Netzwerk Kindes- und Jugendwohl Lahnstein besteht seit 2009 - Aktuelles Thema Schulabsentismus - Leitfaden entwickeln
Netzwerk in Lahnstein: Gemeinsam für Kinder und Jugendliche
Vertreter aller Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten: Netzwerk Kindes- und Jugendwohl Lahnstein traf sich zur Diskussion über aktuelle Probleme. Foto: Karin Kring
Karin Kring

Lahnstein. Wenn man jemandem helfen möchte, der Hilfe braucht, man aber selbst nicht in der Lage dazu ist, ist es gut, jemanden fragen zu können, der sich vielleicht besser auskennt, der helfen kann oder einen selbst dabei unterstützen kann. Dies ist – einfach ausgedrückt – die Intention, die hinter einem Netzwerk steht, das schon 2009 in Lahnstein ins Leben gerufen wurde: Das „Netzwerk Kindes- und Jugendwohl Lahnstein“.

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Ob Schulsozialarbeiter, Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrkräfte, Kinderschutzdienst, Sozialpädagogen, Polizei, Sozialamt oder Vertreter des Jugendkulturzentrums (Jukz) Lahnstein – alle Institutionen, die mit oder für Kinder und Jugendliche arbeiten, sind in diesem Netzewerk vertreten. „Denn es geht darum, Risiken für Kinder- und Jugendliche früh zu erkennen, unsere Kräfte zu bündeln, um dann gezielt helfen zu können“, sagt Nasstaran Houshmand, Sozialpädagogin und gemeinsam mit Sozialarbeiter Thomas Seggel Leitung des Jukz und Mitglied des Netzwerkes Kindes- und Jugendwohl, das sich drei Mal pro Jahr trifft, um Erfahrungen auszutauschen, Probleme anzusprechen und Lösungen zu suchen für Kinder und Jugendliche, die Unterstützung brauchen. „Oft werden in unserer Runde auch aktuelle Fälle besprochen“, sagt Thomas Seggel. Ziel ist es dann, dass alle, die mit dem Kind oder dem Jugendlichen in Kontakt stehen – Schule, Betreuer oder Behörde –, sich austauschen und gemeinsam agieren können.

Thema beim jüngsten Treffen war insbesondere „Schulabsentismus“, kurz gesagt: allzu häufiges Nichterscheinen von Kindern und Jugendlichen in der Schule. Seien es Grundschulen, die Realschule plus oder die Berufsbildende Schule Lahnstein. Auch im Johannes-Gymnasium gibt es seit Kurzem eine Schulsozialarbeiterin, die ebenfalls an der Besprechung des Netzwerkes teilnahm.

80 Fehltage und mehr, so berichtete Jörg Wiesinger, Schulsozialarbeiter Realschule plus, kämen mitunter zusammen. Heike Koulen, Leiterin der Schillerschule, sprach über die schwierige Situation der überdurchschnittlich hohen Fehltage einiger Schülerinnen und Schüler. Oft fehle die Einsicht und das Verständnis für das deutsche Schulsystem. Die Situation stelle im Schulalltag die Lehrerinnen und Lehrer und die Schulgemeinschaft vor große Herausforderungen. Ein Bußgeldverfahren und die zwangsweise Zuführung dieser Schüler hätten, wenn überhaupt, einen kurzweiligen Effekt, änderten jedoch an der Einsicht der Betroffenen und ihren Familien wenig. Judith Hallas, Leiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule, berichtete über ähnliche Probleme in der Förderschule, ebenso Marie-Louise Deusner, stellvertretende Rektorin Goetheschule, aus der Goetheschule.

Oliver Metzele, Schulsozialarbeiter, ergänzte, dass die Einstellung einer Integrationsfachkraft seitens der Stadt auf der interkulturellen Ebene mehr Kommunikation bewirken könnte. Mit positiv stärkenden Begegnungen, wie zum Beispiel interkulturellen Festen oder themenorientierten Veranstaltungen, könnte ein besserer Zugang zu bestimmten Gruppen möglich gemacht werden.

Es komme vor, dass Eltern überfordert seien, es nicht schaffen, dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder in der Schule erscheinen, es gebe aber auch Fälle, in denen ohne Rücksicht auf Ferien Reisen unternommen werden. Und natürlich sei auch die Sprache vielfach ein Problem, so der Tenor der Diskussion. In Lahnstein leben inzwischen viele unterschiedliche Nationalitäten. Und leider stehe manchmal das Bestreben, die deutsche Sprache zu erlenen, nicht immer an oberster Stelle. All dies Aspekte, die eine Integration erschweren, die eine Kommunikation schwierig gestalten, ein Miteinander erschweren und eher zu Parallelgesellschaften führen.

Es wurde diskutiert, wie das Netzwerk hier aktiv werden kann. Da es zum Thema Schulabsentismus ganz klare rechtliche Vorgaben gibt, will das Netzwerk gemeinsam mit dem Ordnungsamt und den Schulen einen Leitfaden entwickeln, um in der Problematik der Schulverweigerer entschiedener vorgehen zu können. Das Jukz wird hierfür Kontakt zum Ordnungsamt aufnehmen und zur nächsten Sitzung darüber berichten.

Darüber hinaus soll ein Fachtag über das Thema kulturelle Hintergründe von in Lahnstein lebenden Bevölkerungsgruppen initiiert werden. Die meisten Netzwerkteilnehmenden sind nicht ausreichend informiert, woraus Unsicherheiten im Alltag entstehen. Petra Edel, Leiterin der Grundschule Friedrichssegen, wird sich diesbezüglich informieren und Kontakt zum Team Jugendpflege der Kreisverwaltung Bad Ems aufnehmen.

Die nächsten Termine für das Netzwerktreffen sind 8. Februar, 28. Juni und 15. November 2023.

Von Karin Kring

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