Schau im Stein-Park
Nassau feiert Mode für die Frau ohne Alter
Ohne Gruppenfoto ging es natürlich gar nicht: Irmgard Heller (ganz vorne, rechts) und ihre Models.
Bletzer Ulrike

Beim Stichwort Modeschau denkt man an extravagante Kleidung, die meist von jungen Frauen vorgestellt wird. In Nassau wurde bewiesen, dass es auch anders geht - dort präsentierten auch ältere Models die neuesten Kreationen.

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Drei Schritte vor, drei zur Seite, drehen, wenden, lächeln und sich ausgiebig bewundern lassen – das war bei den Models der Modenschau, die jüngst im Nassauer Freiherr-vom-Stein-Park zelebriert wurde, auch nicht anders als bei Shows von Dior, Versace oder anderen großen Modehäusern. Womit die Gemeinsamkeiten aber auch schon so gut wie erschöpft wären: Die „lebensfrohe Modenschau für die Frau ohne Alter“, zu der die seit 41 Jahren mit ihrem Atelier für Mode und Schmuck in Bergnassau-Scheuern ansässige Modedesignerin Irmgard Heller nach der Premiere 2024 jüngst zum zweiten Mal eingeladen hatte, warf so ziemlich alles über den Haufen, was man sich üblicherweise unter einer solchen Veranstaltung vorzustellen pflegt. Keine jugendliche Makellosigkeit, dafür aber gestandene Frauen im Alter von bis zu etwa 85 Jahren, denen man ansah, dass sie längst wissen, wo es langgeht im Leben. Keine faltenfreie Haut, dafür aber Gesichter voller Ausdruck und Individualität.

Und dazu natürlich eine Mode, die perfekt zu diesem nicht gerade alltäglichen Mannequin-Typ passte: weite Schnitte und fließende Stoffe, kombiniert mit sommerlich frischen Farben und geschmackvollen Accessoires – das wirkte ebenso elegant wie alltagstauglich. „Heutzutage wiederholen sich die Modezyklen immer schneller, sodass die Mode oft sehr verflacht ist und keine Verbindlichkeit und Wertigkeit mehr besitzt“, kritisierte Irmgard Heller eingangs und fügte hinzu: „Ältere Menschen haben in der Regel andere Ansprüche, werden von der Bekleidungsindustrie aber meist sträflich vernachlässigt.“ Ihr persönlich bereite es dagegen große Freude, genau für diese Zielgruppe typgerechte, stilvolle und vor allem auch nachhaltige Mode zu schaffen.

Ein Schwerpunkt der diesjährigen Modenschau im Freiherr-vom-Stein-Park lag auf den Farben Weiß und Blau.
Bletzer Ulrike

Rund 40 „Outfits“ hat Irmgard Heller in den zurückliegenden vier Monaten, immer in enger Abstimmung mit ihren Kundinnen, nicht nur, aber auch für diese Modenschau der etwas anderen Art entworfen. Und so schritten Christine, Heike, Martina und wie sie alle hießen, teils in Zweier- oder Dreiergruppen, teils solo, immer aber unnachahmlich elegant vom Eingang des Kurpark-Restaurants die Treppe hinunter über den Catwalk – viele von ihnen hatten sichtlich Spaß daran, ihren Auftritt mit einer kleinen Show zu garnieren. Und: Erstmals hatte sich in diesem Jahr unter die rund 20 Mannequins, bei denen es sich allesamt um Kundinnen und Freundinnen von Irmgard Heller handelte, auch ein „Matthias“ gemischt, der unter anderem einen Kaftan präsentierte.

Oben auf der Open-Air-Bühne angekommen, kommentierte die Modedesignerin mit dem Blick der Fachfrau Kleider, Hosenanzüge und Co. („Mit diesem Zukunftsklassiker ist man immer gut angezogen“, „Das Oberteil hier kann man sehr vielgestaltig, beispielsweise auch mal mit einem langen Rock, einsetzen“), bevor es wieder zurück in die Umkleide ging. Schade, aber verständlich: Zum Schluss teilte Irmgard Heller noch mit, dass sie ihre Modenschau der zeitintensiven Vorbereitung wegen künftig nur noch im Zwei-Jahres-Rhythmus wuppen wird.

Modedesignerin Irmgard Heller (2. von links) kommentierte ihre Kreationen auf der Bühne.
Bletzer Ulrike

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