Ausstand vor neuer Tarifrunde
Mehr Lohn gefordert: Streik am Mineralbrunnen Fachingen
Ausstand am Fachinger Mineralbrunnen: Laut Gewerkschaftsangaben streikten die Mitarbeiter der Früh- und Spätschicht geschlossen.
Johannes Koenig

Warnstreik am Fachingener Heil- und Mineralbrunnen: 6,5 Prozent mehr Lohn fordert die Gewerkschaft NGG. Bisher liegt das Angebot der Arbeitgeber bei 2 Prozent. Die nächste Verhandlungsrunde startet noch diese Woche.

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Dienstagmittag zwischen 13 und 15 Uhr ging bei der Fachingen Heil- und Mineralbrunnen GmbH im Birlenbacher Ortsteil Fachingen fast nichts mehr. Denn die Mitarbeiter der Früh- und Spätschicht hatten die Arbeit niedergelegt und sich vor Werkstoren versammelt. Zum Warnstreik aufgerufen hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

75 Mitarbeiter beschäftigt der Fachingener Betrieb. Das bekannte Heil- und Mineralwasser wird auch ausschließlich an dem Standort abgefüllt und von dort in die ganze Welt transportiert. Aber nicht so während des Streiks. Daher hatte die Werksleitung offenbar vorsorglich versucht, Lieferungen und Abholungen entsprechend umzudisponieren, was aber wohl nur teilweise gelang.

Belegschaft zeigt sich laut Betriebsrat geschlossen

„Sehr zufrieden“ mit der Teilnahme zeigte sich später der Betriebsratsvorsitzende Michael König. „Alle geschlossen und ohne Ausnahmen“ haben an dem Warnstreik teilgenommen. „Es sind auch extra Kollegen aus dem Urlaub zur Kundgebung gekommen.“ Auch Mitarbeiter anderer Unternehmen hätten sich solidarisch gezeigt und seien extra nach Fachingen gekommen, berichtet der Betriebsratsvorsitzende.

Grund des Ausstands ist die aktuelle Lohn- und Gehaltstarifrunde für die Mineralbrunnenbetriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Denn beim zweiten Verhandlungstermin habe die Arbeitgeberseite kein akzeptables Angebot auf den Tisch gelegt, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gasstätten (NGG). „Die Tarifkommission hat das Angebot von 2 Prozent Lohnsteigerung als absolut ungenügend zurückgewiesen“, betonte bereits im Vorfeld Volker Daiss, Geschäftsführer der NGG-Region Mittelrhein. „Dieses sogenannte Angebot liegt noch unterhalb der Inflationsrate“, so die Kritik. Dieser schließt sich auch Michael König an.

Gewerkschaft warnt vor Reallohnverlust

„Denn die Kollegen gehen gerade an die Leistungsgrenze“, so die Beobachtung. Die Umsätze boomen, dennoch würde mit der angebotenen Tariferhöhung von 2 Prozent nicht einmal die Inflation ausgeglichen, betont König. „Trotz der guten Branchenzahlen wird mit dem Angebot ein Reallohnverlust angeboten“, schreibt auch die Gewerkschaft. „Nicht mit uns! Wir werden keinen Reallohnverlust akzeptieren“, wird daher NGG-Geschäftsführer Volker Daiss zitiert.

Angesichts des drohenden Kaufkraftverlusts bleibt die Gewerkschaft bei ihrer Forderung. „Wir fordern eine Erhöhung der Entgelte um 6,5 Prozent, mindestens jedoch 250 Euro in einem Anschlusstarifvertrag mit einer Laufzeit von 12 Monaten“, sagte Daiss. Auszubildende aller Lehrjahre sollten außerdem 125 Euro mehr an Ausbildungsvergütung erhalten. Der nächste Verhandlungstermin ist am Donnerstag, 12. Juni. „Viele der Kollegen arbeiten 20 Jahre und mehr in Fachingen“, so Michael König. Sie wären bereit, „ihr letztes Hemd“ für die Firma einzusetzen. Nur 2 Prozent mehr Lohn seien daher nicht akzeptabel. Jenseits der großen Tarifverhandlungen seien Betriebsklima und Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung gut, betont der Betriebsratsvorsitzende.

Geschäftsführer hofft auf baldige Einigung

„Wir sind in guter Gesellschaft, denn auch Selters, Hassia und Gerolsteiner hatten in diesen Tagen Warnstreiks“, ordnet Heiner Wolters, Geschäftsführer der Fachingen Heil- und Mineralbrunnen GmbH, das Geschehen ein. Denn nachdem die letzte Tarifrunde vor vier Wochen noch ergebnislos verlief, wollte die Gewerkschaft offenbar vor dem nächsten Gespräch diese Woche noch Druck aufbauen. Er hoffe daher auf eine baldige Einigung, so Wolters. Schließlich steht für die Branche die Sommersaison vor der Tür. Daher würde auch der Fachinger Betrieb gern Überstunden beantragen, um die Lagerbestände wieder aufzufüllen, was aber im aktuellen Arbeitskampf nicht möglich ist. „Im letzten Jahr hatten wir 95 Millionen Flaschen abgefüllt und dieses Jahr sind 97 Millionen Füllungen anvisiert“, umreißt Heiner Wolters noch abschließend das aktuelle Absatzziel.

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