Thomas-Engel-Stiftung erweitert Hilfsarbeit und startet Selbstversorgungsprojekt im südlichen Afrika - Pilotphase zeigt erste Früchte
Nahrung selbst anbauen lernen: Wie Ernst Engel den Ärmsten Afrikas hilft
Das Projekt trägt bereits erste Früchte. Land wurde urbar gemacht und Feldpflanzen wachsen bereits.
Jamie Garcia

Die Freude bei den Dorfbewohnern in Eswatini (vormals Swasiland) ist groß. Viele Reihen junger Maispflanzen sind aus der kargen Erde emporgewachsen – ein ungewohntes Bild für die Menschen. Das neue Agrarprojekt der Thomas-Engel-Stiftung hilft verarmten Familien und Aids-Waisenkindern im Süden von Eswatini, sich künftig mit selbst angebauten Nahrungsmitteln zu versorgen und unabhängig von Lebensmittellieferungen zu werden.

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Das Projekt trägt bereits erste Früchte. Land wurde urbar gemacht und Feldpflanzen wachsen bereits.
Jamie Garcia

Entwickelt wurde es von der Thomas-Engel-Stiftung zusammen mit Partnern in Deutschland und Dorfgemeinschaften vor Ort. Im Oktober fiel der Startschuss für die sechsmonatige Pilotphase, die bereits erste Früchte trägt, heißt es in der Pressemitteilung der Stiftung. Besonders betroffen sind die ländlichen Gebiete im Süden. Viele Kinder wachsen ohne Eltern, ohne Aussicht auf ein selbstbestimmtes Leben auf.

Seit mehr als 14 Jahren engagiert sich Ernst Engel aus Fulda über seine Thomas Engel-Stiftung dort. Zusammen mit gemeinnützigen Partnern aus Deutschland und Afrika wurden 104 Gemeinschaftshäuser in entlegenen Dörfern gebaut. Dort erhalten inzwischen mehr als 3400 Kinder täglich warme Mahlzeiten, Vorschulbildung und medizinische Grundversorgung. Mehr als 550 Betreuer werden zudem durch Einkommen schaffende Maßnahmen unterstützt.

Getreide und Gemüse selbst anbauen lernen

Nun kommt eine weitere Erschwernis hinzu: Durch die weltweit zunehmenden Krisen und Kriege reduzieren große Hilfsorganisationen ihre Lebensmittellieferungen für die hungernde Bevölkerung. Um die prekäre Situation in Eswatini zu entschärfen, startete die Thomas-Engel-Stiftung zusammen mit ihren Partnern ein nachhaltiges Selbstversorgungsprojekt, initiiert vom jungen Verein Ligowane vom Ammersee/Oberbayern und unterstützt von der Möwenweg-Stiftung aus Hamburg.

Gemeinsam mit ihren einheimischen Umsetzungspartnern haben sie ein Agrarkonzept entwickelt, das klimatische, biologische und geografische Bedingungen ebenso wie die Wünsche der Dorfgemeinschaften berücksichtigt. Die Idee ist, die Menschen durch Know-how, Anfangsfinanzierung und kontinuierliche Anleitung beim Eigenanbau von Getreide und Gemüse zu unterstützen. So sollen sie langfristig von Lebensmittellieferungen unabhängig und autark werden.

Ein leerer Bauch lernt nicht gern. Sie kommen nur in den Unterricht, wenn sie auch Essen bekommen.

Stiftungsgründer Ernst Engel

Das Besondere an dem mehrstufigen Konzept: die bitterarmen Dorfbewohner bekommen die Chance, mitzuarbeiten und an den Erträgen zu partizipieren. Sie lernen, wie sie die kargen Felder urbar machen und wie sie die Ernte sachgemäß lagern und für neues Saatgut verwenden können. Nach dem vorgesehenen Stufenplan geht die Selbstversorgung über sieben Jahre zunehmend in ihre Eigenverantwortung über.

Im Oktober 2022 fiel der Startschuss für die sechsmonatige Pilotphase mit Mais- und Bohnenanbau an fünf ausgewählten Standorten. Das Projekt trägt erste Früchte und soll im nächsten Schritt auf weitere Dörfer ausgedehnt werden. „Im armen Süden von Eswatini, wo die Hälfte der Kinder verwaist und vom Verhungern bedroht war, starteten wir damit, die Ursachen für Hunger und Armut zu beheben“, erläutert Stiftungsgründer Engel. „Wir möchten den Kindern die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben geben und legen großen Wert auf Bildung – als Eintrittskarte in eine unabhängige Zukunft. Den Kindern macht es sichtlich Spaß zu lernen. Doch ein leerer Bauch lernt nicht gern. Sie kommen nur in den Unterricht, wenn sie auch Essen bekommen.“

Das neue Pilotprojekt der Thomas-Engel-Stiftung, das die Menschen in Eswatini dabei unterstützen soll, sich künftig mit selbst angebauten Nahrungsmitteln zu versorgen, findet großen Anklang in bei der Bevölkerung und internationalen Hilfsorganisationen.
Jamie Garcia

Mit dem großen Selbstversorgungsprojekt haben Engel und seine Mitstreiter sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Die ersten Sprösslinge auf den kargen Feldern stimmen zuversichtlich. Internationale Hilfsorganisationen seien laut Pressemitteilung bereits auf das Projekt aufmerksam geworden und betrachten es als skalierbares „Rollenmodell“ für andere Regionen.

„Es freut uns, dass das Agrarkonzept von den Bewohnern sehr begrüßt wurde und es sich in der sechsmonatigen Pilotphase bewährt hat. Das schaffen wir nur zusammen mit unseren Partnern, ganz nach unserem Credo ‚United help for children‘. Doch erwartungsgemäß hat die Pilotphase auch Korrekturbedarf offengelegt. So haben wir schnell erkannt, dass ein eigener Traktor mit zwei Pflügen nötig ist, um alle Felder rechtzeitig zu Saisonbeginn zu bestellen. Auch diese Zusatzkosten von 30.000 Euro können wir nur mithilfe von Spendengeldern aufbringen.“

Nastätter unterstützen die Stiftung

Als langjähriger Geschäftsführer und Gesellschafter eines Fertigungsunternehmens in Miehlen engagiert sich Ernst Engel seit 30 Jahren als Spender. Er kennt die schwierigen Bedingungen in Eswatini durch häufige Reisen sehr gut. Dank seines Handelns hat er es geschafft, viele Partner und Unterstützer zu gewinnen. Dazu zählen etwa die Freunde der Thomas-Engel-Stiftung Nastätten, Freunde der Thomas-Engel-Stiftung Fulda, Amigos de la Fundación Thomas Engel, die insgesamt über 200 Mitglieder haben.

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