Vögel werden in Taubenhaus in der Oberpfalz umgesiedelt - Um aufs Töten zu verzichten, reicht das noch nicht
Nach Bürgerentscheid zum Taubentöten in Limburg: 200 Stadttauben vor der Rettung
Dem Demonstrationsaufruf von Peta für Montagabend in Limburg sind 35 bis 40 Taubenfreunde gefolgt. Foto: Thorsten Kunz
xxxx/Thorsten Kunz

Limburg. Der Bürgerentscheid am 9. Juni schien der endgültige Genickbruch für zahlreiche Limburger Stadttauben zu sein. Doch die bundesweite und sogar darüber hinaus gehende mediale Aufmerksamkeit hat nun auch positive Folgen für die Stadt und damit auch 200 Tauben. Denn diese sollen nun nicht getötet, sondern in ein Taubenhaus in der Oberpfalz umgesiedelt werden.

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Diesen Vorschlag hat der Stadt nun eine Tierschutzgemeinschaft unterbreitet. „Wir werden dieses Angebot als ein gegenüber der Tötung deutlich milderes Mittel gern annehmen, und ich bin der Tierschutzgemeinschaft Gut Aiderbichl mit Sitz in Salzburg sehr dankbar, dass es uns diese Möglichkeit eröffnet“, erklärte Bürgermeister Marius Hahn (SPD) in einer am Montagvormittag verbreiteten Erklärung.

200 der 700 Tauben sollen bis zum Winter gerettet werden

„Damit haben wir zum ersten Mal in der Diskussion auch eine Möglichkeit, ohne das Töten von Tieren, den Bestand dennoch zügig zu reduzieren“, so Hahn – schließlich ist dies die Beschlusslage der Stadtverordneten, die von den Bürgern bestätigt wurde. Gerettet würden bis zum Winter 200 der 700 bei einer Zählung mit anschließender Hochrechnung ermittelten Tauben in Limburg. Da das erklärte Ziel allerdings eine dauerhafte Population von rund 300 Tieren ist, ist das Problem damit auch noch nicht endgültig gelöst, zumal sich die Tiere ja auch wieder vermehren können.

„Der Genickbruch bleibt der letzte Schritt“, erklärt Stadtsprecher Johannes Laubach daher auf Nachfrage – schließlich seien etwa städtische Taubenhäuser mit dem Stadtverordnetenbeschluss vom November ausgeschlossen. Dieser setzt vor einer Umsetzung allerdings noch einmal eine genaue Prüfung voraus, ob in Limburg die Voraussetzungen erfüllt sind, um eine Taubentötung vorzunehmen. In diesem Fall ist das Gut-Aiderbichl-Angebot sicherlich die mildere Variante.

Für die Tierschützer gibt es daher auch weiterhin Grund zu protestieren. So versammelten sich am frühen Montagabend 35 bis 40 von ihnen vor dem Limburger Rathaus zur Demonstration „Stoppt das Taubentöten“, zu der die Tierrechtsorganisation Peta aufgerufen hatte. Im Rathaus tagten anschließend die Stadtverordneten, allerdings ohne dass das Thema auf der Tagesordnung gestanden hätte.

Demonstration ohneangekündigtes Kunstblut

Der Protest fiel zudem weitaus weniger spektakulär aus, als angekündigt. Es floss kein Kunstblut, es wurde nur mit Plakaten demonstriert und Leon Lülsdorf hielt eine Rede. Der Aktivist des Peta-Streetteams Koblenz bezeichnete die Umsiedlung von 200 Tauben zumindest als Schritt in die richtige Richtung.

Die Tierschützer, die seit dem Beschluss der Stadtverordneten im vergangenen November protestieren, dabei mit Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen gegen Stadtverordnete und Stadtspitze teils weit über das Ziel hinaus geschossen sind, und den am Ende erfolglosen Bürgerentscheid initiiert haben, sieht die Stadt nun auch in der Pflicht. Schließlich werden weitere Institutionen oder Einzelpersonen gesucht, die Limburger Tauben übernehmen, um die angestrebte Population „idealerweise ganz ohne Tötung zu erreichen“. Zudem will Gut Aiderbichl die Tauben zwar kostenlos abholen und unterbringen, sie müssen aber zuvor in Limburg eingefangen und bis zum Transport untergebracht werden. Auch dafür werden Unterstützer gesucht. Sie sollen sich per E-Mail an michael.wolf@stadt.limburg.de wenden.

Mit dem Gut Aiderbichl ist laut Stadt vereinbart, dass zwei oder drei Fahrten in die Oberpfalz stattfinden werden, sodass vorher nicht 200 Tauben auf einmal betreut werden müssen. „Ansonsten wäre es schwierig, die Tiere so lange unterzubringen“, sagt Laubach. Klar ist zumindest bei dieser Entfernung, dass die Tauben nicht zurückfliegen werden. „Es geht nun darum, ein geeignetes Grundstück oder Gebäude zu finden, um die Tiere bis zu ihrem Transport gut zu beherbergen; zudem müssen wir das Einfangen der Tiere organisieren“, so der Bürgermeister.

Was die verbliebenen Vögel allerdings tun werden, ist sich weiterhin vermehren. Daher sei die Umsiedlung auch nicht nachhaltig, sagte Peta-Aktivist Lülsdorf. In zwei bis drei Jahren hätte sich der Bestand wieder erholt. Nachhaltig und gut und schnell seien nur die betreuten Taubenschläge.

Bestand in der dann reduzierten Form halten

Die aber sind ja ausgeschlossen. Es werde eine wichtige Aufgabe sein, den reduzierten Bestand in der Form zu halten, betont Bürgermeister Hahn aber auch. Auch dazu gab es viele Vorschläge in den vergangenen Monaten und zahlreiche Angebote an die Stadt, dabei unterstützend aktiv zu werden. „Ich hoffe, das gilt dann auch weiter“, sagt der Bürgermeister.

Eine Möglichkeit sei die Vergabe von Pillen zur Sterilisation, berichtet Laubach. Ein solcher Anbieter sei bereits auf die Stadt zugekommen. Auch dies werde allerdings von Tierschützern abgelehnt. Zudem gehe es möglicherweise darum, auf Eigentümer bestimmter Häuser in der Stadt zuzugehen, die kaputte Dächer oder Fenster haben, wo die Tauben brüten können. Und auch einen „Taubenauflassungsort“ gebe es im Stadtgebiet. Von dort losfliegende Brieftauben blieben aber zu rund 15 Prozent in der Stadt. Daher müsse eine Schließung überlegt werden.

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