Erfolg für Burgspiele Braubach
Mann in eiserner Maske hochaktuell inszeniert
Historiendrama vor geschichtsträchtiger Kulisse -- hier mit (von links) Michael Hafner, Karl Krämer und Klaus Krückemeyer.
Bletzer Ulrike

Die Geschichte ist alt, der Zugang aber ganz neu: Die Burgspiele Braubach bringen den Mantel-und-Degen-Klassiker „Der Mann in der eisernen Maske“ auf die Bühne – jedoch mit neuem Text und neuen Figuren. Ein voller Erfolg, zeigt das Publikum.

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Historien-Drama, Abenteuer-Epos und obendrein ein gesellschaftspolitisches Lehrstück für die Gegenwart – all das ist „Der Mann in der eisernen Maske“, der jüngst bei den Burgspielen Braubach Premiere gefeiert hat. Hier passte einfach alles: mehr als überzeugende schauspielerische Leistungen, die malerische Kulisse des Innenhofs von Schloss Philippsburg und ein Stoff, der es in sich hat.

„Der Mann in der eisernen Maske“ basiert auf dem Roman „Der Vicomte von Bragelonne“, dem letzten Band von Alexandre Dumas‘ Trilogie „Die drei Musketiere“, geschrieben im 19. Jahrhundert und angesiedelt rund 200 Jahre früher, als in Frankreich mit Louis XIV. ein zutiefst unmoralischer König herrscht, der auf Kosten seines Not leidenden Volks in Prunk und Protz lebt. So weit einer der Handlungsstränge.

Das Ensemble zeigte eine grandiose schauspielerische Leistung und sahnte kräftig Applaus ab.
Bletzer Ulrike

Der andere: 30 Jahre nach ihren ersten gemeinsamen Abenteuern treffen sich die drei Musketiere Athos, Aramis und Porthos wieder – alt geworden zwar, aber noch lange nicht auf dem Altenteil. Denn sie haben einen Plan: Louis‘ Zwillingsbruder Philippe, den „Mann mit der eisernen Maske“, aus der Bastille zu befreien, um ihn als König einzusetzen. Und damit ein himmelschreiendes Unrecht zu eliminieren: Louis hatte seinen Bruder einst in den Kerker werfen und hinter besagter Maske verschwinden lassen, um ihn als Konkurrent um den Thron auszuschalten – eine von vielen Deutungen rund um die Identität des geheimnisvollen Gefangenen, den es Aufzeichnungen zufolge tatsächlich gegeben hat.

Gesamtes Ensemble zeigt grandiose schauspielerische Leistung

Dass bei den Burgspielen aus alledem weit mehr geworden ist als ein Mantel-und-Degen-Abenteuer, ist der Inszenierung Friedhelm Hahns zu verdanken, der an Dumas‘ Roman angelehnt eine eigene, zeitgemäße Textfassung erstellt und einige Figuren dazuerfunden hat. Und so ein Stück auf die Bühne bringt, in dem es um zeitlose, existenzielle Fragen geht wie die, unter welchen gesellschaftspolitischen Umständen es nicht nur erlaubt, sondern sogar eine Pflicht ist, gegen herrschendes Unrecht aufzustehen – eine hochaktuelle Frage in einer Zeit, in der Autokraten Hochkonjunktur haben. „Ich befürchte, dass sich an dem Unrecht auch in 600 Jahren nichts ändern wird. Aber das bedeutet nicht, dass man nichts dagegen tun darf. Im Gegenteil, man muss sogar etwas dagegen tun“, lautet eine Schlüsselaussage des Stücks, während eine andere es so zum Ausdruck bringt: „Es gibt Momente im Leben, in denen man nicht mehr warten kann – Momente, in denen es zu handeln gilt.“

Zum Abschluss sang das Ensemble das Anti-Kriegslied "Vier Brüder" von Reinhold Beckmann.
Bletzer Ulrike

Agitatorisch? Nein, denn auch den Zwischentönen lässt dieses Stück ihren Raum – dargestellt etwa in der Figur des vierten Musketiers D’Artagnans, der sich zerrissen fühlt zwischen der Loyalität zu seinem König und der Freundschaft mit den einstigen Mitstreitern. Das alles lebt über die geschichtsträchtige Kulisse, die historischen Kostüme und das eine oder andere „stilechte“ Degengefecht hinaus vor allem von der grandiosen schauspielerischen Leistung – was, ohne Einzelne herausgreifen zu wollen, auf das gesamte Ensemble zutrifft. Wer allerdings wissen möchte, ob es am Ende zum Showdown zwischen den beiden Zwillingen kommt oder ob es vielleicht einen Ausweg aus der Spirale von Gewalt und Gegengewalt gibt, muss sich schon selbst auf den Weg zu einer der noch anstehenden Aufführungen machen. Hier nur so viel: Es lohnt sich. Und die stehenden Ovationen bei der Premiere waren auch nicht gerade unverdient.

Weitere Aufführungstermine unter www.burgspielebraubach.de

Die Mitwirkenden

Schauspiel: Michael Hafner (Louis/Philippe), Markus Angenvorth (Athos), Klaus Krückemeyer (Aramis), Simon Fleischhacker (D’Artagnan), Karl Krämer (Porthos), Silva Heil (Königin Anna), Anni Heiligendorff (Madame Colbert, Wirtin u.a.), Leonie Ocker (Louise), Lucas Noll (Raoul), Peter Schmidt (Jesuit, Wache u.a.), Jürgen Salzig (D’Alembert), Verena Bührmann (Freundin von Pothos)

Text, Regie und Bühne: Friedhelm Hahn

Regieassistenz: Paula Senkel, Technik: Luca Di Stefano

Kostümassistenz: Eri Heiligendorff

Requisite: Eva-Maria Hahn

Maske: Verena Bührmann

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