Projekt an A3 liegt auf Eis
Neue Lkw-Stellplätze bei Limburg haben keine Priorität
Ein leider alltägliches Bild an deutschen Autobahn-Raststätten in den Abend- und Nachtstunden wie auch in Limburg: Verzweifelte Lkw-Fahrer nutzen jede Möglichkeit, ihre Fahrzeuge abzustellen.
Stefan Dickmann

Lkw-Stellplätze fehlen schon seit vielen Jahren an der Autobahn. Auch bei Limburg sollten 200 zusätzliche Parkplätze geschaffen werden. Doch die Pläne liegen erst einmal auf Eis.

Wer einmal wissen möchte, wie sich das anfühlt, als Lkw-Fahrer auf der Durchreise nach Sonnenuntergang einen Stellplatz an der Autobahn finden zu müssen, um seine gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, sollte einfach mal mit dem Auto auf eine beliebige deutsche Raststätte fahren und abends durch das Labyrinth von längs und quer stehenden Lastwagen laufen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Waren transportieren, die wir alle früher oder später brauchen. Es gibt viel zu wenig Stellplätze für Lkw-Fahrer an deutschen Autobahnen, doch sie werden mit diesem Problem schon viel zu lange allein gelassen.

Auch am Standort Limburg sollen „mindestens“ 200 neue Lkw-Stellplätze im Bereich der Tank- und Rastanlage Limburg-Ost geschaffen werden. Diese Erkenntnis ist nicht neu: Der Mangel an Lkw-Stellplätzen in verschiedenen Autobahnabschnitten steht bereits seit rund zwei Jahrzehnten auf der Agenda. Hessen Mobil hat sich an der Lösung dieses Problems am Standort Limburg vergeblich abgearbeitet, schließlich übertrug der Bund diese Aufgabe an die „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH“, kurz Deges; neben dem Bund sind mittlerweile zwölf Bundesländer deren Gesellschafter, darunter seit dem Jahr 2010 das Land Hessen.

Limburg gehört nicht zu den priorisierten Projekten

Doch mit Blick auf die Situation in Limburg landen die Deges-Pläne erst einmal in der Schublade, und dort werden sie mindestens bis zum Jahr 2030 liegen bleiben. Die Sprecherin des Unternehmens, Simone Döll, teilt auf Anfrage dieser Zeitung mit, die Deges habe intern entschieden, die vom Bund in Auftrag gegebenen Projekte zu „priorisieren“. Das betrifft nach ihren Angaben rund 100 Deges-Projekte in fünf Bundesländern, in denen es ausschließlich um bestehende oder mögliche neue Standorte für Tank- und Rastanlagen und unbewirtschaftete Parkplätze geht. Es gebe nun zwei Kategorien: Projekte, die bis 2030 weiter intensiv verfolgt werden, und Projekte, die erst wieder vom Jahr 2030 an weiter geplant werden sollen.

Der Standort Limburg und die Frage, wo und wie dort zusätzliche Lkw-Stellflächen geschaffen werden, gehört nach ihren Angaben in die zweite Kategorie, werde also frühestens vom Jahr 2030 an weiter geplant. Sie erklärt dies neben der Personalsituation unter anderem mit zu erwartenden Widerständen, auf die dieses Projekt in Limburg stößt. Der größte Widerstand ist bei einem geplanten Neubau einer Tank- und Rastanlage Limburg-Ost zu erwarten, und zwar nicht am bestehenden Standort (weil dort zu wenig Platz für genügend Stellflächen ist), sondern an einem Standort in Höhe des ICE-Gebiets, was die Stadt strikt ablehnt.

Neubau einer Tank- und Rastanlage war im Gespräch

Rückblick: Vor knapp zwei Jahren, im Juni 2023, führte diese Zeitung ein Interview mit einem Vertreter der Deges zum Problem fehlender Lkw-Stellflächen auf dem A-3-Abschnitt zwischen dem Kreuz Wiesbaden und dem Dreieck Dernbach. Er sagte damals wörtlich: „Ich gehe davon aus, dass wir bis Mitte nächsten Jahres der Autobahn GmbH eine Empfehlung abgeben können, ob wir eine kleine Erweiterung von Limburg-Ost plus den Bau einer Park-und-WC-Anlage für richtig halten oder den Neubau von Limburg-Ost am oben beschriebenen Standort, wo wir deutlich mehr Platz haben für Lkw-Stellflächen.“ Er meinte damit konkret: „Nach diversen verkehrstechnischen und umweltfachlichen Untersuchungen eignet sich dafür aus unserer Sicht eine Fläche direkt an der A3, ungefähr in Höhe des Obi-Baumarkts im ICE-Gebiet. Hier könnte entweder eine Tank- und Rastanlage neu gebaut werden oder ein Parkplatz mit WC.“

Auf Nachfrage dieser Zeitung im Sommer 2024 hieß es bei der Deges, eine Entscheidung (für die oben skizzierte Empfehlung) werde sich verzögern, das werde auf keinen Fall noch etwas im weiteren Jahresverlauf. Jetzt steht also fest, dass es auch bis mindestens 2030 nichts werden wird mit einer Empfehlung zu diesem Standort, weil „priorisiert“ wird.

„Ich gehe davon aus, dass wir bis Mitte nächsten Jahres der Autobahn GmbH eine Empfehlung abgeben können, ob wir eine kleine Erweiterung von Limburg-Ost plus den Bau einer Park-und-WC-Anlage für richtig halten oder den Neubau von Limburg-Ost am oben beschriebenen Standort, wo wir deutlich mehr Platz haben für Lkw-Stellflächen.“
Das sagte ein Deges-Vertreter vor knapp zwei Jahren.

Das ist für die in diesem Autobahnabschnitt arbeitenden Lkw-Fahrer eine Katastrophe, und für die Stadt Limburg, die keinen Raststätten-Neubau an der A3 in Höhe des Obi-Baumarkts möchte, ein Erfolg. Die Stadt hat zwar kein Problem mit einem Ausbau des bestehenden Standorts, doch die dort zur Verfügung stehende Fläche ist nun einmal zu klein. Aber selbst wenn vom Jahr 2030 an die Deges den Standort Limburg weiter plant, geht es anschließend nur darum, wenigstens so weit zu kommen, um eine „Empfehlung“ an den Bund auszusprechen.

Nur wenn diese akzeptiert wird (und dagegen nicht geklagt wird), gehen die Planungen (für den Ausbau von Lkw-Stellflächen am Standort Limburg) weiter, was gut und gerne fünf Jahre dauern wird. Anschließend ist aber noch immer nichts gebaut. Das dauert mindestens ein weiteres Jahr. Irgendwann im Jahre 2036 oder 2037 könnte also das Problem in diesem Autobahnabschnitt gelöst sein.

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