Bad Ems – Nebel hängt zwischen den Bäumen im Emser Stadtwald, und immer wieder fallen kalte Wassertropfen von den Ästen. In der Luft liegt ein deutlich spürbarer Hauch des nahenden Winters. Alles in allem also keine wirklich einladende Witterung, um sich in der freien Natur aufzuhalten.
Aber davon lässt sich das Team um den Koblenzer Arzt Dr. Horst Hohn nicht entmutigen. Es hat ein klares Ziel vor Augen: 3,9 Kilometer pures Fahrvergnügen in Form einer Mountainbike-Flowtrail-Strecke von der Schönen Aussicht bis zur Arzbacher Straße soll in Eigeninitiative entstehen.
Der Arbeitseifer der freiwilligen Helfer hat bereits erste Spuren hinterlassen. Der Verlauf der Strecke ist gut erkennbar. Auf dem Waldboden kennzeichnen farbige Markierungen, ob dort ein Kicker, ein Table, ein Drop oder eine andere Schikane entstehen soll. Auch Holzkonstruktionen für den Drop, bei dem ein Absatz überwunden werden muss, stehen bereits.
Für diesen Tag hat sich die Gruppe wieder einiges vorgenommen, auch wenn von der ursprünglichen Planung abgewichen werden muss. „Eigentlich sollte mit den Baggerarbeiten angefangen werden, aber der Fahrer musste den Termin leider verschieben“, erklärt Initiator Hohn. Stattdessen leistet die siebenköpfige Einsatztruppe die Vorbereitungen für die Erdarbeiten, damit im Anschluss direkt mit den Bauten begonnen werden und der Bagger die Strecke später schneller modellieren kann.
„Die Planung, wo was hin kommen soll, machen wir in einer kleineren Gruppe. Dadurch sparen wir uns unnötige Diskussionen und die Helfer können gleich loslegen“, erzählt der Mediziner. Gegen Mittag erhält das Team nämlich Verstärkung von zahlreichen Mountainbikeliebhabern, die tatkräftig mit anpacken wollen.
Das Projekt der Mountainbikestrecke ist auf viel Begeisterung bei den Radsportlern der Region gestoßen. Aus diesem Grund treffen sich bei jedem Wetter zwischen 20 und 30 Helfer, die nach und nach die Strecke herausarbeiten. „Ich finde es toll, dass hier ein Trail entsteht, der was für Anfänger bietet.
Erfahrene können es aber auch richtig krachen lassen“, freut sich Timon Geiger aus Braubach, der mitarbeitet und von Anfang an dabei ist. „Die Länge von fast vier Kilometern ist wirklich außergewöhnlich. Und dann ist die Strecke noch in der Nähe“, schwärmt David Stolarek aus Koblenz.
Stück für Stück arbeiten sich die Männer den Hang hinunter und markieren die Stellen, wo eine Schikane platziert werden soll, mit Farbe und Stöcken. Hohn kann dabei auf die umfangreichen Fachkenntnisse seiner Helfer bauen. „Der Radius des Anliegers stimmt nicht“, mahnt Sebastian „Buddy“ Will aus Singhofen, wie die meisten passionierter Mountainbiker mit viel Erfahrung.
Spontan wird die Kurve vermessen und der Verlauf der künftigen Steilkurve neu geplant. „Viele Mountainbiker sind froh, dass endlich eine legale Strecke entsteht“, erklärt Will die Faszination des Trails.
Die Legalität war auch einer der Gründe, warum Hohn zusammen mit Gregor Nelles überhaupt auf die Idee der Abfahrtsstrecke gekommen ist. „Wir wollten den Konflikt, der zwischen Mountainbikern und anderen Waldnutzern oft herrscht, mit einer legalen Strecke entschärfen“, sagt der Koblenzer. Inzwischen treffen immer mehr Arbeitswillige im Wald ein.
Manch einer hat sein Bike dabei, um zu testen, ob der gewünschte Flow gegeben ist. Erst als die Dämmerung einsetzt, packen alle nach arbeitsreichen Stunden ihre Sachen zusammen und machen sich auf den Heimweg. Und wieder sind sie ihrem Traum ein Stück näher gekommen.
Von unserer Mitarbeiterin Susanne Schneider