Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie St. Elisabeth in Lahnstein ist Regelversorger des Rhein-Lahn-Kreises: In dem ehemaligen Krankenhaus in der Ostallee befinden sich 60 vollstationäre Betten, 20 tagesklinische Behandlungsplätze, eine psychiatrische Institutsambulanz und eine Privatambulanz. Nach der Insolvenz des St.-Elisabeth-Krankenhauses im Vorjahr haben die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) die Klinik übernommen. Was noch immer fehlt, ist ein Zugang zum Außenbereich für die geschützte Station 1A. Ein geschützter Aufenthalt im Freien ist ohne Begleitung nicht möglich. Der geplante vierte Bauabschnitt zur Schaffung eines solchen Zugangs wurde bis heute nicht umgesetzt, was die Besuchskommission des Rhein-Lahn-Kreises seit Jahren kritisiert. Lisa-Marie Jeckel, Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, hat beim Land nachgefragt, warum kein Fortkommen zu erkennen ist. Unsere Zeitung hat beim Träger nachgehört. Die Antwort: Man stecke in den Planungen.
Minister: Aufenthalt im Freien ist in Lahnstein sichergestellt
Im Rahmen der Umstrukturierung und Erweiterung der Psychiatrie förderte das Land bereits die ersten drei Bauabschnitte mit 1,86 Millionen Euro. Schwerpunkt lag hierbei auf dem Umbau der psychiatrischen Akutstationen sowie der Tagesklinik. Schon Anfang 2021 folgte dann der Förderbescheid über Abschnitt vier. Doch geschehen ist bisher nichts. „Die aktuelle Situation ist aus Sicht von Fachpersonal und Besuchskommission menschenrechtlich bedenklich“, schreibt Lisa-Marie Jeckel in ihrer aktuellen Anfrage, sie fordert vom Land eine Begründung für die Verzögerung. In seiner Antwort stellt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch vorweg fest, „dass das Recht untergebrachter Patientinnen und Patienten auf täglichen, mindestens einstündigen Aufenthalt im Freien an der Klinik in Lahnstein nach Kenntnis der Landesregierung sichergestellt ist“.

Minister: Träger arbeitet an einer Bauzielplanung
Für Bauabschnitt vier habe man bereits Ende 2020 eine Förderung von 562.000 Euro bewilligt. Doch die geplante Maßnahme sei vom damaligen Träger, dem katholischen Elisabeth Vinzenz Verbund, jedoch nicht umgesetzt worden, berichtet Minister Hoch. Nach seiner Kenntnis arbeite die BBT-Gruppe nun aber an einer ersten Bauzielplanung zur Weiterentwicklung in Lahnstein, Priorität habe dabei die bauliche Herstellung des geschützten Zugangs zum Außenbereich. Die Maßnahmen seien grundsätzlich förderfähig, entsprechende Anträge seien bisher aber nicht gestellt worden, so der Minister.
Durch „gezielten Personalaufbau“ können Patienten in Begleitung auf das Außengelände
Unsere Zeitung hat bei der BBT-Gruppe nachgehört, woran es denn liegt, dass Abschnitt vier bisher nicht begonnen wurde. „Wir sehen die Schaffung eines Außenbereichs für die geschützte Station als wichtige und notwendige Maßnahme zur Weiterentwicklung – sowohl aus medizinisch-therapeutischer als auch aus ethischer Sicht“, betont Pascal Nachtsheim, Pressesprecher der BBT-Gruppe. Seit der Übernahme des Hauses im März 2024 habe man dieses Thema auch „aktiv vorangetrieben“, bis zu diesem Zeitpunkt sei eine Nutzung des Außengeländes für die betroffenen Personen überhaupt nicht möglich gewesen. „Seit 2024 ist dies aber in Begleitung auch für Patienten der geschützten Station möglich.“ Diese Option habe man durch einen „gezielten Personalaufbau“ geschaffen. Auch könnten Patienten der offenen Stationen die großzügige Parkanlage am St. Elisabeth nutzen.
„Wir sehen die Schaffung eines Außenbereichs für die geschützte Station als wichtige und notwendige Maßnahme zur Weiterentwicklung.“
BBT-Sprecher Pascal Nachtsheim
Allerdings sei es auch der BBT-Gruppe „bewusst, dass es für die Patienten der geschützten Station einer zusätzlichen, speziell konzipierten Lösung bedarf“, wie der Sprecher es ausdrückt. „Diese wird im Rahmen der begonnenen baulichen und inhaltlichen Weiterentwicklung der Fachklinik mit berücksichtigt.“ So werde aktuell eine Bauzielplanung erarbeitet und die Situation eines Außenbereichs für die geschlossene Station und die Inanspruchnahme der Fördermittel konkret betrachtet, kündigt Nachtsheim an. Hierzu stehe man in Gesprächen mit der Landesregierung. „Unser Ziel ist und bleibt es, eine qualitativ hochwertige Lösung zu realisieren, die den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten bestmöglich entspricht.“