Nur eine Stimme Mehrheit beim Grundsatzbeschluss für eine gemeinsame Veranstaltung mit St. Goar im nächsten Jahr
Rhein in Flammen 2024: Stadtrat St. Goarshausen zeigt sich unentschlossen
Rhein in Flammen war für die Stadt St. Goar in diesem Jahr ein voller Erfolg. Von St. Goarshausen aus schaute man nur zu. Foto: Philipp Lauer
Philipp Lauer

St. Goarshausen. Eine Entscheidung muss her: Wird in der Stadt St. Goarshausen im kommenden Jahr wieder die Großveranstaltung Rhein in Flammen (RiF) stattfinden?

Und wird das Event, das Zigtausende Besucher an den Mittelrhein lockt, wieder gemeinsam mit der Schwesterstadt St. Goar veranstaltet? Nach dem Debakel in diesem Jahr, als St. Goarshausen per mehrheitlichem Stadtratsbeschluss kurz vor Toresschluss ausstieg, steht die Frage jetzt wieder im Raum und auf der Tagesordnung. Ein Grundsatzbeschluss war Thema der jüngsten Ratssitzung. Doch der Rat tat sich wie gewohnt schwer mit einer Entscheidung.

Dabei lautete eigentlich Anfang September noch während der Absage des übrigens 75. RiF der Tenor: Dieses Jahr geht es nicht, nächstes Jahr bestimmt wieder. Schließlich ist es eine Veranstaltung mit langer Tradition, ein touristisches Glanzlicht am Mittelrhein, das – wenn man es richtig macht – ordentlich Geld in die Stadtkasse, aber auch die der ansässigen Gastronomiebetriebe spülen kann. Beispiel St. Goar in diesem Jahr: „Wir hatten deutlich mehr Einnahmen als im vorigen Jahr“, sagt der dortige Stadtchef Falko Hönisch auf Anfrage. In St. Goarshausen blieben die Lichter bekanntlich aus. Es gab lediglich ein kleines Programm der dortigen Gastronomie in Eigeninitiative. Für Feuerwerk und Schiffskorso kam St. Goar allein auf – und fuhr trotzdem einen Erfolg ein.

Will also St. Goarshausen 2024 wieder was vom Kuchen abhaben? Die RiF-Frage war offenbar zuvor bereits im Ausschuss diskutiert worden. Einige Ideen waren dabei zur Sprache gekommen, die Ratsmitglied Dieter Roß aufzählte: Gemeinsames Programm mit St. Goar auf die Beine stellen, Sponsoren generieren, Schiffe für den Korso gemeinsam anmieten, die Höhengemeinden Nochern und Patersberg, die von RiF profitieren, an den Kosten beteiligen.

Aber auch Bedingungen waren vorab zur Sprache gekommen, die vor allem das finanzielle Risiko der Veranstaltung, deren Erfolg unter anderem sehr vom Wetter abhängig ist, betrafen. Auch ein Minus zwischen 40.000 und 60.000 Euro wie 2022 – eine Zahl, die immer noch nicht ganz geklärt ist – will man nicht noch einmal in Kauf nehmen, zumal die Stadtkasse ziemlich leer ist. Der Beschlussvorschlag, den Nico Busch formulierte, lautete also: St. Goarshausen will 2024 Rhein in Flammen wieder gemeinsam mit der Schwesterstadt St. Goar veranstalten. Ein möglicherweise daraus resultierendes Minus soll aber 20.000 Euro nicht überschreiten.

Busch stellte den Beschluss zur Abstimmung und eröffnete die Aussprache. Zunächst herrschte Schweigen im Ratssaal. Dann wandte Anna Maria Ledwinka ein, dass alle diese Vorgaben ihr „zu unklar“ seien und „keine fundierte Basis für eine Entscheidung“ böten. Arnd Colonius stellte die Frage, ob der Erlös von RiF dann auch zwischen beiden Städten geteilt werde. Dietmar Platt wandte ein, man hätte besser erst mit St. Goar gesprochen. Nico Busch argumentierte, es gehe jetzt erst mal um eine Grundsatzentscheidung und darum, für St. Goar ein positives Zeichen zu setzen.

Die Details seien noch kein Thema und müssten dann im Einzelnen beraten werden. „Es geht doch nur darum, zu sagen ,wir wollen', alles andere muss doch noch besprochen werden“, ergänzte Dieter Roß. Daliah Geisel warb für ein Aufeinanderzugehen: „Wir haben doch eine Einladung von Falko Hönisch bekommen. St. Goar hat uns doch die Tür geöffnet.“ Katrin Vetters argumentierte, es sei doch an der Zeit, voranzugehen und einfach „Ja“ zu sagen zu dieser Einladung. Zumal bereits am kommenden Montag, 27. November, erstmals eine gemeinsame Ratssitzung beider Städte in St. Goar stattfinden soll, bei der unter anderem RiF auf der Tagesordnung stehen wird.

Die Gegner eines Grundsatzbeschlusses waren nicht zu überzeugen und blieben bei ihrer Skepsis – oder vielleicht auch Vorsicht. In der anschließenden Abstimmung stimmten sechs Ratsmitglieder für die gemeinsame Veranstaltung mit St. Goar, fünf stimmten dagegen, zwei Räte enthielten sich ihrer Stimme. Letztlich eine positive Entscheidung. Mit nur einer Stimme Mehrheit aber nicht wirklich ein positives Zeichen in Richtung der Schwesterstadt.

Stadtchef Nico Busch erlebt Déjà-vu und wünscht sich mehr Gemeinsamkeit

Stadtbürgermeister Nico Busch erlebt gerade ein Déjà-vu. Nur mit knapper Mehrheit konnte sich der Rat zum gemeinsamen Rhein in Flammen 2024 durchringen. „So wie auch in diesem Jahr, als nach einem knapp gefassten Grundsatzbeschluss die Enthaltungen als Zünglein an der Waage zum Nein wurden.“ Immerhin fällt der Grundsatzbeschluss – in diesem Jahr im Mai getroffen – diesmal deutlich früher. Leider aber genauso knapp beschlossen wie auch beim letzten Mal. Aber ob es dabei bleibt?

Mit Blick auf die Zusammenarbeit der beiden Schwesterstädte, die sich am Montag erstmals zu einer gemeinsamen Stadtratssitzung in St. Goar treffen, ist Busch „das Zusammenkommen der Ratsmitglieder abseits vom Sitzungstisch, vor und nach dem formellen Teil wichtig. Hier müssen politischer Austausch, Verständigung über Bedenken und Erwartungen und das Finden eines gemeinsamen Weges, der in beiden Gremien eine Zustimmung findet, erfolgen. Von den Ratsmitgliedern, damit diese die Entscheidung später tragen.“

Die Stadtbürgermeister stehen in engem Austausch. „Wünschenswert wäre es, wenn die Räte es ihnen gleichtun würden. ,Gemeinsam nach vorn‘ muss die Devise sein, transparent kommuniziert und mit Zahlen belegt“, damit RiF 2024 wieder ein gemeinsamer Erfolg am Rhein wird. kr

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