Ein Festivalsommer auf der Loreley-Bühne, obwohl sich die Stadt St. Goarshausen und die Loreley-Venue Management GmbH mit ihrem Geschäftsführer Ulrich Lautenschläger statt in Festivallaune nur als Kontrahenten vor Gericht gesehen hatten? Die Stadt St. Goarshausen als Eigentümer der Bühne hatte 2021 eine Räumungsklage angestrengt, weil die Loreley Venue Management über mehrere Jahre keine Pacht gezahlt hatte.
Die Pächter hatten dies wiederum damit begründet, dass die in den vergangenen Jahren erfolgte Renovierung – unter anderem ein neues Bühnenzeltdach – nicht so erfolgt sei, wie abgesprochen, und die Bühne zahlreiche Mängel aufweise. Das Landgericht Koblenz gab der Stadt in erster Instanz recht. Die Loreley Venue allerdings legte Revision ein. Seither beschäftigt sich das Oberlandesgericht (OLG) Koblenz mit dem Verfahren.
Keine kurzfristige Einigung in Sicht
Dessen Pressestelle teilt auf Nachfrage unserer Zeitung mit, dass zwischen den Parteien kurzfristig keine Einigung erzielt werden konnte. „Es sind noch einige Fragen zu klären. Der 5. Zivilsenat hat deshalb entschieden, dem Verfahren Fortgang zu geben und einen Sachverständigen mit der Erstattung eines Gutachtens beauftragt.“
Aktuell geht der Senat davon aus, dass das Gutachten in circa drei bis vier Monaten vorliegen wird. „Die Parteien haben eine Zwischeneinigung dahin gehend erzielt, dass die Loreley Venue Management GmbH das Gelände in diesem Jahr als Pächterin nutzen darf“, heißt es von der Pressestelle des OLG.
Eine „Zwischeneinigung“, wie sie das OLG nennt, ist allerdings für Nico Busch, den Stadtbürgermeister von St. Goarshausen, ein seltsamer Begriff. „Es läuft zwar ein Verfahren, aber es spricht nichts dagegen, das die Loreley Venue Management die Bühne nutzen kann, bis das Verfahren endgültig abschlossen ist.“
„Die wirtschaftlichen Interessen von Stadt und Pächter liegen weit auseinander.“
Bürgermeister Nico Busch
Das sei bereits im vorigen Jahr so gewesen. Aber die Corona-Pandemie hatte ja ohnehin alle geplanten Großveranstaltungen durchkreuzt. Eine Einigung mit dem Bühnenpächter sei noch nicht zustande gekommen, sagt Busch. Grund: „Die wirtschaftlichen Interessen von Stadt und Pächter liegen weit auseinander.“
Entscheidung erst nach dem Festivalsommer
Dennoch hofft der Stadtbürgermeister, der das Thema auch in der jüngsten – nicht öffentlichen – Stadtratssitzung mit dem Gremium besprach, noch immer auf eine Einigung. Zu einem in Aussicht gestellten Gutachten hätten sich Fachleute bereits im vorigen Jahr auf der Loreleybühne eingefunden und sich über die von Loreley Venue beanstandeten Mängel informiert. Weil aber noch die Chance auf eine außergerichtliche Einigung bestanden habe, sei das Gutachten noch nicht in Auftrag gegeben worden. Das solle jetzt geschehen. Wie bereits beschrieben mit einer Wartezeit von drei bis vier Monaten. Weitere Gespräche werden sich dann anschließen. Mit einer endgültigen Entscheidung sei sicherlich nicht vor September zu rechnen, schätzt Stadtchef Nico Busch.
Dann wären der Sommer auf der Loreleybühne und die geplanten Konzerte also gerettet. Für die Fans und die Stars, die dort auftreten wollen, sieht es also erst mal gut aus.
Das sind die geplanten Konzerte:
Am 10. Juni wird Roland Kaiser im Rahmen seiner im vergangenen Jahr verschobenen Open-Air-Tour „Unser Sommer“ zu Gast sein.
Bereits am 4. Juni plant Loreley-Venue Management wieder ein „Deutschland Tattoo“ mit der Royal Music Show.
Vom 22. bis 24. Juli steht das „Night of the Prog“-Festival als Nachholtermin vom Juli 2021 fest im Veranstaltungskalender. Unter anderem wird hier Steve Hackett, ehemals Gitarrist der legendären Band Genesis, auf der Liste der Künstler stehen. Das übrige Programm stehe in Kürze, teilt Winfried Völklein von wiventertainment als Veranstalter mit.
Xavier Naidoo wollte am 19. Juni auftreten und sein Konzert aus der „Hin und weg“-Open-Air-Tour aus dem vorigen Jahr nachholen. Er hat aber bereits alles abgesagt.