So arbeitet die junge Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Diez - Dabei setzt sie auf die Erfahrung ihrer Mitarbeiter
Neue Ideen, erfahrene Kollegen: So arbeitet Maren Busch als Bürgermeisterin der VG Diez
maren-busch-und-torsten-loosen - 1
Maren Busch und der Erste Beigeordnete Torsten Loosen beim Besprechen von Personalangelegenheiten. Foto: Till Kronsfoth
Kronsfoth Till. tkr

Diez. Seit Juni vergangenen Jahres ist sie im Amt, Deutschlands zunächst jüngste hauptamtliche Bürgermeisterin. Maren Busch hat sich als Verwaltungschefin der Verbandsgemeinde Diez in ihre neue Aufgabe hineingefunden. Wie hat sie das gemeistert? Wie geht sie ihre Arbeit an? Unsere Zeitung hat ihr einen halben Tag lang über die Schulter geschaut.

Lesezeit 4 Minuten

Das Amtszimmer von Maren Busch im Gebäude der Verbandsgemeindeverwaltung Diez ist funktional, aber gemütlich. An einer Längsseite befindet sich eine große Magnetwand mit bunten Zetteln. Maren Busch und ihr Erster Beigeordneter Torsten Loosen sitzen zusammen am Konferenztisch. Auf dem Tisch steht eine bauchige Kanne mit Tee. „Ich bin froh, jemanden an meiner Seite zu haben, der seit 30 Jahren die Verwaltung kennt“, meint Busch mit Blick auf ihren Ersten Beigeordneten. „Und ich bin froh, dass wir eine Bürgermeisterin haben, die frischen Wind reinbringt und Dinge nicht einfach akzeptiert, wie sie sind. Manchmal kommt Maren auf Ideen, da bin ich neidisch, dass die mir nicht schon vor zehn Jahren eingefallen sind“, erwidert Loosen.

Maren Busch war zeitweise die jüngste hauptamtliche Bürgermeisterin Deutschlands. Obwohl sie mittlerweile seit gut einem halben Jahr Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Diez ist, hat das mediale Interesse an ihr nicht abgenommen. Im Herbst war sie in den „Tagesthemen“ zu sehen, vor einer Woche hat die Kindersendung „neuneinhalb“ des WDR einen langen Beitrag über sie gesendet. Jetzt gewährt sie einem Redakteur unserer Zeitung die Möglichkeit, ihr einen halben Tag lang bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.

Neue Stellen zu besetzen

Gerade sichten Busch und Loosen Unterlagen von Bewerbern, die sich auf eine Stelle im Bauhof der Verbandsgemeinde beworben haben. Die notwendige personelle Aufstockung der Verbandsgemeindeverwaltung, die Maren Busch für 2024 durchgesetzt hat, wurde von den Ortsbürgermeistern und dem Verbandsgemeinderat mitgetragen, war jedoch kein Selbstläufer. Immerhin musste hierfür die Umlage der Ortsgemeinden erhöht werden. Dass „der parteilosen Neuen“ dies gelungen ist, führt Torsten Loosen auch auf den Kommunikationsstil seiner Chefin zurück.

„Es war mutig von Maren, die ganzen Vorhaben für 2024 ins Rollen zu bringen“, sagt Loosen. „Aber mit dem ‚Meilensteine‘-Plan für 2024 haben wir auch Punkte, an denen die Ortsbürgermeister und Bürger uns messen können“, ergänzt Busch. Die „Meilensteine“ sind unter anderem zusätzliche Stellen in der Schulsozialarbeit, eine Pavillonanlage für zwei zusätzliche Klassen in der Pestalozzischule, der Beitritt ins Feuerwehrdienstleistungszentrum und die Einstellung eines Tiefbauingenieurs zur Bearbeitung der Starkregenkonzepte.

Was Maren Busch ärgert

Doch es gibt auch Dinge, die Maren Busch ärgern: „Der Rechnungshof hat uns vor wenigen Jahren geprüft, an den Anmerkungen arbeiten wir teils noch heute. Wir wurden beispielsweise gerügt, weil wir einem Feuerwehrmann einen Lkw-Anhängerführerschein bezahlt haben. Die Verwaltung konnte argumentieren, warum das nötig war. Man kann als Bürgermeister allerdings auch schnell mit seinem Privatvermögen in Haftung genommen werden.“ Sie erzählt von einer Bürgermeisterin, die in Haftung genommen wurde, weil sie ihren Amtsvorgänger nicht zur Verantwortung zog. „Wenn ich überlege, dass ein Andreas Scheuer, der nicht in Haftung genommen wird, Hunderte Millionen Euro an Steuergeldern in den Sand gesetzt hat, und wir werden wegen eines Führerscheins für einen Feuerwehrmann gerügt, finde ich das befremdlich.

Aber mir geht es hier wirklich gut. Ich kenne Bürgermeister, die haben Angst, auf die Straße zu gehen.“ Pöbeleien erfährt Maren Busch nicht viel, aber wenn, dann online, besonders seit dem „Tagesthemen“-Beitrag und besonders auf Instagram. Zum Beispiel, als jemand schrieb: „Wie verzweifelt muss jemand sein, eine 27-Jährige zur Bürgermeisterin zu wählen?“ „Das passiert aber nicht unter meinen eigenen Beiträgen und nur, wenn Leute mich nicht kennen.“

Als Nächstes sichten Busch und Loosen die eingegangene Post. Ein Mann aus Diez bietet der Verbandsgemeinde sein Haus zum Kauf an. „Das machen wir eigentlich nicht“, sagt Torsten Loosen. Die aktuelle Lage der Unterbringung von Geflüchteten ist zwar sehr angespannt, zwingt uns derzeit aber nicht, außerplanmäßig ein renovierungsbedürftiges Haus zu kaufen.

Kaum Zeit für Pausen

Mittlerweile ist es später Nachmittag geworden. Torsten Loosen verabschiedet sich. Er muss zu einem Termin mit Wehrführern und der Wehrleitung der Verbandsgemeinde. Zum Essen hat Maren Busch wenig Zeit. „Heute war so viel los, ich hatte bis jetzt nur ein paar Reiswaffeln.“ Vor Beginn der heutigen Abendveranstaltung zum Klimaschutz, bei der eine Reihe von Experten referieren und viele Interessenten erwartet werden, wärmt sie sich schnell ein paar Reste vom Vortag auf. „Heute Morgen ist hier ein Bürger mit einem Anliegen reingeplatzt, für das eindeutig die Polizei zuständig ist und nicht ich. Trotzdem nehme ich mir dann als Bürgermeisterin natürlich die Zeit und spreche mit der Person.“ Situationen, in denen Bedürfnisse an sie adressiert werden, für die Maren Busch aber nicht zuständig ist, lassen sie generell nicht kalt. „Am Morgen nach dem Starkregenereignis waren Torsten und ich in Balduinstein und sprachen mit den Menschen.“

Aufgaben auf Kärtchen notiert

Der Blick fällt auf die Magnetwand mit den bunten Zetteln an der Längsseite des Büros. „Auf den grünen Zetteln habe ich Dinge, auf die ich privat achten muss, notiert, auf Orange Dinge für die Zusammenarbeit auf politischer Ebene, auf roten Kärtchen To-dos, die die Verwaltung betreffen. „Zum Beispiel plane ich eine Projektmanagement-Fortbildung für Führungskräfte in der Verwaltung. Gelbe Karten stehen für Dinge, die ich in der Öffentlichkeitsarbeit angehen will“, sagt Busch.

Dann blickt sie auf die Uhr. Inzwischen ist es 18.15 Uhr. In einer Viertelstunde beginnt die Veranstaltung zum Klimaschutz im großen Konferenzsaal. „Haben Sie noch Fragen?“, will sie wissen. Braucht sie die letzte Viertelstunde nicht, um sich auf die Konferenz vorzubereiten. „Dafür reichen mir zwei Minuten.“ Sie lacht. Gemeinsam erklimmt man die Treppe ins obere Stockwerk. Der Konferenzsaal ist bereits gut gefüllt. An zusammengeschobenen Tischen sind Referenten und Zuhörer in Gespräche vertieft. Im Nu verschwindet Maren Busch in der Menge.

Von Till Kronsfoth

Top-News aus der Region