Viele Hundert junge Menschen hatten die von den Grafen von Katzenelnbogen erbaute Burg oberhalb der Loreleystadt von 1946 bis 1951 als Privatgymnasium „Institut Hofmann“ besucht. Zu ihnen zählt auch unser Mitarbeiter Winfried Ott, der als sogenannter Fahrschüler aus Nastätten von Januar 1947 bis April 1951 täglich mit der Nassauischen Kleinbahn in die Kreisstadt fuhr und dann die mehr als 300 Stufen zur Katz erklomm. In unserer Zeitung erinnert er sich an damals. Dabei ergänzt er den Wikipedia-Artikel zur Burg und stellt kleine Irrtümer richtig: Die Burg gehörte während des Krieges dem Reichsarbeitsdienst als Führungsschule und galt nach Kriegsende als „herrenloses Gut“. Schon 1946 erhielt das im Stadtzentrum ausgebombte Institut Hofmann die Erlaubnis, auf der Katz ein Privatgymnasium einzurichten. Der Unterricht fand vorwiegend in zwei Baracken des ehemaligen Reichsarbeitsdienstes (RAD) auf dem unteren Burghof und zwei weiteren Räumen auf dem Vorhof statt. Für den Zeichenunterricht diente ein wunderschön holzgetäfelter Saal im Burginnern mit einem herrlichen Blick auf den Rhein.
Auch das Internat war im Burginneren untergebracht, das die „Fahrschüler“ aber nur zu sehen bekamen, wenn sie wegen irgendwelcher Beschwerden zu Direktor Dr. Ganter zitiert wurden. 1951 wurde die Schule ins Stadtzentrum zurückverlegt, lediglich das Internat blieb auf der „Katz“.
Erst Jahrzehnte später, wohl 1992 oder 1993, sollte Winfried Ott die Burg Katz noch einmal besuchen dürfen: Sein Mitabiturient Burkhard Napp, der damals als Studiendirektor am Wilhelm-Hofmann-Gymnasium wirkte, erreichte über Kinder des japanischen Verwalters eine Besuchserlaubnis. Er organisierte ein zweitägiges Abituriententreffen des Jahrgangs 1956 in Kaub mit zwei großen Überraschungen: Klassenkamerad Prof. Dr. Ernst-Gilles fuhr die Teilnehmer mit seinem Forschungsschiff, das eine vollautomatische Steuerungsanlage mit Radarunterstützung besaß, ohne Steuermann nach St. Goarshausen. Und noch mehr staunten alle, als sie vor der Burg ein freundlicher Japaner in schönstem Englisch begrüßte. Ein Rundgang zeigte den Besuchern luxuriöse Gästezimmer mit goldenen Wasserhähnen, einen Speisesaal mit lederbezogenen Sitzmöbeln und gleich im Eingangsbereich einen mannsgroßen geschnitzten „gestiefelten Kater“ in bunten Farben. Es dauerte ein wenig, bis der Verwalter stolz erläuterte: „A cat.“
Alle erfuhren an diesem Tag, dass die Einrichtung ausschließlich betuchten japanischen Gästen vorbehalten war, denen der herrliche Blick auf Rhein und Loreley einen stolzen Preis wert war. Damals diente die Burg also einer sehr gehobenen Gastronomie, und der entsprechende Ausbau hatte bereits stattgefunden.tt