Viele Fragen von Einwohnern
Photovoltaikanlage in Winden kritisiert
Auf dieser 4,5 Hektar großen Fläche soll ab August eine PV-Anlage errichtet werden. Das Thema sorgte auf der kürzlich stattgefundenen Einwohnerversammlung für viel Zündstoff.
Gebhard Linscheid

Auf einem 4,5 Hektar großen Areal soll in Winden eine Photovoltaikanlage errichtet werden. Das stieß bei einer Bürgerversammlung auf Kritik von Einwohnern, die sich teils emotional zu Wort meldeten.

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Das Thema Klima und erneuerbare Energien sorgen immer wieder für Zündstoff und emotionale Diskussionen. In Winden war es kürzlich nicht anders. Die Bürgerinnen und Bürger der 731-Seelengemeinde waren an diesem Abend zu einer Einwohnerversammlung eingeladen, auf der Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid über den Sachstand beim Thema Photovoltaikanlage (PV) informieren wollte.  Er teilte mit, dass die dafür vorgesehene Fläche Gerade geschoben wurde und nur noch gemulcht werden müsse. Die Wurzeln der vor Jahren geschlagenen Bäume seien bereits Anfang Mai entfernt worden. Ab August sollen die Paneele der PV-Anlage aufgestellt werden. Diese Arbeiten dauern, laut Linscheid, etwa zehn Wochen. Anschließend müssen nur noch die Transformatoren aufgebaut und angeschlossen werden. Dann könne die Anlage Strom erzeugen. Die Anlage soll im Februar 2026 in Betrieb gehen und ab März Strom erzeugen. Anschließend werde die Fläche mit regionalem Saatgut aus 30 Prozent Blumen und 70 Prozent Gräser bepflanzt.

Gegenüber dieser Zeitung erklärte Gebhard Linscheid, dass die 4,5 Hektar große Fläche am besten geeignet sei für dieses Projekt. Es habe Südlage, gehöre der Gemeinde und die Mittelspannleitung sei in unmittelbarer Nähe. Das Projekt kostet die Gemeinde 1,3 Millionen Euro, die mit einem Kredit finanziert werden, so der Ortsbürgermeister. Nach der Fertigstellung der Anlage habe die Gemeinde die Möglichkeit, Anteile der Anlage wieder zurückzukaufen, zum Beispiel zu 50,1 Prozent. Zusammen mit der Syna und der proregionale aus Diez könne die Gemeinde eine Gesellschaft gründen und am Stromverkauf verdienen. Neben der Pacht in Höhe von rund 7600 Euro, würde Winden circa 32.000 Euro zusätzlich am Stromverkauf verdienen.

Der einzelne Bürger hat im Prinzip nichts davon.
Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid zur Frage nach dem Nutzen für die Bürger

Hierauf kam die Frage auf, welchen Nutzen die Bürger hätten. „Der einzelne Bürger hat im Prinzip nichts davon“, erwiderte Linscheid. Die Erträge kämen der Gemeinde zugute, was wiederum gut für die Menschen in Winden sei, denn die Gemeinde könne Investitionen tätigen, ohne Schulden zu machen. Im Laufe des Abends wurde die Stimmung im Bürgersaal in Winden immer aufgeheizter und die Diskussionen emotionaler. Zunächst wurde der Gemeinderat für seine Entscheidung kritisiert, die 4,5 Hektar große Fläche solange ungepflanzt gelassen zu haben. Darauf antwortete Linscheid, dass das keinen Sinn gemacht hätte, da ab August die Installation der PV-Anlage geplant sei. Der Boden wäre von den Arbeitern und Maschinen wieder zerwühlt worden, bevor die Pflanzen eine Chance gehabt hätten, zu wachsen. Hinzu kämen die hohe Kosten für Saatgut.

Weitere Kritik kam von einer Einwohnerin, die bemängelte, dass die Kindergarten-Kinder nicht mehr wie bisher den Feldweg zum Wald benutzen dürften, da dieser nach der Aufstellung der PV-Anlage für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sein werde. Hierzu kam der Vorschlag aus dem Publikum, die Fläche ein paar Meter zu versetzen. Diesem Vorschlag erteilte Linscheid eine sofortige Absage, da der Bebauungsplan stehe und Änderungen nicht mehr möglich seien. „Kann man nicht entlang des Weges auf beiden Seiten einen Zaun bauen und den Weg für die Öffentlichkeit frei lassen“, kam es aus dem Publikum. Auch hier lautete die Antwort des Bürgermeisters „Nein“. Eine solche Maßnahme würde die Gemeinde über 100.000 Euro kosten, so die Begründung.

Sichtschutz an der Anlage abgelehnt

Eine Anwohnerin, die nur einige Meter von der zukünftigen PV-Anlage wohnt, beklagte, dass sie als unmittelbar Betroffene erst an diesem Abend erfahren habe, wie groß die einzelnen Paneele werden. Das sei erschreckend. Sie hätte sich gewünscht, mehr miteinbezogen zu werden, da sich die Fläche der PV-Anlage in ihrer unmittelbarer Nachbarschaft befinden würde. Diskutiert wurde auch die Idee, die PV-Anlage durch eine Hecke als Sichtschutz zu verdecken. Das seien Ausgaben, die die Gemeinde nicht tätigen werde, weil sie nicht notwendig seien, erwiderte Linscheid. Eine Antwort, die beim Publikum auf Unverständnis traf. Das bisschen Geld könne die Gemeinde doch investieren, war die Reaktion der Bürgerinnen und Bürger.

Als Beobachter gewann man den Eindruck, dass den Bürgerinnen und Bürgern von Winden erst an diesem Abend klar wurde, dass die PV-Anlage kommen wird und es kein Zurück gibt. Sie hatten viel Diskussionsbedarf, viele Fragen und Wünsche. Doch dafür war es zu spät, denn das Projekt war unter Dach und Fach. An sie alle richtete Gebhard Linscheid seine Worte, als er sagte, dass das Thema in zwölf Gemeinderatssitzungen und drei Einwohnerversammlung behandelt worden wäre. Viele Möglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger von Winden ihre Einwände, Sorgen und Wünsche zu äußern. Im Publikum saßen aber nicht nur Kritiker, sondern auch Befürworter, die sich an diesem Abend nicht zu Wort meldeten.

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