So blickt Oliver Krügel auf die vergangenen Jahre zurück und benennt einige kommende Herausforderungen für Bad Ems
Oliver Krügel zieht Bilanz: Bad Emser Stadtchef setzt auf eine weitere Amtszeit
Thermenhotel, Parkhaus und die Therme sind für Stadtbürgermeister Oliver Krügel deutliche Pluspunkte, die zahlreiche Menschen nach Bad Ems bringen. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickte er auf die Entwicklungen der vergangenen fünf Jahre zurück. Fotos: Andreas Galonska
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Bad Ems. Oliver Krügel will es noch mal wissen und zeigt sich entschlossen, seine zweite Amtszeit anzugehen. Er tritt bei der kommenden Kommunalwahl wieder für das Amt des Bad Emser Stadtbürgermeisters an und wird dabei nicht nur von seiner CDU, sondern auch von der SPD unterstützt. Im Gespräch mit unserer Zeitung schaut er auf große Ereignisse seit 2019 und nimmt aktuelle Vorhaben ins Visier.

Herr Krügel, wie bewerten Sie die bisherige Amtszeit?

Krügel: In den vergangenen fünf Jahren waren viele Projekte und Themen zu bewältigen. Wir konnten viel Gutes in der Stadt bewegen.

Hatten Sie Zweifel, ob Sie den Job meistern können?

Nein. 2018 hatte ich mich ernsthaft mit einer Bewerbung befasst. Es war mir schon damals bewusst, was das bedeutet und welche Verantwortung man übernimmt. Wir sind heute vergleichbar mit einem mittelständischen Unternehmen, bei 86 Mitarbeitern. In den vergangenen Jahren gab es mit der Pandemie, dem Krieg in Europa und der Energiekrise drei Herausforderungen, die sich bis in die kommunale Ebene abzeichnen – und die vor fünf Jahren überhaupt nicht vorhersehbar waren.

Was konnte umgesetzt werden?

Wir hatten einen Mangel an Kitaplätzen in Bad Ems, die Stadt hat als wenig familienfreundlich gegolten. Dann wurde die Kita Villenpromenade gebaut, die Kita Römergarten kommt hinzu. Zum Ende dieser Wahlperiode wurden rund 170 Plätze geschaffen. Bei der Kita Play and Fun wurde nach der Insolvenz die Übernahme durch die AWO ermöglicht und 105 Plätze gesichert. Glücklicherweise waren wir da in fortgeschrittenen Kooperationsgesprächen und konnten schnell reagieren. Einen Erfolg gab es bei der Hufelandklinik, bei der wir Eigentümer waren und Mitspracherecht hatten. In Verhandlungen mit dem Investor Maybach-Medical konnte unter maßgeblichem Anteil der Stadt die Klinik gerettet werden.

Anders sah es bei der Paracelsusklinik aus?

Anders als bei der Hufelandklinik hatten wir leider aufgrund der Eigentumsverhältnisse kein Mitspracherecht. Stadt und VG haben sich sehr für die Klinik eingesetzt, der Kreis hielt sich da leider relativ bedeckt. Der Landkreis dürfte – anders als die Stadt – selbst eine Klinik betreiben. Man muss auch leider festhalten, dass der Paracelsusklinik in unserer eigenen Bürgerschaft der Rückhalt gefehlt hat.

Wie schauen Sie auf den Rheinland-Pfalz-Tag zurück?

Das war eines der Highlights! Ein voller Erfolg, der beste Werbung für die Stadt Bad Ems und ihre Umgebung gebracht hat. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen war kostenlos, was außergewöhnlich ist. Dieser Zusammenhalt und der Einsatz aller Beteiligten aus der Kreis- und VG-Verwaltung, der Staatskanzlei, dem Ehrenamt, und der Blaulichtfamilie waren bemerkenswert.

Gab es weitere Highlights, an die Sie gerne zurückdenken?

Definitiv zwei Jahre zuvor die Welterbeanerkennung. Die Verleihung des Welterbes, für das sich ganz maßgeblich Dr. Hans-Jürgen Sarholz eingesetzt hat, war ein großer Erfolg für die Stadt und ist uns zugleich Verpflichtung für die Zukunft. Die Begutachtung durch ICOMOS zu Beginn meiner Amtszeit hat Bad Ems mit Bravour bestanden, was eine große Teamleistung dargestellt hat.

Wie bewerten Sie die Entwicklung in der Innenstadt?

Der kommende Abendmarkt ist eine gute Sache, der anstehende Umbau des Rewe-Petz-Markts ist eine Riesenchance. Wir brauchen Leben und Qualität in der Stadt! Und auf der Wipsch muss auch das Umfeld des Markts betrachtet werden, denn es ergeben sich Chancen über das eigentliche Projekt hinaus: Beispielsweise könnte die Aufenthaltsqualität dort verbessert und der Oranienweg verschönert werden, eine Emsbachfreilegung ist eine Idee – es darf keine Denkverbote geben.

Etliche Läden – Stichwort Café Maxeiner – mussten aber auch schließen.

Ich kann dabei nur an die Immobilienbesitzer appellieren, dass die verlangten Mieten in einem realistischen Rahmen bleiben. Manchmal ist auch der Zustand der Gebäude so schlecht, dass er potenzielle Mieter abschreckt. Es gibt aber auch positive Beispiele für neue Nutzungen. So zum Beispiel der Hörakustiker Kitzmann in der Baargasse.

Was hat sich beim Stadtbild getan?

Bad Ems hat einige Brunnen – die früher größtenteils nicht mehr gelaufen sind. Wir hatten dort einen Investitionsstau über 15 bis 20 Jahre. Und Einrichtungen im öffentlichen Raum müssen funktionieren. Dort sind Pumpen und Steuerungen für knapp 30.000 Euro erneuert worden. Der Ebingerbrunnen an der Mainzer Straße hat übel ausgesehen, jetzt ist er wieder hergerichtet worden.

Ein anderes Beispiel: Auf Anregung von Herbert Piel ist der Leica-Fotopunkt errichtet worden. Und es gibt noch weitere positive Beispiele, aber auch weiteren Sanierungsbedarf hier und da. Nach und nach bleiben wir am Ball, nicht alles geht immer direkt. Ein Gewinn für die Stadt Bad Ems ist das Thermenhotel. In Hotel und Parkhaus sind mehr als 31,5 Millionen Euro investiert worden, zur Eröffnung 2021 hatte das Unternehmen 184 Mitarbeiter. Das ist ein echtes Pfund und ein Magnet für die Stadt!

Was tut sich in der Stadt in der Zukunft?

Das Alte Rathaus soll künftig das Welterbezentrum, die Bücherei, das Jugendzentrum und das Stadtbüro beherbergen. Es ist gut, dass wir dabei von dem Plan mit dem Vier-Türme-Haus abgekommen sind, in das künftig ein weiteres Hotel einziehen wird.

In naher Zukunft entstehen zwei neue Spielplätze an der „Großen Wiese“ und „Vor der Loos“. Im östlichen Stadtteil muss ein weiterer Spielplatz geschaffen werden, da gibt es zu wenig für die Kinder. Hinzu kommen die anstehenden Sanierungen der Jugendherberge und des Hauptbahnhofs. Das Zukunftsprojekt Vollsortimenter auf der Wipsch bietet Riesenchancen für die Attraktivierung der Innenstadt. Da darf es keine Denkverbote geben. Einige Straßen müssen saniert werden, das muss alles unter Berücksichtigung der Haushaltslage und in Abstimmung mit den Anliegern erfolgen.

Wie bewerten Sie die Arbeit im Stadtrat?

Wir haben in den fünf Jahren trotz Pandemie und Krieg viel bewegt. Es ist eine harmonische Zusammenarbeit, die zu sehr großen Teilen konstruktiv abläuft. Dem Stadtrat geht es um die Sache.

Warum wollen Sie im Juni wieder Stadtbürgermeister von Bad Ems werden?

Es gibt noch einige dicke Bretter zu bohren und Herausforderungen zu meistern. Und es kommen immer neue und wichtige Themen sowie Projekte dazu. Eine Stadt lebt und Zeiten ändern sich. Ich bin hier geboren, hier aufgewachsen und brenne für diese Stadt!

Ein „waschechter“ Emser also?

Für mich kam ein Wohnortwechsel nie in Frage. Auch bei der Rückkehr von Reisen freue ich mich immer wieder auf meine Heimat und meine Stadt.

Es macht mir Spaß, mit den Menschen hier zusammenzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Wir hier in der Stadt und Verbandsgemeinde sind ein großartiges Team. Ich möchte noch viel bewegen – gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat. Ich habe viel Energie und viele Ideen für die Zukunft.

Das Gespräch führte Andreas Galonska

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