Personalwechsel im Stala
Neuer Zahlenchef in Bad Ems: Mit Fakten gegen Fake News
Staffelstabübergabe im festlichen Marmorsaal in Bad Ems: Marco Ludwig (links) übernimmt den Posten des Präsidenten des Statistischen Landesamtes von Marcel Hürter, der zum Landesrechnungshof wechselt.
Marta Fröhlich

Marco Ludwig ist neuer Präsident des Statistischen Landesamts RLP. Er will mit objektiven Daten Orientierung geben – als „geeichtes Maßband der Demokratie“ und Bollwerk gegen Fake News. Vorgänger Marcel Hürter wechselt zum Rechnungshof.

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„In einer Zeit, in der die gefühlte Wahrheit immer mehr Einfluss gewinnt, braucht es eine starke Gegenposition. Und mit dem Statistischen Landesamt (Stala) haben wir eine Institution, die genau das schaffen kann“, betonte Innenmister Michael Ebling im Bad Emser Marmorsaal. Gefeiert wurde nicht nur die Verabschiedung des bisherigen Stala-Präsidenten Marcel Hürter und die Begrüßung des neuen Chefs Marco Ludwig, sondern auch die Arbeit des Stala selbst als wichtiges Instrument der Demokratie. Darüber waren sich alle einig, allen voran der Innenminister: „Das Stala erhebt nicht nur Zahlen, es vergleicht, ordnet ein und liefert gründliche Analysen der Wirklichkeit. Eine öffentliche Aufgabe im Dienst der Demokratie.“

Deshalb sollten seiner Meinung nach auch „Originale“ an der Spitze solcher Behörden stehen wie der bisherige Stala-Chef Marcel Hürter. Der 45-Jährige hat VWL studiert, war viele Jahre selbst im Ministerium tätig und leitete das Amt in Bad Ems seit 2017. „Dabei hat Marcel Hürter das Amt in schwierigen Zeiten sicher geführt, Corona hat ihn und sein Haus mächtig auf die Probe gestellt, aber sie haben stets schnell verlässliche Daten geliefert“, erinnert sich Ebling. Auch die Landtagswahl 2021, bei der man nicht sicher war, ob man in der Pandemie eine Wahl für die Bevölkerung sicher durchführen kann, zog Hürter als Landeswahlleiter verlässlich durch. „Nicht zuletzt hat das Stala das Land bei der Flut im Ahrtal unterstützt. Hürter krempelte die Ärmel hoch, organisierte Wahlbusse für die Region im Ahrtal und packte bei den Finanzhilfen für die Betroffenen an“, hob der Minister Hürters Verdienste hervor.

Innenminister Michael Ebling lobte Marcel Hürter für seine Verdienste als bisheriger Stala-Chef.
Marta Fröhlich

Die Fußstapfen für Hürters Nachfolger Marco Ludwig seien groß, doch dessen beruflicher Werdegang qualifiziere Ludwig nicht nur bestens für seine neue Aufgabe, sondern sei auch beeindruckend: „Als Experte rund um die Vermessung und die Landesplanung hat Marco Ludwig bisher immer wieder bewiesen, dass er Entwicklungen in Rheinland-Pfalz faktenorientiert begleiten und detailliert beziffern kann. Sein bisheriges Engagement im Innenministerium in Mainz, beim Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation in Koblenz und in verschiedenen Vermessungs- und Katasterämtern im Land hat ihn für diese leitende Position hervorragend gewappnet und eindrucksvoll empfohlen“, erklärte Ebling. Außerdem habe Ludwig einen Spitznamen, der Bände spricht: „DSL – der schnelle Ludwig. Das Stala ist bei dir in besten Händen.“ Warme Worte für Ludwig und Hürter, denen sich auch unter anderem Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, und Michelle Wittler als Vorsitzende des Personalrats des Stala anschlossen, bevor die beiden, um die sich der Festakt drehte, zu Wort kamen.

So trat Marcel Hürter recht wehmütig ans Mikro, um seine letzten Worte in Bad Ems an den fast schon übervollen Saal zu richten: „Ich blicke mit großer Zufriedenheit auf die vergangenen fast acht Jahre. Viele Tage waren herausfordernd, viele Tage waren schön, langweilig war es aber nie“, so Hürters Bilanz, der nun den nächsten Schritt auf der Karriereleiter nimmt und zum 1. November 2024 das Amt des Präsidenten des Rechnungshofs Rheinland-Pfalz übernommen hat. Das Stala decke alle Lebensbereiche ab und habe ihm ein spannendes Arbeitsfeld mit einem tollen Team geboten. „Auch wenn ich manchmal zu ungeduldig war und mir die Entwicklung der Behörde nicht schnell genug voranging, scheide ich wohl aus dem schönsten Amt aus, das die Landesverwaltung zu bieten hat, und bin überzeugt, dass das Stala seine besten Tage noch vor sich hat.“

Volles Haus im Marmorsaal in Bad Ems: Viele bekannte Gesichter aus der Kommunalpolitik, aber auch zahlreiche Beschäftigte des Statistischen Landesamtes waren zum Festakt gekommen.
Marta Fröhlich

Seinem Nachfolger wünschte Hürter deshalb viel Freude und Erfolg bei den großen Herausforderungen, vor denen das Stala steht. „In Deutschland ist die Dateninfrastruktur nicht gut, es gibt keine gute Vernetzung, schließlich haben wir auch durch den Datenschutz andere Standards“, merkte Hürter kritisch an. Diese Herausforderung nehme Ludwig gern an: „Wenn wir über Bürokratieabbau reden, müssen wir auch über die Mehrfachnutzung von Daten reden. Das will ich anpacken“, konstatierte Ludwig in seiner Rede. Auch stehe das Stala in Bad Ems vor der großen Sanierung des Behördengebäudes, was keine leichte Aufgabe ist.

Außerdem übernimmt Ludwig wie Hürter nicht nur die Führung des Stala, sondern auch das Amt des Landeswahlleiters. „Ich führe jetzt zwei Maschinen gleichzeitig, die eine zählt, was ist, die andere zählt, was wird“, so Ludwig. Er sei froh über diese Entscheidung, auch wenn sie keine leichte gewesen sei, und hob ebenfalls die Bedeutung einer unabhängigen Zahlenbehörde hervor: „Wir sind das geeichte Maßband der Demokratie. Ohne Zahlen und Daten wäre die Welt chaotisch und ungeordnet. Wir geben mit Arbeit objektive Orientierung. Und Objektivität ist keine Meinung, sondern eine Methode.“

Dabei habe er auch schon häufiger gehört, Statistik sei doch so trocken. „Doch trocken ist im Weinland Rheinland-Pfalz eine Auszeichnung“, scherzte der Nastätter, schließlich könne Statistik auch Spaß machen, deshalb freue er sich sehr auf seine neue Aufgabe: „Ich bin nicht mit dem Anspruch gekommen, alles zu verändern. Aber um weiterzudenken.“

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