An den Start gegangen war das Spektakel indessen schon lange vorher. Mit einer rheinisch-karnevalistischen Stadtführung unter Leitung des „Lohnschdener Jung“ Karl Krämer inklusive anschließendem gemeinsamem Abendessen in der Altstadt stieg man in Lahnstein am Freitagabend ins Geschehen ein. Am Samstag folgte dann sozusagen das Kontrastprogramm für Fastnachtsmuffel – nämlich mit einer Themenführung, die zwischen Hexenturm und Martinsschloss immer an der Stadtmauer entlang die historischen Glanzlichter Lahnsteins unters Volk brachte.
Und in Braubach? Hier ging es nach einer Stadtführung mit Weinverkostung am Freitag tags drauf promillefrei weiter: Neben der Marksburg, die gleich mehrmals auf dem Programm stand, war auch die historische Altstadt Ziel einer Führung. Eine eher trockene, da mit Jahreszahlen und nüchternen Fakten gespickte Angelegenheit? Von wegen: Wie man lokalgeschichtliches Wissen anschaulich und für jeden nachvollziehbar vermitteln kann, demonstrierte Stadtführer Johannes Wörle.
Von ihm erfuhr man beispielsweise, was es mit dem Ring am Turm der Barbarakirche auf sich hat (hier wurden früher, als sich der Fluss noch bis an die Kirche erstreckte, Schiffe festgemacht), warum Braubach eines großen Teils seiner Stadtmauer verlustig gegangen ist (wurde beim Bau der Eisenbahntrasse abgerissen) und wie eines der ältesten Dörfer in der Region, das 1276 die Stadtrechte erhielt, zu seinem Ruf als „Rosenstadt“ gekommen ist (Johann Dennert, einst Fahrkartenverkäufer für die Köln-Düsseldorfer Schifffahrt, pflanzte in seinen Arbeitspausen die ersten Rosenstöcke).
Wir wollten mal mehr über unsere Nachbarstadt erfahren.
Zwei Lahnsteiner bei der Stadtführung in Braubach
Vom Kriegerdenkmal über Schloss Philippsburg („neben der Marksburg das zweite Burgenjuwel, das wir in Braubach haben“) bis hin zu den mehr als 80 denkmalgeschützten Fachwerkhäusern in der Altstadt: Johannes Wörle gab einen ausgesprochen kurzweiligen Überblick über seine Heimatstadt, vergaß dabei auch nicht die einst ruhmvolle Geschichte des Weinbaus – und machte bei dieser Gelegenheit gleich noch kräftig Werbung für das Winzerfest am ersten Oktoberwochenende. Durchaus denkbar, dass die beiden Ehepaare aus Hamm und Augsburg, die an der Führung teilnahmen, dann wiederkommen. Und die beiden Lahnsteiner sowieso: „Wir wollten mal mehr über unsere Nachbarstadt erfahren“, verrieten sie.
Was das Landprogramm von Rhein in Flammen sonst noch so in der Pipeline hatte? Eine Menge Kulinarisches und vor allem Musikalisches natürlich. Mit klar erkennbarem Schwerpunkt auf den 1990er-Jahren: Eine einschlägige Revival-Sommerabendparty ging in Braubach bereits am Freitagabend an den Start, wo DJ Marv alias Marvin Bersch in den Rheinanlagen Hits von Britney Spears, den Backstreet Boys, Dr. Alban und gefühlt zigtausend anderen auflegte. Am Samstag heizte dann ein paar Stunden, nachdem die kulinarischen Stände geöffnet hatten, die Partyband Sound and Music, kurz S.A.M., dem feierlustigen Volk ein.
Etwas zeitversetzt ging nahe der Johanneskirche in Niederlahnstein DJ John Brisby, der im sogenannten wirklichen Leben Dirk Waldt heißt, ans Werk, legte „Platte um Platte“ auf und servierte bei der zweiten „90er Open Air meets Rhein in Flammen“ eine in Blut und Beine gehende Mischung aus Techno, House, Hip-Hop, Rhythm and Blues und Boygroup-Hits. Wobei man das mit den 90ern nicht allzu eng sehen darf: Auch Songs wie „Major Tom“ oder „Live is Life“, die definitiv aus den 80ern stammen, mogelte er in die Mischung. Macht nichts, zum Feiern und Sich-in-Ekstase-Tanzen kommt es auf ein Jahrzehnt früher oder später nun wirklich nicht an.
Und das taten viele Lahnsteiner mit ebenso großer Begeisterung wie Ausdauer, während es sich andere nur ein paar Schritte weiter auf Campingstühlen und Picknickdecken bequem gemacht hatten – eine relaxte, chillige Atmosphäre quasi inmitten von hämmernden Rhythmen und wummernden Sounds, die es in sich hatten.
Kurz nach 22 Uhr hatte DJ Brisby dann allerdings Pause: Die eingangs erwähnte illuminierte Flotte näherte sich – und gab das Startsignal für das Feuerwerk. Oder besser gesagt, für die beiden Feuerwerke: Außer an der Lahnmündung stiegen auch auf der anderen Rheinseite unterhalb von Burg Stolzenfels stiebende Funken, spektakuläre Formen und schillernde Farben in den Himmel, dass es eine Wonne war. Während die Feuerwerker pyrotechnisch gesehen alles gaben, zogen im Gänsemarsch die aus der Nacht herüber leuchtenden Schiffe vorbei – ein zweifelsohne atemberaubendes Spektakel.
Übrigens: Auch wenn es laut Polizeibericht anfangs zu einer leichten Kollision zwischen zwei Passagierschiffen kam, trifft dies auf Braubach, wo sich Feuerwerk und Konvoi einige Minuten früher präsentierten, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genauso zu.