Geschichte erleben
Neuer Wanderweg bei Winden ist dem Köhlern gewidmet
Der qualmende Kohlenmeiler wurde extra für die Eröffnungsfeier aufgebaut.
Leon Mohr

Das Köhlerhandwerk hat im Nassauer Land eine lange Tradition. In Winden kann die Geschichte nun auch erwandert werden.

Das Köhlern wurde früher vor allem zur Gewinnung von Holzkohle für Schmieden und Eisenhütten betrieben. Heute macht man es in der Regel zu reinen Demonstrationszwecken, wie am Maifeiertag an der Grillhütte Winden. Hier, zur feierlichen Eröffnung des neuen Köhlerwanderwegs mit weit mehr als 100 Gästen, hat man extra einen Kohlenmeiler aufgetürmt, der am Rande des Geländes vor sich hin qualmt. In der Gegend hat das Köhlerhandwerk eine lange Tradition und daher große Bedeutung – ebenso wie der Bergbau. Beim Köhlern wird Holz unter Luftabschluss in einem sogenannten Kohlenmeiler langsam erhitzt: Es verkohlt, ohne zu verbrennen. Dieser Prozess dauert mehrere Tage und muss eng überwacht werden.

Der neue Köhlerwanderweg: gut begehbar und übersichtlich ausgeschildert.
Leon Mohr

„Was im Jahr 2022 als reine Schnapsidee begann, erfährt heute mit der Eröffnung des historischen Köhlerwanderwegs einen weiteren Höhepunkt“, spannt Thomas Kurth von den „Köhlerfreunden“ des Bürgervereins Winden den Bogen. Vor zwei Jahren hatte der Verein bereits eine Köhlerwoche organisiert, die Eröffnung des Wanderwegs ist nun das nächste Highlight. „Das Eintauchen in die Geschichte der Köhlerei, den Bergbau und die Lebensweise unserer Vorfahren hat uns dazu inspiriert, dieses Thema auch den kommenden Generationen über einen Wanderweg zu vermitteln“, so Kurth.

Zahlreiche Wanderer machten sich gleich am Eröffnungstag auf die knapp 10 Kilometer lange Schleife des historischen Grubenweges.
Leon Mohr

Genau genommen sind es sogar zwei Wanderwege: Der historische „Grubenweg“ mit 9,4 Kilometern Streckenlänge und der 3,3 Kilometer lange „Köhlerstieg“. Beide Wege sind mit mehr als 200 beziehungsweise knapp 100 Höhenmetern auf die Streckenlänge recht steil – aber so gut ausgebaut, dass auch Gelegenheitswanderer sie gut begehen können. Auch die Beschilderung ist sehr regelmäßig und gut sichtbar angebracht. Wer sich doppelt absichern will, kann am gemeinsamen Startpunkt beider Wege an der Windener Grillhütte, einen QR-Code scannen und per Handy navigieren.

Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid freut sich über das professionell umgesetzte Gemeinschaftsprojekt, an dem neben den Köhlerfreunden auch der gesamte Bürgerverein Winden und der Naturpark Nassau mitgewirkt haben: „Einfach großartig, was hier gemeinsam erreicht wurde. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, die ihre Zeit und Mittel investiert haben, um dieses Projekt zu realisieren.“ Landrat Jörg Denninghoff ergänzt: „Es ist doch schön, dass es immer ein paar ‚Verrückte‘ gibt, die solche Ideen haben. Dafür vielen Dank. Und für die Zukunft gilt: Gute Ideen gerne zu mir und dann reden wir drüber, ein paar Groschen haben wir dafür immer übrig. Aber jetzt wollen wir wandern, Glück auf!“

Landrat Jörg Denninghoff (1.v.l.), Ortsbürgermeister Gebhard Linscheid (3.v.r.), Thomas Kurth von den Köhlerfreunden (Mitte) sowie weitere Unterstützer des Köhlerwanderwegs bei der Eröffnung am 1. Mai.
Leon Mohr

Entlang der Wegstrecke des alten Grubenweges lässt sich die Historie der Region erfahren. Der alte Eingang der Blei- und Silbergrube Anna, die in der Zeit um 1700 in Betrieb ging, wurde neu hergerichtet und so ist es sogar möglich, ein paar Meter in den Stollen zu gehen und einen Eindruck von der beengten Arbeitssituation zu erhalten. Aus dem schmalen Gang wurden im 18. Jahrhundert Erz, Bleiglanz, Zinkblende und Kupferkies gewonnen und zur Weiterverarbeitung mit Ochsenkarren ins Tal zur Gackenbächer Hütte gebracht.

Auch an ihren Ruinen kommt man auf dem Wanderweg vorbei. Hier verbinden sich dann auch Köhlerei und Bergbau: Denn zum Erzschmelzen in solchen kleinen Schmelzhütten brauchte es die Holzkohle, die in jener Zeit mittels Köhlerei hergestellt wurde. Zahlreiche Meilerplätze, also Orte im Wald, an denen früher Holzkohle in Meilern hergestellt wurde, säumen zudem den Grubenweg. Nach der Wanderung warten am Maifeiertag an der Windener Grillhütte nicht nur der noch immer vor sich hinqualmende Kohlenmeiler, sondern auch kalte Getränke, Grillspezialitäten, ein Kuchenbuffet und die Band „Bluespower“, zu deren gediegenen Klängen die Eröffnungsfeier langsam ausklingt.

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