„Bis jetzt liegt die Einsatzleitung bei Lahnstein“, erklärt Manuel Bingel vom Team Medien des Brand- und Katastrophenschutzes Rhein-Lahn im Gespräch mit unserer Zeitung. Das bedeutet: Wehrleiter Marcus Schneider hat den Hut auf.
Auch andere Wehren sind gefragt
Das ändert sich, sollten mehr als nur Kleinigkeiten vorfallen und es zu einer „Großschadenslage“ kommen, wie es in der Feuerwehr-Sprache heißt. Dann ist die Feuerwehr aus dem gesamten Rhein-Lahn-Kreis gefragt, und der stellvertretende Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Marcus Grün übernimmt die Einsatzleitung. Genau das ist der Grund, weshalb hier weit über Lahnstein hinaus auch Feuerwehrleute aus Singhofen, Dahlheim und vielen anderen Orten zu sehen sind.
Und weshalb es noch eine zweite Einsatzbesprechung gibt. „Zurzeit gibt es zwölf Einsatzabschnitte“, teilt Marcus Grün den anderen mit. „Aber wenn der Kreis die Einsatzleitung übernimmt, ist das hinfällig und wird durch fünf Abschnitte ersetzt.“ Ganz wichtig bei einer solchen Besprechung: Wie schätzen die Vertreter der anderen Hilfsorganisationen, die bei einer solchen Großveranstaltung logischerweise auch mit im Boot sind, die Lage ein?
„Bisher war Rhein in Flammen immer ein friedliches Familienfest. Wir gehen davon aus, dass es auch in diesem Jahr so ist“, sagt ein Polizist. „Unsere beiden Boote laufen“, heißt es vonseiten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. „Über die Rufbereitschaft kann ich gegebenenfalls Nachschub anfordern“, ergänzt ein Vertreter des Technischen Hilfswerks, während ein Feuerwehraktiver für den Fall aller Fälle bereits recherchiert hat, in welchen Krankenhäusern noch Betten zur Verfügung stehen.
Über Funk Kontakt halten
Insgesamt rund 130 Feuerwehrleute sind heute im Einsatz. Ob sie selbst Feuerwerk, Schiffskonvoi und das ganze Drumherum genießen können? „Wir werden nichts davon mitbekommen, denn wir sind ja die ganze Zeit hier“, antworten Marcus Grün und Manuel Bingel. Über Funk halten sie Kontakt mit den Kameradinnen und Kameraden an den Außenstellen, die, falls es erforderlich ist, weitere Einsatzkräfte nachalarmieren werden.
Derweil herrscht in Niederlahnstein gegenüber der Lahnmündung, wo das farbenprächtige Spektakel voraussichtlich gegen 22.10 Uhr steigen wird, schon Stunden vorher reger Betrieb. Viele Besucher haben es sich bei einem Picknick am Flussufer bequem gemacht, genießen das spätsommerliche Sonnenwetter und die chillige Atmosphäre. Während nach und nach immer mehr mit Campingstühlen und Decken bewaffnete Menschen auf dem Gelände eintrudeln, läuft sich ein paar Meter weiter auf der Süwag-Bühne DJ John Brisby, der im sogenannten wirklichen Leben Dirk Waldt heißt, schon mal warm. Bei der dritten „90er-Open-Air meets Rhein in Flammen“ sorgt er mit seiner Mischung aus Techno, House, Hip-Hop, Rhythm & Blues und Boygroup Mucke aus den 1990er-Jahren zuverlässig dafür, dass sich die Feierwütigen langsam, aber unausweichlich in Trance tanzen.
Foodtrucks locken nach Oberlahnstein
Äußerst entspannt geht es auch in den Oberlahnsteiner Rheinanlagen zu, wo man mangels Feuerwerk direkt vor Ort zwar „nur“ den Schiffskonvoi bestaunen kann, aber offensichtlich trotzdem jede Menge Spaß hat. Hier liegt der Schwerpunkt ganz auf den kulinarischen Genüssen: Ein Foodtruck reiht sich an den anderen – hungrig oder durstig dürfte zu vorgerückter Stunde jedenfalls keiner nach Hause gehen. Und: Wie schon in Niederlahnstein entdeckt man sie auch hier die eingangs erwähnten Außenstellen von Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen wie dem DRK, die in Habachtstellung parat stehen.
Und in der Nachbarstadt Braubach? Lichtergirlanden in den Rheinanlagen signalisieren bereits von Weitem, dass hier der Bär steppt. Und in der Tat herrscht vor Einbruch der Dunkelheit bereits mächtiges Gedränge, die Leute lassen es sich im Weingarten und an den Ess- und Getränkeständen gut gehen. Oder tanzen zur Musik der Coverband SAM – Sound and Music ab. Die vier Musiker aus Bad Hönningen heizen dem feierlustigen Volk mit Schlager, darunter etwa einem Udo-Jürgens-Medley, Rock, Pop, Kölsch, Oldies und aktuellen Titeln gehörig ein. „Sicher ist das Feuerwerk mit dem Schiffskonvoi der Höhepunkt. Aber dieses ganze Sommernachtsfest drumherum finde ich genauso toll“, stellt eine Besucherin klar.
30 Schiffe ziehen vorbei
Gegen 21.45 Uhr ist er dann da, der von dreimaligem lautem Knallen angekündigte große Moment. Von Spay her nahen im Gänsemarsch knapp 30 Schiffe und gleiten majestätisch an den Schaulustigen vorbei, während über alledem mindestens genauso majestätisch die in rotes Licht getauchte Braubacher Marksburg thront.
Auch die meisten Konvoi-Teilnehmer sind bunt illuminiert, oft winken gut gelaunte Passagiere zum Ufer herüber. Und bewundern natürlich das Feuerwerk, das es in sich hat. Stiebende Funken, spektakuläre Formen und schillernde Farben steigen rund 20 Minuten lang in den Himmel, dass es eine Wonne ist. Insbesondere zum Finale, als das letzte Flottenmitglied an Braubach vorbei in Richtung Lahnstein zieht, geben die Pyrotechniker noch mal alles und schießen, im übertragenen Sinn gesprochen, aus sämtlichen Rohren – ein in der Tat atemberaubendes Spektakel.
Und in der Feuerwache? „Wenn das Feuerwerk den Rhein-Lahn-Kreis verlassen hat und wir von den Außenstellen die Info bekommen haben, dass alles in Ordnung ist, gehen wir nach Hause“, hatte Manuel Bingel zu Beginn gesagt. Dann haben auch die Einsatzkräfte, die den ganzen Abend über für die Sicherheit gesorgt haben, Feierabend.