Um Dausenau die Ernennungsurkunde und eine kleine „Anschubfinanzierung“ zu überreichen, kam der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz persönlich an die Lahn.
Das macht er immer wieder gern, beteuert er und freut sich sichtlich, an diesem strahlend hellen Morgen mit Sekt, Häppchen und doch stattlichem Aufgebot an Dausenauern empfangen zu werden. „Ich kenne eure Stadtmauer gut, auch eure Kirche, den Schiefen Turm und vor allem die tollen Leute, die sich um all das kümmern“, sagt Lewentz. „Das ist Heimatkunde in allerbestem Sinn.“
Um den geschichtlichen Wert der Gemeinde nicht nur in die Jetztzeit, sondern auch in die digitale Welt zu transponieren, arbeitet ein Dausenauer Projektteam, bestehend aus Vertretern der Kommunalverwaltung, der Touristik und – natürlich – dem Verein Historisches Dausenau, mit Studierenden der Universität Koblenz-Landau zusammen. Letztere stellen das technische Equipment und Know-how unentgeltlich zur Verfügung, die Heimatexperten vor Ort sorgen für den Input, die entsprechenden Inhalte, und bleiben in der Gemeinde „am Ball“.
Das Projekt „Kultur, Landschaft, Digital Rheinland-Pfalz“, kurz „KuLaDig RLP“, umschreibt die digitale Erfassung und Präsentation von Kulturlandschaften im Land. Dabei geht es darum, die kulturelle Vielfalt systematisch zu erfassen und durch digitale wie multimediale Aufbereitung bestimmter Projekte sichtbar und im Alltag vielseitig verfügbar zu machen – und zwar für Gäste und Einheimische. Damit ist KuLaDig ein Informationsportal, das stetig erweitert wird. Zwischen 2019 und 2021 förderte das Land die Teilnahme von insgesamt 30 rheinland-pfälzischen Kommunen – dieses Jahr wurden unter rekordverdächtigen Bewerberzahlen sieben ausgewählt.
Audiodateien, Videoclips und von Drohnen gefilmte 360-Grad-Ansichten
Kein Wunder, dass Dausenau ganz schön stolz darauf ist, demnächst auch digital mit den Sehenswürdigkeiten und auch landschaftlichen Besonderheiten zu glänzen. Praktisch wird zum Beispiel der interessierte Besucher oder Bürger beim Gang durch die Gemeinde nicht nur alle wichtigen Informationen aufs Smartphone geliefert bekommen, sondern auch Audiodateien, Videoclips (etwa von der beliebten szenischen Stadtführung), von Drohnen gefilmte 360-Grad-Ansichten oder Einblicke in Keller, dem Dachboden der Kirche, Türme und Co., die nicht öffentlich zugänglich sind.
Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten und Blickwinkel auf die Geschichte des Orts. „Und die Arbeit unserer engagierten Ehrenamtlichen wird gewürdigt“, freut sich Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler. Bestenfalls stärkt das Projekt die lokale Identität der Dausenauer und kurbelt den Tourismus an.
Im Mai wird ein Team von der Universität in Dausenau erwartet, das die Gemeinde zusammen mit den Experten vor Ort unter die Lupe nehmen will. Bis dahin soll unter anderem geklärt werden, an wen sich die Gemeinde mit dem Angebot richten will. „Ich könnte mir da zum Beispiel was für Familien vorstellen,“ sagt die Ortschefin, ein spielerischer Zugang zur Dausenauer Geschichte, bei dem etwa Fragen beantwortet werden könnten und es am Ende einen kleinen Preis für Kinder gibt. „Das müssen wir aber noch gemeinsam überlegen“, räumt Michelle Wittler ein. Zunächst freuen sich die Dausenauer über die tolle Möglichkeit, ihre Heimat neu zu präsentieren.