Die Osterspaier feierten mit ihren Gästen den ersten Platz bei der Publikumswahl "Deutschlands schönster Wanderweg"
Nach der Wahl zu Deutschlands schönstem Wanderweg: Rauschendes Fest für Langhals
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Die glücklichen Preisträger: Sebastian Reifferscheid (Mitte, mit Urkunde), Martinimarktkönigin Lara I. und die vielen Ehrenamtlichen, die mit ihrem Engagement zum ersten Platz beigetragen haben. Fotos: Ulrike Bletzer
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Osterspai. Zugegeben, spannend war diese Veranstaltung streng genommen nicht. Denn dass der Langhalsweg bei der Wahl zu Deutschlands schönstem Wanderweg das Rennen gemacht hatte, wussten viele Besucher des Langhalsfests bereits aus dem Internet.

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Und auch jene, die noch nicht im Bilde waren, lagen mit ihrer Prognose auffallend nah am tatsächlichen Ergebnis. „Mindestens unter den ersten fünf“, so der Tipp eines Osterspaiers, war da noch zurückhaltend. „Ich hoffe sehr, dass es der erste Platz wird“, sagten fast wortgleich Erika Labonte aus Lahnstein, der an der Route nicht zuletzt die vielen pfiffigen Extras wie beispielsweise der auf halber Strecke positionierte versenkbare Langhalsbier-Kühlschrank aufgefallen waren, und die Filsenerin Petra Schmude, die der RLZ berichtete, zu unterschiedlichen Jahreszeiten sei sie den Weg schon drei Mal gegangen: „Die haben sich hier unheimlich viel Mühe gemacht.“

Manuel Andrack moderierte

Ein Überraschungseffekt mit überschaubaren Dimensionen also. Trotzdem: Als Manuel Andrack, Moderator des Abends, und Jarle Sänger, Redakteur des Wandermagazins, das die Auszeichnung seit fast 20 Jahren auf der Basis einer Publikumswahl verleiht, die frohe Botschaft verkündeten, brach auf dem Platz neben dem Osterspaier Rathaus frenetischer Jubel aus – gerade so, als habe niemand auch nur die leiseste Ahnung davon gehabt.

Aber natürlich will eine solche Preisverleihung gebührend zelebriert sein. Zum Beispiel mit Blasmusik, die in diesem Fall die Musikkapelle Loreley beisteuerte. Von diversen Märschen und Polkas bis hin zu einem Mireille-Mathieu-Potpourri reichte das Repertoire, mit dem die Musiker schon mal ordentlich für Stimmung sorgten.

Bürgermeister und Marktkönigin singen gemeinsam

Eine beeindruckende Gesangseinlage gab’s obendrauf: Ortsbürgermeister Sebastian Reifferscheid, bekanntlich Initiator des Langhalswegs, und Martinimarktkönigin Lara I., die höchste Repräsentantin der Gemeinde, stellten bei dem Lied „Du mein Osterspai am Rhein“ einwandfreie stimmliche Qualitäten unter Beweis. Einen Abstecher in die Alpen gab’s aber auch: Sebastian Reifferscheids Vater Klaus schmetterte „Dem Land Tirol die Treue“. Und nicht nur das: Klaus Reifferscheid braut in der Lahnsteiner Brauerei das bereits erwähnte, extrem süffige und für diesen besonderen Anlass mit einem neuen Design ausgestattete Langhalsbier, das man im Osterspaier Dorfladen kaufen kann – logisch, dass es beim Langhalsfest in Strömen aus dem Fass floss.

Nach dem musikalischen Opening ging’s zur Sache. Seit Corona führe man die Preisverleihung nicht mehr in einer öden Messehalle, sondern vor Ort bei den Preisträgern durch, berichtete Manuel Andrack und fügte mit Blick auf die bereits voll in Gang befindliche, fröhlich-bunte Feier hinzu: „Aber das, was ihr hier in Osterspai macht, ist eine Premiere. So geil wie hier war’s noch nie.“

Auch Nächstplatzierte sind gekommen

Keine Selbstverständlichkeit: Die beiden Nächstplatzierten in der Kategorie „Tagestour“ waren extra für die Preisverleihung an den Rhein gereist. Zum Beispiel das Macher-Team des Hexenpfads Fischbach in der thüringischen Rhön, der auf dem dritten Platz gelandet ist. Anschaulich berichteten die Thüringer von der 5,8 Kilometer langen, idyllischen Tour, die ihren Namen von einer seltenen Schmetterlingsart namens Berghexe hat.

Den zweiten Platz hat die nicht weniger mystisch klingende Grüne-Hölle-Tour Bollendorf in der Eifel gemacht – auch die Vertreter dieses Wanderklassikers aus dem deutsch-luxemburgischen Grenzland machten Lust darauf, die Schuhe zu schnüren und loszumarschieren. O-Ton Manuel Andrack: „Wenn ihr zehn Mal den Langhalsweg gelaufen seid, wollt ihr ja vielleicht auch mal woanders hin.“

Aber jetzt natürlich noch nicht. Jetzt, wo man mit rund 10.000 von insgesamt 44.000 Stimmen, die für die 15 nominierten Tagestouren abgegeben wurden, gerade erst einen neuen Rekord aufgestellt hat. „Und das bei gerade einmal 1000 Einwohnern. Wir werden überprüfen, ob auch wirklich jeder seine Stimme nur ein Mal abgegeben hat“, unkte der Moderator.

„Schwierig in einem Ort, in dem jeder Zweite Reifferscheid, Rindsfüßer oder Helbach heißt“, konterte der Ortschef und schilderte, wie man sechs Monate lang – die Wahlperiode dauerte vom 13. Januar bis zum 30. Juni – unermüdlich „Wahlkampf“ geführt, auf Supermarkt-Parkplätzen und bei verschiedensten Veranstaltungen, darunter zum Beispiel auch beim Kaiserin-Augusta-Fest in Koblenz, die Werbetrommel für den Osterspaier Langhals und seinen Weg gerührt hat – ein solcher Erfolg ist eben auch das Ergebnis ausdauernder Öffentlichkeits- und Marketingarbeit.

Alles auf ehrenamtlicher Basis

Und: Das Besondere am Langhalsweg (zu seinen Eckdaten, seiner Entstehungsgeschichte und den Sehenswürdigkeiten siehe die beiden Berichte in unserer Ausgabe vom Samstag, 10. August) ist vor allem auch, dass er vom Wegefreischneiden bis zur Beschilderung ausschließlich als Osterspaier Eigengewächs und ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis zustande gekommen ist.

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Zahlreiche Gäste waren gekommen, um bei der Preisverleihung zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ mitzufeiern.
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Apropos Ehrenamt: Sebastian Reifferscheid rief nach und nach 47 engagierte Menschen nach vorn, die in verschiedenster Weise, sei es als Werbeteam, Langhalsteam oder unterstützende Partner, zu Platz eins auf dem Treppchen beigetragen haben (siehe Infokasten) – und jetzt allesamt ein grünes Sieger-T-Shirt für das ultimative Siegerfoto überreicht bekamen. Zu Ende war das Langhalsfest damit noch lange nicht. Die Sieger sangen noch aus voller Kehle den neuen Heimatsong „Osterspaier Langhäls“ („Wir halten hier zusammen – egal, woher wir alle stammen“), bevor DJ Schmiddy das musikalische Kommando übernahm. „Das war die bemerkenswerteste Preisverleihung, die wir jemals hatten – bisher jedenfalls“, sagte Manuel Andrack. Und der muss es schließlich wissen.

Von Ulrike Bletzer

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