Gastspiel in Gutenacker
Ramon Chormann sorgt in Gutenacker für „Dorschenanner“
Ramon Chormann sorgte bei aller Kritik für gute Stimmung, die die Menschen dringend gebrauchen. Er dankte Swen und Peggy Hannig sowie dem Vorstand des Sportvereins in Gutenacker für die Initiative. Es war bereits seine dritte Aufführung in der Turnhalle des Dorfes.
Uschi Weidner

Ramon Chormann bot in Gutenacker ein Wechselbad zwischen Kabarett, Satire und Comedy, gespickt mit berührend tiefgehenden Liedern am Klavier. Davon profitierte das Publikum, das einen unvergesslichen Abend erlebte.

Lesezeit 2 Minuten

Kann man in solchen Zeiten noch Späße machen, es herrscht Krieg, die Inflation trifft die Menschen und das Klima macht einem zu schaffen? Dass trotzdem Späße gemacht werden dürfen, bewies jetzt der Kabarettist Ramon Chormann bei seinem Gastspiel in Gutenacker. Swen Hannig vom SV Gutenacker begrüßte den Gast sowie das erwartungsvolle Publikum in der „denkmalgeschützten Backsteinhalle“ des Ortes.

Hoch anzurechnen ist Chormann, dass er trotz eines gebrochenen Handgelenks auf die Bühne kam. Er erzählte, dass er in seinem Theater eine Sandsteintreppe heruntergefallen sei und dass „die Treppe keine Spuren aufweist“. Das Publikum lachte – genauso wie über seinen ersten Ausflug in die Politik. Querbeet habe ihm besonders die Ampelkoalition so viel Rohmaterial für seine Arbeit geliefert, dass diesbezüglich noch ein Überschuss vorhanden sei. Bevor er in sein Hauptprogramm einstieg, unternahm er noch einen Ausflug zu bekannten Menschen in der Industrie und machte sich Gedanken über die Chinesen. „Fangen wir an“ – sagte Roman Chormann. Er tat kund, dass er seinem Publikum in Gutenacker sein elftes Bühnenprogramm präsentieren wolle. „Alles dorschenanner!“ – so lautet die Überschrift.

Die Späße gelangen ihm, indem er sich furchtbar „uffreeschte“ und die fein gezeichneten Alltagsgeschichten so treffsicher auf den Punkt brachte, dass sich jeder in diesen Schilderungen wiedererkennt. Er streifte viele Themen wie „die neue deutsche Angst“. Angst vor Krankheit, Angst vor dem Älterwerden, Angst davor, die Sprache nicht gendergerecht auszudrücken – Angst eben. Das alles hatte er so verpackt, dass dem Publikum die Lachtränen kamen. Chormann: „Dass junge Menschen Angst haben, kann ich verstehen. Es wird ihnen Angst gemacht vor saurem Regen, vor dem Waldsterben, aber auch davor, sich totzuarbeiten.“ Er ging ein auf die Work-Life-Balance, dem heute viel beschworenen harmonischen Gleichgewicht aus Berufs- und Privatleben. Mit ernstem Minenspiel verkündigte Roman Chormann: „Wenn du arbeitest, lebst du nicht!“ Er ging zurück in seine Jugend, da hätte es noch Lieder gegeben, die zur Arbeit motivierten. „Ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Brutto-Sozialprodukt“, sang und klatschte er mit seinem Publikum zusammen, die Stimmung befand sich auf dem Höhepunkt. Besonders auffallend war, dabei das Minenspiel des Kabarettisten zu verfolgen.

Er lieferte so viele Beispiele, bei denen er verdeutlichte, was „alles dorschenanner“ laufe. Sowohl in der gesellschaftlichen Welt als auch in wirtschaftlichen und politischen sowieso. „Dinge, die bislang völlig normal liefen, sind dorschenanner, die Menschen sind dorschenanner, das Klima und das Wetter ist dorschenanner“, so der Kabarettist. Darüber hinaus sprach er das ganze „Dorschenanner“ in Büros, Wohnungen, Schränken, Kellern und Speichern an, das noch ein Zusatzprogramm rechtfertigen würde. Das Publikum ging am Ende mehr als zufrieden nach Hause.

Top-News aus der Region