossenschaften zum Spielball von Behördenwillkür werden und dass keiner genau weiß, was auf ihn zukommt. Die Wildschadenshaftung soll bei einer verlängerten Frist auch für seltene Baumarten und für Seitentriebverbiss gelten. Bestehende und bewährte Verwaltungsstrukturen sollen aufgelöst, dem Kreisjagdbeirat sollen fast alle Funktionen entzogen werden. „Gleichzeitig soll die obere Jagdbehörde in Neustadt aufgebläht werden“, kritisierte Angela Warkentin. Sie soll zudem beispielsweise für das Rotwild zentral zuständig sein. Dam- und Muffelwild sollen eliminiert werden, die Waldbiologie werde nicht berücksichtigt. Hinzu kommen nach ihrer Einschätzung bei dem Gesetz Verbote und Einschränkungen bei der Jagdhundeausbildung sowie die Entkernung von Rotwildhegegemeinschaften. „Wir werden zum Sündenbock für den Wolf. Die Jägerschaft soll den Problemlöser spielen und sogar mit den Mitteln der Jagdabgabe haften“, monierte Angela Warkentin.

„Der Versuch, die Jagdgesetznovelle noch vor der Sommerpause durch das Parlament zu peitschen, um das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten, wird scheitern.“
Angela Warkentin, Vorsitzende der Kreisgruppe im Landesjagdverband

„Wir Jäger stehen seit jeher Seite an Seite mit unseren Partnern im ländlichen Raum“, unterstrich die Vorsitzende, die zudem betonte, dass die Jäger ihre Verantwortung für Wald, Wild und Gesellschaft ernst nehmen. Ministerin Eder verweise immer wieder auf die Bedeutung eines klimastabilen Waldes, unterschlage aber, dass es ihr ausschließlich um den Wirtschaftswald gehe. Ein Wald ohne Gewinn bedeute für den Waldbesitzer, dass er sich keinen „teuren Förster“ mehr leisten könne, auch die „kostenintensiven Beamten“ würden dann überflüssig. Angela Warkentin verwies auf die Leistungen der Jägerschaft, die Reviere mit privatem Geld pachte, dort Verantwortung übernehme, für die Hege und die Artenvielfalt sorgt, Wildschäden aus der eigenen Tasche zahlt und sich für die Rehkitzrettung einsetzt. Unfallwild wird kostenlos beseitigt. Die Jäger helfen bei der Wildseuchenprävention und bieten Natur- und Umweltbildung.

Angela Warkentin blickte auf die politische Lage im Land: die FDP sei im freien Fall, die SPD verzeichne in Umfragen Verluste. „Der Versuch, die Jagdgesetznovelle noch vor der Sommerpause durch das Parlament zu peitschen, um das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten, wird scheitern“, schätzte sie. Falls das Jagdgesetz doch den Landtag passieren sollte, dann würden die Jäger ihre freiwilligen Leistungen einstellen, Volksbegehren starten und Verfassungsbeschwerde einlegen. „Wir appellieren an die CDU, schon heute zuzusagen, dass bei einem Regierungswechsel dieses Jagdgesetz wieder außer Kraft gesetzt wird“, forderte die Vorsitzende. Rund 20.000 Mitglieder des Landesjagdverbands stellten rund 2,5 Prozent des effektiven Wählerpotenzials dar. „Wir sind das Zünglein an der Waage“, unterstrich Angela Warkentin.

Die Teilnehmer der Demo präsentierten ihre Forderungen für die Rücknahme des Jagdgesetzes.
Andreas Galonska

Auch Oliver Krügel, Bad Emser Stadtbürgermeister und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, kritisiert das Jagdgesetz. „Es drängt sich der Eindruck auf: Es fehlt an Tiefe, an Respekt vor der jagdlichen Praxis und an echtem Verständnis. Wir erleben, dass ein Keil getrieben wird – zwischen Verwaltung und Jägerschaft, zwischen Theorie und Revierrealität“, erklärte er. Das Signal „Wald vor Wild“ sei verkehrt gesetzt. Jäger leisteten mit ihren Kenntnissen gegen Seuchen, bei Wildunfällen und in der Nachwuchsarbeit sehr viel und seien ein unverzichtbarer Teil des ländlichen Raums und bringen Steuern, Pachten und Verantwortung ein. Das Gesetz sei „einseitig, ideologisch und unsachlich“. CDU-Spitzenkandidat Gordon Schnieder habe erklärt, dass der Gesetzentwurf nicht umgesetzt werde, wenn die CDU an die Regierung kommt. „Wir werden Fehlentwicklungen korrigieren. Die zentralen Kritikpunkte – insbesondere in der Wildhege – werden wir angehen“, betonte Oliver Krügel.

Auch weitere Redner – darunter Martin Buschfort und Sebastian Seifert – kritisierten das Jagdgesetz als Zumutung und unerträglich. „Man muss sich fragen, was Frau Eder da geraucht hat“, stellte Sebastian Seifert (Beigeordneter der Stadt Lahnstein) in den Raum. Aus seiner Sicht haben Katrin Eder und ihr Staatssekretär Erwin Manz nichts mit der Jagd zu tun. Abschließend wurden alle Teilnehmer der Demo zur Protestaktion am 25. Juni in Mainz aufgerufen.

Angela Warkentin bei ihrer Rede.
Andreas Galonska

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