Ein Kommandant mit seinem Hahn, sieben Hühnern und der Köchin versuchen, die Marksburg zu verteidigen – klingt nach Märchen? Auch wenn das Vorhaben erfolglos war, so ist es dennoch Geschichte. Und genau solche Erzählungen finden sich jetzt in einem ganz besonderen Projekt, das Michael Kirchschlager und Ulrich Linnemann ins Leben gerufen haben: den „Marksburger Herold“, eine eigene Burgzeitung. Zwölf Seiten stark, erhältlich auf der Burg und an touristischen Anlaufstellen im Mittelrheintal – und alles andere als gewöhnlich.

Herold überbringt Botschaften der Marksburg ins Land
„Ich denke, eine solche Burgzeitung ist einzigartig hier am Mittelrhein“, sagt Ulrich Linnemann, und Michael Kirchschlager, seines Zeichens Burgvogt und Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung (DBV), ergänzt: „Ich vermute, in einer solchen Art findet man so etwas in ganz Deutschland nicht.“ Doch wie kam es nun zu dieser Premiere? Der Startschuss zu diesem neuen Projekt fiel im vergangenen Dezember. „Es war deine Idee“, sagt Linnemann und blickt zu seinem Kollegen Kirchschlager, der sogleich entgegnet: „Letztendlich ist es unser gemeinsames Kind.“ Die beiden Männer zeichnen sich verantwortlich für die Redaktion. Und wie der Herold, zu dessen Aufgaben es schon im Mittelalter gehörte, Botschaften zu überbringen, so ist auch der „Marksburger Herold“ prall gefüllt mit Informationen zu einem ganz bestimmten Thema .
„Dabei haben wir besonderen Wert darauf gelegt, Dinge zu berichten, die die Besucher nicht bei den Führungen erfahren.“
Ulrich Linnemann, Redakteur des „Marksburger Herold“
So erfahren die Leser nicht nur, warum die Marksburg nicht (mehr) Marxburg heißt, sondern auch viel über die Geschichte des rund 800 Jahre alten Gemäuers, aber auch, wer schon alles auf der Marksburg gelebt und was sich dort so zugetragen hat. „Dabei haben wir besonderen Wert darauf gelegt, Dinge zu berichten, die die Besucher nicht bei den Führungen erfahren“, erzählt Ulrich Linnemann, der einen Großteil der Texte zusammengetragen hat. Erzählt werden Geschichten, die sonst eher im Verborgenen bleiben.
Neue Besucherschichten erschließen und Verbundenheit zur Marksburg stärken
Und gleichzeitig ist es natürlich auch als Werbung zu verstehen, erzählt Burgvogt Michael Kirchschlager. „Wir erhoffen uns davon, neue Besucherschichten zu erschließen und eine Verbundenheit mit der Marksburg zu erzeugen.“ Und so steht Hintergründiges zu verschiedenen Objekten, die es bei einer Führung durch die Burg zu entdecken gibt, neben Geschichten, die vielen noch nicht so bekannt sind wie oben angesprochener Augenzeugenbericht darüber, wie anno 1866 der „Festungskommandant“ mit seiner Köchin und dem lieben Federvieh versuchte, die „Festung Maxburg“ gegen die Preußen zu verteidigen. Dazu gibt es natürlich auch handfeste Infos – zu besonderen Führungen, Veranstaltungen und Projekten auf und rund um die Burg, eingebettet in das, was Kirchschlager „ein Herzensprojekt“ nennt.
Burgensymposium wirft Schatten voraus – Marksburg im Fokus
Insbesondere den historisch interessierten Kulturtouristen wollen sie mit ihrem zwölf Seiten umfassenden „Herold“ ansprechen. Ganz bewusst kommt die kostenlose Zeitung ohne Werbeanzeigen aus, Inhalt und Atmosphäre sollen im Vordergrund stehen. Und die Zeitung soll keine Eintagsfliege bleiben, schon jetzt stehen verschiedene Beiträge für die nächste Ausgabe fest. Doch erst einmal wollen die beiden Burgzeitungsredakteure schauen, wie ihr „Baby“ so bei den Menschen ankommt, und bereiten sich auf das nächste große Event vor: Zum 125. Jahrestag Marksburg im Besitz der Deutschen Burgenvereinigung wird sich das 25. Mittelrheinische Burgensymposium komplett um die Marksburg drehen.
Das 25. Mittelrheinische Burgensymposium findet am Samstag, 3. Mai, von 10 bis 17 Uhr im Bodo-Ebhardt-Saal auf der Marksburg in Braubach statt. Alle Interessierten sind willkommen, der Unkostenbeitrag beträgt 25 Euro inklusive Mittagessen. Anmeldungen nimmt Rüdiger Mertens per E-Mail an mertens.ffm@t-online.de entgegen.
Programm 25. Mittelrheinisches Burgensymposium um Thema „Marksburg, 125 Jahre im Besitz der DBV – Neue Forschungsergebnisse zu unserer Vereinsburg“
Geplante Vorträge:
Jens Friedhoff: Ein „Wallfahrtsort und ein historisches Museum für die Kunst des Mittelalters“
Der Erwerb der Marksburg durch die Burgenvereinigung im Jahr 1900 und die Anfänge der musealen Präsentation der Burg
Ludger Fischer: Der Nachweis der Richtigkeit. Bodo Ebhardts Purifizierung der Marksburg
Stefan Köhl: Überlegungen zur Frühzeit der Burg (12./13. Jahrhundert)
Reinhard Friedrich: Archäologische Funde von der Marksburg
Lorenz Frank: Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Marksburg, vor allem zu Spätmittelalter und früher Neuzeit
Achim Schmidt: Von Dilichs Maßband zur „airborne structure from motion“ – Die Möglichkeiten durch moderne Technik und was uns alte Pläne darin sagen können
Ulrich Linnemann: Von gotischen Steinmetzzeichen zu Grabinschriften – Neue Forschungen zu den Inschriften auf der Marksburg
Michael Kirchschlager: Die Beschädigung der Marksburg 1945 – Eine Bestandsaufnahme