Hubert Eblenkamp, musikalischer Leiter der Oraniensteiner Konzerte, wies beim Vorgespräch mit den Musikern darauf hin, dass ein Saxofon vielleicht vor etwa 25 Jahren einmal bei der Konzertreihe in Diez zu hören war. Nun also gleich vier. Auch wenn die Kombination dieser sechs Instrumente zunächst ungewöhnlich erscheint, ist sie doch auch naheliegend.
Zwischen der Erfindung von Klarinette und Saxofon liegen nur etwa 150 Jahre, wie Eblenkamp erklärte. Keine riesige Zeitspanne im Hinblick auf die mehrere Jahrhunderte lange Musik- und Instrumentenkultur. Tatsächlich mischte sich der Klang von Sabine Meyers Klarinette mit dem Sopransaxofon von Daniel Gauthier, Miguel Valles Mateus Altsaxofon, dem Tenorsaxofon von Simon Hanrath, dem Baritonsaxofon von Sebastian Pottmeier und dem Flügel von Jang Eun Bae ganz hervorragend und erzeugte stellenweise den dichten und voluminösen Klang einer Orgel. Auch dass es kaum Literatur für diese Besetzung gibt, war für diese Musiker kein Hindernis.
Ganz neu interpretiert
Werke und Arrangements von Engelbert Humperdinck, Dmitri Schostakowitsch, Felix Mendelssohn Bartholdy, Cyrille Lehn, Stefan Malzew, Johann Sebastian Bach und Peter I. Tschaikowsky klangen durchaus wie die Originalkompositionen, aber in einem völlig neuen Gewand.
Wer denkt bei Humperdincks „Hänsel und Gretel“ nicht unwillkürlich an Weihnachten? So führten die sechs Musiker das Publikum bereits mit der Ouvertüre zur Oper auf die Weihnachtszeit hin. Wunderbar die folgenden Arrangements zu Schostakowitschs „5 Stücke für zwei Violinen und Klavier“, bei denen jeweils zwei Saxofone oder Meyers Klarinette mit einem einzigen Saxofon zu hören waren. Hier im Einzelklang konnten die Zuhörer besonders gut die virtuose Spieltechnik aller Musiker bewundern. Innig und anrührend folgte das bekannte „Air“ von Bach, intoniert von den vier Saxofonen.
An Jazz angelehnt
Sehr kess danach Cyrill Lehns Variationen über das bekannte Thema „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, im Original ein französisches Stück. Hier mutete die Musik schon sehr jazzorientiert an. Verspielt mit einigen Synkopen konnte der Eindruck einer Parodie auf die Grundmelodie entstehen. Aufhorchen ließen auch mehrere Arrangements von Andreas Hilner zu Tschaikowskys „Nussknacker“. Der munter beschwingte „Blumenwalzer“ hätte bei mehr Platz in der Schlosskapelle durchaus zum Tanzen eingeladen. Ein Potpourri aus vielen Weihnachtsliedern hat Stefan Malzew (geboren 1964) in eigenwilligen Interpretationen mit einem bunten Themenmix zusammengestellt, bevor es mit Mendelssohns „Hört, die Engelchöre singen“ sehr festlich wurde.
Zwischen den einzelnen Stücken brachten die Musiker das Publikum mit herrlich kindlichen Briefen an Christkind und Weihnachtsmann zum Schmunzeln. „Weihnachtsmann, spielst du eigentlich auch Fußball und kannst du bitte viel Schnee mitbringen?“ Nachdenklicher der Brief eines Kindes aus Freetown: „Kannst du bitte mit dem Verteilen der Geschenke in Afrika anfangen, sonst bleibt am Ende immer nichts mehr übrig“. Alles in allem erlebten die Konzertbesucher einen unterhaltsamen Abend mit außergewöhnlicher Musik. Verabschiedet wurden sie mit der stimmungsvollen Zugabe „Maria durch ein‘ Dornwald ging“.