Immer wieder gibt es Unfälle mit Fahrrädern im Bereich der Anschlussgleise zum Werksgelände Zschimmer & Schwarz
Max-Schwarz-Straße in Lahnstein: Weiterhin Sturzgefahr für Radfahrer
Die Schienen beziehungsweise Spurrillen müssen mit „angemessener Geschwindigkeit in einem geeignetem Winkel überfahren werden“, sagt die Stadtverwaltung. Warnbalken auf dem Boden und Schilder an der Seite weisen auf die Gefahr hin, trotzdem komm es hier immer wieder zu Unfällen. Foto: Lui
tl

Lahnstein. Die Verantwortlichen verweisen regelmäßig darauf, ihrer Verkehrssicherungspflicht nachgekommen zu sein. Doch Radfahrern, die stürzen und sich dabei teils schwere Verletzungen zuziehen, helfen diese Beteuerungen nur wenig. Wieder hat sich ein Leser an unsere Zeitung gewandt, der in Höhe des Werksgeländes der Firma Zschimmer & Schwarz in der Max-Schwarz-Straße mit dem Vorderrad in die Gleise geraten und heftig gestürzt ist. Der Geschädigte hat kein Verständnis für die Erklärungen von Stadt und Unternehmen. Er fordert, dass die Gefahr komplett gebannt wird.

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„Ich hatte überhaupt keine Chance, das Rad abzufangen“, erinnert sich Thomas Möller aus Lahnstein an seinen schweren Sturz Mitte März, bei dem er Prellungen und Schürfwunden erlitten hat. Die Warnhinweise am Straßenrand ob der gefährlichen Spurrillen hatte Möller zwar gesehen, die Gefahr dennoch unterschätzt – „natürlich hätte ich auch absteigen können“, gibt er zu.

Eine derart gefährliche Stelle für Radfahrer könne man aber doch nicht einfach bestehen lassen und sich mit der Beschilderung rechtfertigen, findet Möller. „Kritisch wird es auch, wenn die Beschilderung in der Dämmerung kaum zu sehen ist.“ Auch andere Sturzopfer hatten sich in der Vergangenheit massiv bei Stadt und Unternehmen darüber beschwert und auf Verbesserungen gedrängt (unsere Zeitung berichtete).

Ende des Vorjahres erklärte die Stadtverwaltung, dass die Problematik Stürze von Radfahrern im Bereich der Anschlussgleise zum Werksgelände „hinlänglich bekannt“ seien und man zur Verbesserung sowohl die Beschilderung als auch die Markierung immer wieder angepasst habe. Grundsätzlich wäre, so Fachbereichsleiter Jörg Deutesfeld damals, „dass ein Radfahrer im Bereich von Schienen selbst und auch durch die Anbindung des Straßenbelages an die Schienen erfahrungsgemäß mit besonderen Gefahren rechnen muss, auf die er sich einstellen muss“. Die Stadtverwaltung könne nicht, so Deutesfeld weiter, „jeder abstrakten Gefahr vorbeugend begegnen“.

Heißt: Die Radfahrer müssen besser aufpassen. Oder absteigen. Allerdings kommt es trotz der laut Verwaltung „ausreichenden Beschilderung“ immer wieder zu Stürzen. Thomas Möller ist ein Fall bekannt, bei dem sich das Sturzopfer sogar einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hat.

Und auch der Stadtverwaltung scheint bewusst, dass die Beschilderung von vielen (gerade im Dunkeln) schlichtweg übersehen wird – warum sonst kündigte man auf Nachfrage Ende 2020 an, den Einsatz von Spurrillenfüllern in den Gleisen vor Ort zu prüfen. Diese bieten die Möglichkeit, die für das Schienenrad notwendige Rille zu verschließen und damit eine Gefahrenstelle für den Individualverkehr zu beseitigen, erklärte die Stadt im Dezember. Geschehen ist dies seitdem allerdings nicht, wie Thomas Möller schmerzhaft zu spüren bekam. Der Lahnsteiner hat mehrfach bei der Stadtverwaltung um eine Entschärfung der Gefahrenstelle gebeten. Zusätzlich hat er sich an Zschimmer & Schwarz gewandt.

Die Geschäftsführer Wolfgang Nowak und Dietmar Clausen haben ihm auch geantwortet. In dem Schreiben verweisen beide auf die gemeinsam mit der Verwaltung bereits umgesetzten Maßnahmen wie Beschilderung und eine farblich abgehobene Warnbake. „Aus unserer Sicht und nach externer Prüfung haben wir damit ausreichend auf die Gefahrenstelle hingewiesen und kommen unserer Verkehrssicherungspflicht uneingeschränkt nach.“ Wenn man als Radfahrer den Hinweisen folge, so die Schlussfolgerung der Geschäftsführer, bestehe kein Unfallrisiko.

Dennoch wolle man sich weiteren Maßnahmen zur Absicherung nicht sperren – die von der Stadt in die Diskussion gebrachten Spurrillenfüller kommen für die Unternehmenschefs allerdings nicht infrage. „Wir haben die Möglichkeit geprüft und hierbei leider feststellen müssen, dass diese in Deutschland keine Betriebsgenehmigung der Deutschen Bahn haben.“ Für das Unternehmen gebe es daher „keine konkreten Möglichkeiten, die umfangreichen Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen noch zu erweitern“. Für Radfahrer wie Thomas Möller bleibt die Max-Schwarz-Straße also ein gefährliches Pflaster. „Ich frage mich schon, wie viele sich hier Verletzungen zuziehen müssen, bis ein Umdenken einsetzt.“

Von unserem Redakteur

Tobias Lui

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