Hüttengaudi in Birlenbach
Mehr als nur banale Witze
Die "Heckerbuben" erhielten für ihren Auftritt eine "Rakete" und durften ohne Zugabe nicht von der Bühne
Rolf Kahl

Frech, originell und kreativ: Der MC Germania hat für seine Hüttengaudi ein Programm zusammengestellt, das sich mit den Großen messen kann. Das dankte auch das Publikum mit zahlreichen Raketen.

Aus bekannten Gründen musste der MC Germania in die Nachbargemeinde nach Birlenbach ausweichen. Ansonsten war aber bei der im Jahre 1969 erstmals veranstalten „Hüttengaudi“ alles wie immer. Die Bachgermanen zündeten bei zwei Veranstaltungen ein Feuerwerk der guten Laune, bei denen die Qualität der Vorträge, der Gesangsdarbietungen und Showtänze, denen einer Prunksitzung der rheinischen Hochburgen in nichts nachstand. Was die Germania in ihrem Programm zusammengestellt hatte, zeigte einmal mehr, dass Fastnacht weit darüber hinausgehen kann, einfach nur banale Witze aneinanderzureihen.

Frisch, frech und kreativ – bewiesen die Organisatoren wieder einmal, dass sie mit ihrer bajuwarisch-närrischen Veranstaltung eine regionale Ausnahmestellung einnehmen. Allein die Gesangsdarbietungen verschiedener Formationen des Freiendiezer Ausnahme-Chores (zum Beispiel die „Beziehungskiste“ oder die Jungsänger), kombiniert mit originell produzierten Videoclips, die im Bühnenhintergrund über die Leinwand flimmerten, waren das Eintrittsgeld schon wert.

Nicht nur ein humorvolles, sondern immer auch ein gesangliches Erlebnis: das Quintett "Beziehungskiste".
Rolf Kahl

In diesem Jahr erklommen die Akteure der Freiendiezer „Theodissa-Bühne“ wieder die Narrenbühne und hatten den Sketch „Wenn der Aufzug klemmt“ im Gepäck. Aufzüge sind die idealen Orte für Situationskomik. Wenig Platz, aber viel Raum. Da kann’s dann schon mal passieren, dass eine männliche Hand an einem weiblichen Po ruht. Die „Flachter Kermesdancer“ gastierten diesmal mit 29 Tänzerinnen und Tänzern bei der Germania und wussten zum Thema „Musical und Filmmusik“ wie man das närrische Volk von den Stühlen holt. Die „Floppers“ unternahmen gesanglich Nachwuchswerbung für den Chor und gaben mit Wales das Ziel der nächsten Reise bekannt.

Wurde vor zwei Jahren das Freiendiezer Urgestein Rudolf Lotz mit viel Wehmut verabschiedet, feierte er in diesem Jahr seine Wiedergeburt als „Pater Don Rodolfo vom Jakobusland“ in der Bütt. Er bedauerte, dass die im Vorjahr als Diezer „Doppel-Wumms“ aufgetretenen Bürgermeisterinnen Wick und Busch nicht im Programm waren. Ihm wurde später das diesjährige „Gaudigramm“ – ein Videoclip über ausgesuchte Germaniamitglieder – gewidmet. Mit dem Kinderlied „Hey Pipi Langstrumpf“ zogen 15 „Heckerbuben aus Freiendiez“ auf die Bühne und tanzten zum Motto „Das Kind im Manne“ auf weitere Lieder wie „Biene Maja“ oder „Heidi“. Sie erhielten die erste Rakete des Abends.

Zum Thema "Liebe" tanzten die Stammgäste bei der Hüttengaudi: die Mädels der Formation "Kurzfristig" aus Diez.
Rolf Kahl

Mittels eines Videoclips erfuhr die Narrenschar, dass sich die fünf Mitglieder der „Beziehungskiste“ auf dem Weg zu ihrem Auftritt auf die Burgruine Ardeck „verstiegen“ hatten. Anschließend erreichten sie im Auftrag der bayrischen Staatsregierung die Birlenbacher Halle und überprüften das Programm unter dem Motto „Kulturelle Aneignung“ auf unberechtigte Anwendung von ureigenem bajuwarischen Kulturgut. Stammgäste bei den Germanen sind die Mädels der Tanzformation „Kurzfristig“, die auf Hits wie „Verdammt ich lieb dich“ oder „Marmor, Stein und Eisen bricht“ zum Thema „Love“ performten. Der „Jäger aus’m Vorderwald“ (Martin Schleppy) verkündete das elfte Gebot für die Tenöre, das da lautet: „Du sollst keinen Ton über Dir haben“. Zudem ist er der Überzeugung, dass der vor 25 Jahren als „ein Niemand“ zur Germania gekommene Chorleiter Jürgen Faßbender nur durch die Freiendiezer Sänger zu einem renommierten Chorleiter aufsteigen konnte.

Zauberhaft der Auftritt der Formation „YOUnited Balduinstein“ zum Motto: Alice im Wunderland. Die „Rotzbuben“ (Meik Keskin und Tobias Palmer) lederten auch in diesem Jahr wieder „Die Germania kann nix“. So missfiel ihnen, dass bei der Chorfahrt nach Innsbruck das vorgesehene Konzert im Haus der Musik abgesagt wurde und sie dafür in einer heruntergekommenen Spelunke „konzertierten“. Zum Motto „Fleisch oder Gemüse“ und in herrlichen Kostümen stürmten die „Jungsänger“ die Bühne und erstellten einen Speiseplan, der gesund und schmackhaft war. Zum Finale sangen die Germanen gemeinsam mit dem Publikum das traditionelle „Fiesta an der Aar“ als auch besonders laut „Viva Germania“.

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