Stadt will Areal auf dem Malberg an die Bad Emser Calc-Limax Stiftung verkaufen
Neue Chance für die Bad Emser Bergstation: Stadt will Areal auf dem Malberg an Calc-Limax Stiftung verkaufen
Sperrzaun und Warnschilder sollen Eindringlinge fernhalten. Unter der Fassade der Rückseite soll sich noch das gleiche schöne Fachwerk wie auf der Frontseite befinden.
Michaela Cetto

Viel gute Absicht, wenig Wirkung – so lassen sich die Bemühungen der vergangenen Jahre um den Erhalt der Bergstation der Malbergbahn in Bad Ems zusammenfassen. Nachdem der Stadtrat im Mai beschlossen hatte, vom Verkaufsangebot an private Investoren zurückzutreten, verkündete Stadtbürgermeister Oliver Krügel in der jüngsten Sitzung des Gremiums am vergangenen Dienstag nun eine neue Chance, um das denkmalgeschützte Bauwerk zu retten.

Lesezeit 3 Minuten

Sperrzaun und Warnschilder sollen Eindringlinge fernhalten. Unter der Fassade der Rückseite soll sich noch das gleiche schöne Fachwerk wie auf der Frontseite befinden.
Michaela Cetto

Die Bad Emser Calc-Limax-Stiftung möchte das Gebäude und einen Teil des Geländes drum herum erwerben. Der Plan: Das historische Wahrzeichen der Stadt für die Öffentlichkeit erhalten.

Die gemeinnützige Calc-Limax-Stiftung unterstützt mit Hilfe von Spenden diverse soziale Projekte aus Kunst, Kultur, Vereinen und Bildung. Alle Spenden fließen 1:1 in die Bildungs- und Förderprojekte. International hat die Stiftung schon eine Schule in Afrika gebaut und ein Krankenhaus in Ghana unterstützt. Regional hilft die Stiftung schon seit Jahren unter anderem dem Kinderheim Waldesruh in Dausenau oder auch beim Aufbau des Stationären Hospiz‘ Rhein-Lahn – all das weitgehend „geräuschlos“, wie Dirk Wiedenhues vom Stiftungsrat erklärte, weil es „um die Sache“ und nicht um Prestige geht.

Jüngst tritt die Stiftung durch den Bau des Goethe-Forums am Bad Emser Gymnasium in Erscheinung. Nun möchte sich Calc-Limax also der Bergstation annehmen. Dirk Wiedenhues, der auch im Vorstand des Fördervereins der Malbergbahn aktiv ist, zeigte dem Stadtrat in groben Zügen auf, was auf dem Malberg geschehen soll.

Stiftungsrat hat bereits einige Ideen für die Station

„Wir möchten erstens eine Räumlichkeit schaffen, die der Öffentlichkeit zugänglich ist“, führt der Stiftungsrat aus. „Zweitens wollen wir das Haus bewohnbar machen.“ Denn wenn dort niemand wohne, dann öffne man dem Vandalismus weiterhin die Türen. Generell soll das Gebäude nicht nur erhalten werden, sondern außen auch in seinem ursprünglichen, historischen Gewand erstrahlen.

Eine weitere Idee ist, Tal- und Bergstation wieder miteinander zu verbinden. Dass wird wohl nicht die Malbergbahn selbst sein, sondern eher über einen Treppenweg erfolgen. Wiedenhues betont auf Nachfrage unserer Zeitung, dass alles, was dort geschehen soll, in enger Absprache mit dem Förderverein der Malbergbahn, mit dem Geschichtsverein, mit der Stadt, mit der Denkmalpflege und allen weiteren wichtigen Stellen erfolgen wird. In einem allerersten Schritt müsse man das Gebäude dringend vor Wind, Wetter und Vandalismus sichern, damit, so Wiedenhues, „das wenige, was vom Haus noch da ist, geschützt bleibt“.

Dieser Handlungsdruck und der fortschreitende Verfall der Bergstation waren der Grund, warum der Stadtrat das Verkaufsangebot an die privaten Investoren zurückgezogen hat. Im Juni 2019 hatte der damalige Stadtrat noch unter Stadtbürgermeister Berny Abt beschlossen, die Bergstation an ein Restauratorenpaar zu verkaufen, das ein Konzept vorgelegt hatte und entschlossen schien, zügig mit den Arbeiten loszulegen.

Auch der alte Waggon an der Bergstation wird mittlerweile von einem Sperrgitter geschützt. Um den ebenfalls ramponierten Waggon in der Talstation wieder herzurichten, hatte man sich hier auch an Ersatzteilen bedient.
Michaela Cetto

Stadt möchte die Bergstation nicht weiter ihrem Schicksal überlassen

Zum Abschluss des Kaufvertrages aber war es nie gekommen, weil, so hieß es immer wieder auf RLZ-Nachfrage, einige Aspekte und technische Details nicht geklärt werden konnten. So regnete und fegte es weiter durch die scheibenlosen Fenster, so wüteten gelangweilte Partygäste ungebremst und zerlegten das Innenleben des Gebäudes.

Alle Versuche, Eindringlinge fernzuhalten, waren gescheitert, selbst das Metallgitter am Eingang wurde aufgeschnitten. Erst in diesem Jahr sind größere Sperrzäune rund ums Haus und den Waggon errichtet worden, außerdem hatte die Stadt eine Videokamera installiert, um Hausfriedensbrechern auf die Spur zu kommen. Doch diese wurde schon kurz später demoliert beziehungsweise von Unbefugten abmontiert.

Weil die obere Malbergbahnstation seit einigen Jahren zur Kernzone hinsichtlich der Welterbebewerbung gehört und im Juli die Entscheidung der Unesco ansteht, den Antrag auf die Aufnahme von Bad Ems und den anderen zehn „Great Spas of Europe“ auf die Welterbeliste anzunehmen oder abzulehnen, will die Stadt die Bergstation nicht weiterhin ihrem Schicksal überlassen – wie es letztlich bereits mit anderen geschichtsträchtigen Gebäuden der Stadt geschehen ist, die man dann nur noch abreißen konnte.

Nach einer Sitzungsunterbrechung, in der sich das Gremium unter Ausschluss der Öffentlichkeit beriet, verkündete der Stadtbürgermeister, dass der Stadtrat entschieden habe, ihn, Oliver Krügel, zu ermächtigen, die Bergstation an die Stiftung zu veräußern. Krügel betonte, dass den privaten Investoren Dank für die Bereitschaft, das Haus instand zu setzen und die bisherigen Bemühungen gebührt. Der Verkauf soll zeitnah über die Bühne gehen, alle „ungeklärten technischen Details“ danach in Angriff genommen werden.

Geschichte der Malbergbahn

Die Geschichte der Malbergbahn führt zurück auf die Gründung der Malbergbahn Actien-Gesellschaft in das Jahr 1886. Nur sieben Monate später, am 5. Juni 1887, wurden die Malbergbahn und das zeitgleich errichtete Hotel an der Bergstation in Betrieb genommen. Bis zu 400 Personen wurden täglich zur Bergstation befördert, die das Bergareal als Naherholungsgebiet besuchten. 1979 wurde der Fahrbetrieb eingestellt. (Quelle: www.malbergbahn.de).

Top-News aus der Region