Die Arbeiten für die neue Bahnhofsbrücke in Dausenau sind genauso unübersehbar wie unüberhörbar. Das liegt an schwerem Gerät, das zurzeit ganz in der Nähe der alten Brücke im Einsatz ist. Dort ist schon ein guter Teil der Befestigung für den künftigen Übergang in raschem Tempo entstanden.
Immer wieder halten Radler, Spaziergänger und Autofahrer an der Dausenauer Bahnhofsbrücke an und schauen staunend, was nebenan bewegt wird. Allein am Mittwoch ist eine Seite der Spundwand entstanden, die künftig den Unterbau für die neue Brücke darstellen wird. Das bestehende Bauwerk ist in die Jahre gekommen und muss durch einen Neubau ersetzt werden. Dafür werden große Spundwände in den Boden befördert, die nach einer Verfüllung die Basis für die neue Brücke bieten werden. Sie entsteht in Fahrtrichtung Nassau. Dort kann wegen der Betriebsunterbrechung bei der Bahn wegen Bauarbeiten in Bad Ems und an der Nassauer Brücke momentan problemlos gearbeitet werden.

„Diese ganze Wand ist heute aufgebaut worden“, berichtet Michelle Wittler, Ortsbürgermeisterin von Dausenau, zum Beginn der Konstruktion auf der Hangseite. Mit einem mächtigen Kran greift ein Arbeiter dabei eine der metallischen Wände und befördert sie mit Leichtigkeit in die Höhe. Dann nähert sich die schwere Last ihrem Zielort. Das Krangerät ruckelt hin und her, die Spundwand schwebt Zentimeter für Zentimeter ihrem Bestimmungsort entgegen. Ein Kollege am Boden misst nach, während der Kranlenker das metallische Stück ausbalanciert. Nach weiterem Schauen und Rücken ist der richtige Punkt erreicht. Die Spundwände werden nach dem Prinzip von Nut und Feder zusammengesetzt. Das neue Stück stellt ein Eckstück dar und wird im hoffentlich richtigen Winkel abgesenkt, was schnell und relativ geräuschlos passiert.

Dann setzt das heruntergelassene Element am Boden auf – und es wird laut, richtig laut. Am Arm des Krans befindet sich auch eine Ramme, mit der die neue Spundwand bei spürbaren Vibrationen auf der alten Brücke langsam im Boden versinkt. Immer tiefer geht es hinab, bis die Wand fest im Boden verankert ist. Es wird nachgemessen und offensichtlich passt das neue Teilstück doch noch nicht hundertprozentig. Mit dem Kran wird die schwere Stützwand wieder aus dem Erdreich gezogen, der Kollege am Boden prüft erneut – dann kann die Wand leicht versetzt wieder in die Erde gerammt werden. Nun scheint alles in Ordnung, die Arbeiten an der nächsten Spundwand können beginnen.

Einige Meter weiter haben andere Arbeiter inzwischen die Bohlen entfernt, die über die beiden Bahngleise gelegt wurden. Der riesige Kran und die Spundwände wurden von unten über diesen Zugang an Ort und Stelle gebracht. „Es ist eine Vorschrift der Bahn, dass der Überweg über die Gleise jeden Abend wieder abgebaut werden muss“, erläutert Michelle Wittler. Komisch, denn zurzeit fährt ja sowieso kein Zug zwischen Bad Ems und Nassau.

Über den Bauablauf wurde kürzlich in einer gut besuchten Bürgerversammlung berichtet. Diplomingenieur Stefan Lietz von Kocks Consult, Bauleiter Klaus Reddig von der Firma Koch und Projektleiter Roland Henkel von der Firma Meyer schilderten dabei den Ablauf sehr anschaulich. In der jetzigen zweiten Bauphase sollen nach den Spundwänden noch Spundbohlen an den beiden Widerlagern und an allen Flügeln angebracht werden. In der Phase drei kommt das Schalen und Betonieren der Spundwandkopfbalken hinzu, außerdem die teilweise Verfüllung der Kastenwiderlager. Das soll bis Ende Februar abgeschlossen sein, die gesamte Brücke soll im September stehen. Momentan befindet sich der Brückenbau voll im Zeitplan. Die Baukosten von 2,13 Millionen Euro wurden bei der Vergabe an die Firmen Meyer und Koch unterschritten, die zusammen 1,9 Millionen Euro veranschlagt haben.