Dies wurde am Montag am Rande eines Ortstermins am Stellwerk Niederlahnstein deutlich, zu dem die Bürgerinitiative (BI) im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn Vertreter von Stadtverwaltung und Bahn eingeladen hatte. „Wir sind optimistisch, dass wir bis zum 18. September fertig werden“, erklärte Jana Heimann (Deutsche Bahn Netze). Auch am Wochenende waren die Aufräumarbeiten nach der Entgleisung eines Güterzugs (unsere Zeitung berichtete ausführlich) weitergegangen. „In enger Begleitung durch die Behörden haben die Aushubarbeiten am Bahnhof Niederlahnstein am Samstagmorgen begonnen“, teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn mit. „Seitdem sind bis zu vier Bagger gleichzeitig rund um die Uhr im Einsatz.“
Am Montag ging es weiter, bis zum Nachmittag waren rund 6000 Tonnen mit Diesel verunreinigtes Erdreich ausgehoben und auf dem Schienenweg abtransportiert worden. „Wir arbeiten sehr sorgsam und mit Unterstützung von Geologen und dem Gewässerschutz“, versicherte Christoph Michels (Deutsche Bahn Netze). So sei der Radius gleich mehrfach erweitert worden. Wenn alles optimal laufe, so die Schätzung der Bahnleute, könne Mitte dieser Woche mit dem Einfüllen der neuen Erde begonnen werden. Danach kommen unter anderem sogenannte Rüttelmaschinen zum Einsatz, die allerdings für Erschütterungen und reichlich Lärm sorgen dürften. Die Bürgerinitiative um ihren Leiter Willi Pusch fordert daher, dass die Bahn für betroffene Anwohner in den Nächten Hotelzimmer anbietet. Wenn die neue Erde aufgefüllt ist, soll die Installation neuer Gleise und von vier Weichen erfolgen.
Am Sonntag, 30. August, war ein Güterzug, der sich nach Angaben der Polizei auf dem Weg von Rotterdam nach Basel befunden hatte, entgleist. Jeder der insgesamt 18 Kesselwagen hatte bis zu 60 000 Liter Diesel geladen. Von den 18 Waggons waren sechs umgekippt, zwei weitere entgleisten und blieben stehen. Erst nachdem alle umgefallenen Waggons leer gepumpt worden waren, konnten die beschädigten und ineinander verkeilten Kesselwagen mit der Hilfe von Kränen geborgen und zurück auf das Gleis gesetzt werden. Bis zu 150.000 Liter Diesel sollen bei dem Unfall ausgelaufen sein.
Für die Zusammenarbeit mit den Rettungskräften am Unfalltag – rund 260 Rettungskräfte – hatten die Bahnmitarbeiter viel Lob über, „denn das lief wirklich sehr, sehr gut. Man kann den Verantwortlichen nur ein Kompliment machen.“ Auch Lahnsteins Oberbürgermeister Peter Labonte lobte die vielen Helfer und nutzte das Treffen, um deutlich zu machen, „dass wir uns alle hier eine vollständige Aufklärung dieses Unfalls wünschen“. So etwas dürfe sich nicht wiederholen, so Labonte. „Das Unglück zeigt wieder mal, welche Gefahren mit dem Transport von Gefahrgütern durch das enge Mittelrheintal verbunden sind.“
Ein Punkt, an den Willi Pusch, Vorsitzender der Bürgerinitiative, natürlich anknüpfte. „Dieser folgenschwere Unfall, bei dem der Schaden trotz der massiven Gefährdung der Gesundheit der Menschen und dem Ausmaß der Umweltbelastung diesmal wieder überschaubar geblieben ist, zeigt, dass die Gefahr einer großen Katastrophe permanent besteht“, so Pusch, der Tempo 50 für Gefahrguttransporte auf der Strecke fordert. Kritik übten die Vertreter von Stadt und BI am Montagnachmittag an der Informationspolitik der Bahn, nachdem die das Zepter von der Feuerwehr übernommen hatte.
Was die Unfallursache angeht, verweist die Bahn weiterhin auf die Ermittlungen der Bonner Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU).
- Am Mittwoch, 16 Uhr, lädt die Bahn Anwohner und Interessierte ein, zum Stellwerk in Niederlahnstein zu kommen, um mögliche Fragen zu stellen und Informationen zu den Maßnahmen zu bekommen.