Oft ist der Name Boizenburg über den Türen zu lesen. In der mecklenburgischen Stadt an der Elbe sind Schmidts Werke 2011 entstanden, als die Medizinerin ein Sabbatjahr einlegte. Erst vor zwei Wochen sind die Miniaturen über die Ladenwelt mit einem Bus nach Lorch gelangt, wo der Kultur- und Heimatverein die Ausstellung organisiert. Geöffnet ist bis 11. Dezember immer samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.
Von der Post bis zum Herrenausstatter reichen die dargestellten Branchen. Das Modehaus hat als einziges zwei Stockwerke. Zu insgesamt zwölf Läden gesellen sich eine Postkutsche und ein Weihnachtsmarkt mit echtem Marzipan und Socken in der Mitte des Museumsraums. Das alles hat Friederike Schmidt aus Holz, Papier und Stoffen geschaffen. Wichtigstes Werkzeug war für sie eine Laubsäge, Erfahrung damit besitzt sie seit ihrer Kindheit. Was sie baut, ist so groß und robust, dass Kinder damit spielen können.
Friederike Schmidt ist aber keine Schreinerin von Beruf. Die Laubsägearbeiten sind für sie ein kreatives Hobby und ein Ausgleich zu ihrem Beruf als Ärztin für Innere Medizin im Rüdesheimer Krankenhaus. 1963 in Karlsruhe geboren, lebt sie seit zwei Jahren in Lorch. In Boizenburg hat sie 13 Jahre lang gewohnt, dort waren die kleinen Läden im Heimatmuseum und im Advent in Schaufenstern zu sehen.
In Lorch hat es bisher die Miniatur-Apotheke in die echte Apotheke geschafft. Weitere Pläne reifen: „Eine Weinhandlung entsteht gerade, das bin ich dem Rheingau schuldig“, verrät die Künstlerin. Jeder Laden ist so dimensioniert, dass ein Erwachsener ihn gerade so mit zwei Händen forttragen kann, vergleichbar mit einem mittleren Haushaltsaquarium. Und bei jedem Modell lohnt sich der Blick auf die Details.
Beim Fischhändler versucht eine räuberische Katze sich kostenlos zu bedienen, im Musikgeschäft sind die Namen Verdi und Ravel auf den Plattenhüllen zu lesen. In der Buchhandlung sind etwa Titel von Joseph von Eichendorff und Annette von Droste-Hülshoff zu entdecken oder Literatur oder die Lokalgeschichte von Boizenburg. Die Ladenwelten sind nicht auf eine Ära fokussiert, aber immer nostalgisch.
Ihr Faible für Inneneinrichtungen verbindet Schmidt mit Sammelleidenschaft. Etliche Ladenkassen waren ursprünglich als Bleistift-Spitzer gedacht und mit diesem nostalgischen Design versehen. Schulhefte hat sie geschickt verkleinert, dass noch lesbar ist, was ihre Tochter einst geschrieben hat. Sonst malt Friederike Schmidt zu Hause großformatige Bilder. Wie sie betont, sind Puppenhäuser allerdings nicht ihre Welt.