Tourismus an der Loreley
Neuer Eventmanager will Mittelrheintal voranbringen
Timm Kellermann ist der neue Eventmanager bei der Loreley-Touristik. Er will die Region voranbringen, neue Formate entwickeln und das Mittelrheintal für die Touristen noch schmackhafter machen.
Mira Zwick

Ein Eventprofi aus dem Norden will den Mythos der Loreley und das Mittelrheintal neu beleben. Timm Kellermann bringt frische Ideen mit – zwischen Genusstour, Buga-Vision und der Liebe zur märchenhaften Landschaft.

Die Loreley-Touristik hat einen neuen Eventmanager: Timm Kellermann ergänzt das Team um Geschäftsführerin Ulrike Dallmann. Beim Treffen auf dem Loreleyfelsen lässt der 47-Jährige, der aus Norddeutschland stammt, keinen Zweifel daran: Sein Herz schlägt fürs Mittelrheintal. Doch wer ist der Mann, der die Region in Zukunft weiter nach vorn bringen will?

Ursprünglich kommen Sie aus dem hohen Norden. Was hat Sie zu uns an den Mittelrhein verschlagen? Stellen Sie sich doch kurz vor.

Aufgewachsen bin ich im Elbe-Weser-Dreieck zwischen Hamburg und Bremen und habe danach in Stralsund an der Ostsee Tourismuswissenschaften studiert, mit dem klaren Ziel in Richtung Tourismus- und Eventmanagement zu gehen. Ich habe dann zehn Jahre dort gelebt und war als selbstständiger Eventgastronom tätig. 2007 hat es mich aus privaten Gründen ins Rhein-Main-Gebiet verschlagen, heute lebe ich mit meiner Familie in Ingelheim. Die Region am Mittelrhein hat mich vom ersten Moment an fasziniert – sie erinnert mich tatsächlich ein wenig an meine Modelleisenbahn aus Kindertagen: verwunschene Täler, imposante Felsen, Burgen und Weinberge – wie gemalt. Seit ich hier arbeite, fahre ich jeden Tag von Ingelheim auf das Loreley-Plateau – und habe dabei immer wieder das Gefühl, in den Urlaub zu fahren statt zur Arbeit.

Wie war Ihr weiterer beruflicher Werdegang?

Ich war beruflich schon immer in der Event- und Cateringbranche unterwegs, unter anderem bei Gauls Catering GmbH als Personaldisponent unter anderem im Stadionbetrieb bei Mainz 05 – eine Zeit, in der ich unglaublich viel lernen konnte. Nach weiteren Stationen, bei denen ich immer wieder mit Großveranstaltungen zu tun hatte, habe ich gemerkt, dass meine touristischen Wurzeln wieder stärker in den Vordergrund rücken. Ich wollte zurück in die Welt des Tourismus. Zuletzt habe ich für die Stadt Bingen Großveranstaltungen mitorganisiert. Als ich dann auf die Stelle hier bei der Loreley-Touristik aufmerksam wurde, war für mich sofort klar: Das ist genau die Schnittstelle zwischen Tourismusentwicklung und Veranstaltungsmanagement, die ich gesucht habe. Also habe ich mich beworben – und freue mich sehr, jetzt Teil des Teams zu sein.

Was haben Sie sich vorgenommen, mit welchen Ideen sind Sie hier angekommen?

Im Mittelpunkt meiner Aufgabe steht nicht nur die Organisation einzelner Feste, da haben wir ja in den einzelnen Gemeinden schon eine Vielzahl von Traditionsveranstaltungen, die einen Besuch wert sind – vielmehr geht es darum, den Tourismus in der gesamten Region nachhaltig zu stärken. Das heißt: Angebote schaffen, die den Gästen unvergessliche Erlebnisse bieten – und das immer in enger Zusammenarbeit mit den regionalen Partnern, also Hoteliers, Winzern, Gastronomen und anderen Dienstleistern. Eins meiner Ziele ist es, dass Menschen, die hierherkommen wollen, nicht nur die Sehenswürdigkeiten abhaken, sondern einzigartige Momente erleben, die Erinnerungswert haben und sie nach ihrem Urlaub sagen: Das ist toll hier! Wenn dabei das eine oder andere Fest in den nächsten Jahren dazukommt, umso besser. Aber der Fokus liegt klar auf der ganzheitlichen touristischen Entwicklung der Region. Da habe ich natürlich schon einige Ideen im Kopf.

Was schwebt Ihnen da so vor?

Es gibt ja schon einige tolle Sachen wie die Mondscheinführungen oder das „Erlebnis Loreley“ im Mai. An diese bereits bestehenden Formate will ich anknüpfen und sie weiterentwickeln. Dabei geht es mir auch darum, die Gemeinden auf der Höhe zwischen Dachsenhausen und Sauerthal miteinzubinden, vielleicht im Rahmen einer Genusstour, bei der Gäste mit dem Bus verschiedene Orte und kulinarische Stationen ansteuern.

Wo sehen Sie die besonderen Herausforderungen?

Wir haben viele Tagestouristen und Kurzurlauber, die sich hier für ein paar Tage eine Auszeit nehmen. Die möchten, müssen wir mit unseren Angeboten ansprechen und dabei gern die eine oder andere zusätzliche Übernachtung erwirken. Wir sind eine ausgezeichnete Wanderregion mit einer wunderschönen Landschaft, bieten aber auch viele charmante Ecken in oft etwas versteckten Orten, die bisher touristisch weniger erschlossen sind. Ein zentrales Thema hierbei ist auch die Schließung vieler gastronomischer und touristischer Betriebe in den vergangenen Jahren. Das erschwert manches, bietet vielleicht aber auch Freiraum für neue, kreative Konzepte.

Genauso wie die Buga in vier Jahren. Das ist keine kleine Aufgabe, der Sie sich da stellen.

Ja, der Kultur- und Landschaftspark soll ja einer der Hauptspots werden. Verantwortlich für die Planung und Umsetzung ist ja die Bundesgartenschau Oberes Mittelrheintal 2029 gGmbH als Veranstalter. Wir machen uns aber natürlich auch schon Gedanken, was wir während dieser Zeit zusätzlich anbieten können. Die Buga ist natürlich eine Riesenchance für die ganze Region. Das wird sehr spannend werden.

Zur Wahrheit gehört auch, dass nicht alle Gemeinden gleichermaßen an der Buga partizipieren.

Das stimmt. Aber genau deshalb ist es umso wichtiger, die Gäste, die zur Buga kommen, dazu zu animieren, auch die Region jenseits der Hotspots zu entdecken. Unsere Aufgabe ist es, dafür die richtigen Anreize zu schaffen. Und das geht nur, wenn wir die Menschen vor Ort einbinden – denn sie sind die besten Botschafter ihrer Heimat. Wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen, kann etwas wirklich Großes entstehen.

Wie stellen Sie sich den Prozess vor?

Ich bin jemand, der total positiv denkt, was so was angeht, und ich wünsche mir, dass die Menschen mit ihren Ideen auch auf uns zukommen. Denn wir möchten denen ja nicht einfach irgendwas vorsetzen und sagen, das machen wir jetzt so. Es geht letztendlich darum, dass die Region wächst und gerade im touristischen Bereich weiter voranschreitet. Und ich werde nicht müde, den Leuten immer wieder zu zeigen, in welch einer wunderschönen Region sie leben. Da ist es sicher von Vorteil, dass ich von extern komme und immer wieder sehe, wie schön und einzigartig toll es hier ist.

Und wie macht man das den Menschen von weither bekannter?

Die Touristen wissen natürlich, dass es uns gibt, aber viele wissen nicht, wie toll und vielfältig man hier Urlaub machen kann. Daran müssen wir arbeiten. Das geht nur mit guten Angeboten vor Ort und einer starken Sichtbarkeit nach außen. Ich bin jemand, der den persönlichen Austausch sucht – mit Hoteliers, Gastronomen, Veranstaltern –, um gemeinsam Ideen zu entwickeln. Gleichzeitig brauchen wir mehr Präsenz in den sozialen Medien. Wenn Gäste ihre Eindrücke teilen und uns öfter markieren, steigert das unsere Reichweite automatisch enorm. Da haben wir, glaube ich, noch viel mehr Potenzial, das wir in den kommenden Jahren auch ausschöpfen sollten.

Ist auch geplant, die Loreley-Freilichtbühne mehr in die Loreley-Touristik einzubinden?

Wir stehen bereits in sehr gutem Austausch mit dem Pächter und unterstützen beziehungsweise vermarkten seine Veranstaltungen durch unsere Kanäle. Die Freilichtbühne ist ein sehr großer Besuchermagnet und Gästebringer – keine Frage. Im Moment gibt es keine konkreten Pläne, dort eigene Formate umzusetzen, aber wir denken in alle Richtungen. Vielleicht ergeben sich im Frühjahr oder Herbst – außerhalb der Konzertsaison – neue Ansätze, um diese besondere Location zusätzlich zu nutzen. Die Bühne bietet auf jeden Fall großes Potenzial.

Was sind ihre nächsten Pläne und Wünsche?

In der nächsten Zeit möchte ich vor allem viele Menschen kennenlernen – bei Veranstaltungen, Gesprächen vor Ort oder einfach im Alltag. Ich freue mich über jeden Austausch, über Anregungen und Ideen. Mein Wunsch ist es, gemeinsam hier etwas zu bewegen. Ich sehe so viel Potenzial in dieser Region – und ich bin voller Tatendrang, das mit Leben zu füllen.

Das Gespräch führte Mira Zwick

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