„Nanu, gibt es die Sachsenhäuser Kirmes wieder, aber jetzt schon im Frühjahr anstatt wie früher im Spätsommer?“ Diese Gedanken sind wohl manchem Passanten durch den Kopf gegangen, als Mitte Mai auf dem früheren „Sachsenhäuser Kirmesplatz“ neben der Lahnbrücke wieder Fahrgeschäfte aufgestellt wurden. Aber nicht nur der Veranstaltungsort, sondern auch der Veranstalter weckte Erinnerungen an frühere Zeiten: Denn aus der Taufe gehoben hat das neue Fest der Schaustellerbetrieb Behr, welcher auch jahrzehntelang die Sachsenhäuser Kirmes begleitete. „Als es am Samstagabend dann noch das Feuerwerk gab, da war es wie in den 90ern“, schwärmte Inhaber Thorsten Behr in einer ersten Bilanz.
„Unsere Erwartungen wurden übertroffen.“
Schausteller und Veranstalter Thorsten Behr freut sich schon auf das 2. Frühlingsfest im nächsten Jahr.
Mit dem neuen Frühlingsfest scheint sich der erfahrene Schausteller auch eine Art Herzenswunsch erfüllt zu haben. Denn das Gelände seiner Firma liegt nur etwa 500 Meter vom Kirmesplatz entfernt. Großvater Adolf Fickeis hatte den Betrieb 1948 gegründet, nachdem er geschäftlich in Hamburg gewesen war und dort rund um den Hamburger Dom die verschiedenen Schausteller gesehen hatte. Kaum zurück in Diez, zimmerte er dann selbst sein erstes Fahrgeschäft und startete damit eine Familientradition, die Thorsten Behr nun in dritter Generation fortführt. Nach dem Aus der Sachsenhäuser Kirmes vor einigen Jahren begleitet Behr unter anderem die Freiendiezer Kirmes, zudem ist er auch auf dem Limburger Christkindlmarkt oder dem Limburger Frühlingsmarkt präsent. „Wir sind im Radius von 80 Kilometern um Diez herum aktiv“, sagt Behr. Neben Fahrgeschäften wie Autoscooter gehören auch Geschicklichkeitsspiele wie zum Beispiel Entenangeln oder ein Imbissstand für Waffeln und Crêpes zum Angebot. Entsprechend „gewurmt“ hatte es ihn offenbar, dass bei all den Aktivitäten die eigene Heimatstadt drohte, ein bisschen hinten runterzufallen.
Sicherheitskonzept sorgt für entspannte Stimmung
„Ich habe mir dann einige Gedanken gemacht“, so Behr. Die Idee war, ein neues Format im Frühling statt wie früher im August oder September zu wagen. Von der Stadt und der Verbandsgemeinde gab es rasch grünes Licht. Aus früheren Zeiten verfügt der Sachsenhäuser Kirmesplatz immer noch über die notwendigen Wasser-, Abwasser- und Stromanschlüsse. Das Areal bietet außerdem offenbar Platz für über 1000 Besucher. So wurde das Frühlingsfest schnell umgesetzt. Auch Thorsten Behrs Mutter Ingrid (85) ließ es sich nicht nehmen, mit ihren eigenen Ständen auf dem Frühlingsfest präsent zu sein. „Das ist wie früher“, freuten sich daher nicht wenige Besucher. „Endlich mal wieder ein schönes Fest für Jung und Alt“, schrieb auch eine Besucherin in den sozialen Medien.

Zum entspannten Ablauf des von Freitag bis Montag abgehaltenen Festes sorgten dann auch einige organisatorische Kniffe im Vorfeld. „Wir haben das Areal abgezäunt“, berichtete Behr. Auch die Zufahrtswege für Fahrzeuge wurden gesperrt. Eine Maßnahme, die „Zeiten wie diesen“ geschuldet sei, so der Schausteller. Im Eingangsbereich hielten Mitarbeiter einer Securityfirma die Augen offen und kontrollierten gegebenenfalls stichprobenartig Inhalte von Taschen. Zugangskontrollen wie vor Fußballstadien gab es aber nicht, der Eintritt war frei und niemand musste anstehen, sondern die Besucher konnten ganz normal das Festgelände betreten.
Fortsetzung im nächsten Jahr
Und wie fällt nun einige Tage später die Bilanz aus? „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, das Konzept hat funktioniert, gibt Behr zufrieden zu Protokoll. Und das, obwohl das Fest in vergleichsweise kurzer Zeit auf die Beine gestellt und angekündigt wurde. „Ich habe ja noch eine Überraschung für euch!“, hatte Bürgermeisterin Annette Wick Anfang Mai auf der Internetseite der Stadt verkündet. Der Nachfrage tat das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: „Ihr wart ein tolles Publikum und habt die Veranstaltung zum vollen Erfolg gemacht“, bedankte sich Behr nach Ende des Festes. „Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder auf dem 2. Frühlingsfest!“, so die Ankündigung.