550 Kilometer lang ist der Obergermanisch-Raetische Limes. Das längste archäologische Bodendenkmal Europas ist seit nun 20 Jahren Weltkulturerbe der Unesco. Die römische Grenzanlage aus Wällen, Gräben, Mauern, Türmen und Kastellen, von denen auch heute noch zahlreiche Überbleibsel zu sehen sind, verläuft von Rheinbrohl am Rhein bis Einig an der Donau und passiert dabei auch den heutigen kleinen Ort Pohl im Naturpark Nassau.
Dort, wo seit 2011 ein nachgebildetes Limeskastell als eindrucksvolles Freilichtmuseum zahlreiche Geschichtsinteressierte anlockt, wurde das 20-jährige Unesco-Jubiläum am Sonntag bei einem Festakt gefeiert. Simone Schneider, Staatssekretärin und Amtschefin im Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz, Landrat Jörg Denninghoff, Manuel Liguori, Landtagsmitglied und Stadtbürgermeister von Nassau und Ira Kröll, Ortsbürgermeisterin von Pohl, wohnten der Feierstunde bei. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, die Ortsgemeinde Pohl und das Limeskastell Pohl haben die Veranstaltung gemeinsam organisiert.
„Unsere Region ist reich an Geschichte und Kultur, das spürt man besonders hier am römischen Limes: einst Grenze, heute Brücke zwischen den Zeiten.“
Landrat Jörg Denninghoff.
Staatssekretärin Schneider eröffnete: „Dieser Ort, das Limeskastell Pohl, steht sinnbildlich für das, was wir heute feiern: die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, von lokaler Initiative und internationaler Bedeutung. Dass die Vergangenheit hier so herausragend vermittelt wird und damit lebendig bleibt, verdanken wir vor allem dem großen Engagement der Menschen vor Ort – unter ihnen zahlreiche Ehrenamtliche. Das Kastell ist durch sie alle zu einem Lernort geworden, der dem modernen Bildungsauftrag gerecht wird. Mein herzlicher Dank an alle, die sich hier und woanders um unsere Welterbe-Stätten kümmern.“
Landrat Denninghoff unterstrich: „Unsere Region ist reich an Geschichte und Kultur, das spürt man besonders hier am römischen Limes: einst Grenze, heute Brücke zwischen den Zeiten. Als man vor 20 Jahren den Limes in die Unesco-Liste aufgenommen hat, war das wirklich ein ‚memoria digna‘ – ein denkwürdiges Ereignis. Das Limeskastell Pohl ist heute aber weitaus mehr als ein historischer Ort. Es ist ein lebendiges Zentrum des Austauschs, das die Menschen zusammenbringt, so zum Beispiel bei der Berufsmesse Jobnox mit Tausenden Besuchern oder im Rahmen von zahlreichen kulturellen Veranstaltungen.“

Beim Welterbetag am Limeskastell gab es begleitend zur Feierstunde ein historisches Rahmenprogramm: An für die Veranstaltung eigens errichteten Stoffzelten konnte man in den Austausch mit Darstellern und Gästeführern gehen, im Rahmen eines Kurz-Workshops selbst zu Pfeil und Bogen greifen, sich in römische Gewänder kleiden oder selbstgebackenes Brot und andere Speisen nach antiken Rezepten verkosten.
Während draußen ein Wolkenbruch niederging, erläuterte drinnen, im großen Saal des Freilichtmuseums, Jennifer Schamper von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz die Bedeutung der antiken Grenzanlage: „Der Limes war nicht nur ein militärisches Bollwerk, durch ihn wurden auch wirtschaftliche und kulturelle Grenzen festgelegt.“ Denn auch wenn es kulturelle Einflüsse über die Grenze hinweg gab, stand der Limes als Grenzwall schließlich für die Trennung zwischen der romanisierten Welt und den nicht-romanisierten germanischen Völkern.
Im Rahmen der Feierstunde eröffnete Staatssekretärin Schneider eine neue Ausstellung im Turm des Römerkastells, die sich unter anderem mit dem Schutz des kulturellen Erbes befasst. Pünktlich zur Eröffnung ist auch ein Kinderbuch im Mini-Format erschienen, das dem Nachwuchs die Geschichte des Limes bildhaft näherbringen soll. „Die Ausstellung und das Kinderbuch bieten die Chance, das Leben am Limes und die Bedeutung des Unesco-Welterbes noch mehr Menschen zugänglich zu machen. Damit veranschaulichen sie auch, was Welterbe bedeutet: Woher wir kommen, was uns verbindet, und wie wir dieses Erbe bewahren können“, so die Staatssekretärin.
