Grundschüler nehmen rege an Projektwoche teil
Projektwoche an Grundschule in Nastätten: Vielfalt in all ihren Facetten entdeckt
Lernen am Experiment: Waldexperte Arno Dietz zeigte den Kindern in einem so simplen, wie anschaulichen Versuch, wie viel Wasser ein lockerer hochwertiger Boden im Vergleich zu Laub oder Steinen aufsaugen kann.
Marta Fröhlich

Vorsichtig zerreiben die Kinder kleine Erdbrocken zwischen ihren Fingern. Was bleibt, sind neben „dreckigen“ Händen spürbar klitzekleine Partikel. „Das isst der Regenwurm am liebsten“, erklärt Arno Dietz, und die Kinder staunen. „Entdecke, erforsche, erlebe – unsere Welt ist vielfältig“: Dieses Motto war Trumpf in der Projektwoche der Grundschule Blaues Lädchen.

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Die Kinder konnten aus 13 Angeboten auswählen und ihre Prioritäten angeben. Daraus entstanden dann die Projektgruppen, die sich in der vergangenen Woche intensiv mit verschiedensten Themen rund um Vielfalt beschäftigt haben. Die Themen waren so bunt, wie es das Motto vermuten lässt. „Die Kolleginnen und Kollegen haben sich richtig was einfallen lassen, um den Kindern Angebote zu machen. Dabei spielten auch ihre eigenen Interessen und Vorlieben eine Rolle“, berichtet Schulleiterin Sabine Herwig.

So konnten sich die Kinder zum Beispiel mit der Superkraft Hefe und ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten beschäftigen, andere entdeckten die Farbvielfalt beim Batiken, die nächsten Gruppen reisten in drei Tagen um die Welt, gestalteten Brett- und Kartenspiele oder bauten Musikinstrumente. „Wir haben das Motto bewusst so offen gewählt, sodass in mehrere Richtungen gedacht und gearbeitet werden konnte“, so Herbig. Wichtig war jedoch, dass die Angebote außerhalb des klassischen Lernens stattfinden sollten. „Schulisches Lernen ist nicht an Fächer gebunden, sondern bunt. Das wollten wir in unserer Projektwoche umsetzen.“

Fleißig packten die Kinder mit an, hier beim Erbsenpflanzen mit Dorothee Ott von der Solawi Oelsberg.
Natalie Michel

Und das ging auch ganz prima außerhalb der Schulgebäude – zum Beispiel auf dem Gelände der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) Oelsberg. Dort erlebten die 17 Kinder, die sich von der ersten bis zur vierten Klasse in der Projektgruppe zusammengefunden hatten, unsere Erde als Lebensgrundlage – und das ganz praktisch und vor allem zum Anfassen, wie Lehrerin Natalie Michel erzählt.

Nachdem sie beim Betrieb „Oelsberger Gartengemüse“ von Timo Krüger gelernt haben, wie man Gemüse selbst anbaut und erntet – und natürlich probiert –, zeigten ihnen Waldexperte Arno Dietz und Solawi-Gründerin Dorothee Ott, was es mit dem Wunderwerk Boden, auf dem unser Essen wächst, auf sich hat. „Erstaunlicherweise haben die meisten Kinder zu Hause Garten oder Balkon, auf denen gegärtnert wird, daher wissen sie schon sehr viel zum Thema“, weiß Lehrerin Michel zu berichten.

Wie ein Schwamm saugt die Erde das Wasser auf, schaut mal genau hin.

Waldexperte Arno Dietz experimientierte gemeinsam mit den Grundschülern

Während Anbau und Ernte schon zu Hause rege geübt wurden, ist der genaue Blick in den Boden und auf seine Bewohner für viele Kinder neu. In einem anschaulichen Experiment zeigt Arno Dietz zunächst, wie saugfähig gesunder Boden ist. „Wie ein Schwamm saugt die Erde das Wasser auf, schaut mal genau hin“, erklärt der Forstwirt, während er vorsichtig Wasser mal über Steine, mal über einen kleinen Blätterhaufen und dann über einen Schwamm und einen Erdhaufen laufen lässt. Gespannte Blicke, überraschte Gesichter, wie schnell das Wasser in den Erdkrümeln verschwindet.

Anschließend geht es um die fleißigsten Mitarbeiter im Wald: die Insekten, Pilze, Mikroorganismen und nicht zuletzt den Regenwurm, die die Feststoffe wie Blätter und Zweige bis hin zum nährstoffreichen Boden zerkleinern. „Jedes Tierchen ist wertvoll und Teil dieser Nahrungskette, bis zum Regenwurmhäufchen, das dann von Pilzen weiter zerkleinert wird“, erklärt Dietz und schickt die Kinder los auf Entdeckungstour auf dem Solawi-Gelände.

Dutzende Insekten wurden in Lupengläsern vorsichtig gefangen und bestaunt.
Marta Fröhlich

„Die Kinder haben sichtlich Spaß am Erkunden und Ausprobieren, wir Erwachsenen können uns ’ne Scheibe abschneiden von der Unvoreingenommenheit und Entdeckerlust der Kinder“, bemerkt Natalie Michel lachend, während die Kinder in der Böschung verschwinden. Schnell landen Erdläufer, Grashüpfer und sogar Schnecken in den Beobachtungsgläsern. „Ich hab eine Kellerassel gefunden, die rollt sich ja lustig zusammen“, schallt es übers Gelände. Dann wird genau beobachtet, wie die Krabbeltiere sich tatsächlich über Blätter und Grashalme hermachen. Näher dran geht nicht.

Dabei wissen die Kinder schon sehr genau, welche der gefundenen Bodenbewohner bei Gärtnern weniger beliebt sind: die Schnecken. Deshalb bauen sie mit Dorothee Ott Schneckenfallen aus alten Milchverpackungen und Haferflocken – umweltfreundliche Alternativen für den heimischen Garten. Dass Pflanzenschutz – wenn auch ökologisch – genauso zum Gärtnern gehört wie das Pflanzen, Gießen, Beikrautjäten und natürlich Ernten, lernen die Kinder rasch und ganz praktisch selbst, indem sie in den Beeten mit anpacken und zum Beispiel Erbsen in die Erde bringen. Wie wichtig dabei ein gesunder Boden ist, ist stets im Fokus. „Ohne guten Boden und die Artenvielfalt darin haben wir nichts zu essen“, betont Dietz die Wichtigkeit des zentralen Themas der Projektgruppe. Ein wertvolles Fazit einer spannenden Projektwoche rund um Vielfalt.

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