Ortsbürgermeister Bruno Schwarz begrüßte eine strahlende Ministerpräsidentin, die sichtlich erfreut war, mal wieder unter Menschen sein zu können. In den letzten Wochen fanden ihre Begegnungen mit Menschen fast ausschließlich in Videokonferenzen statt, wie sie gleich zu Beginn berichtete. Wegen der Corona-Beschränkungen durften an diesem Besuchstermin nur einige politische Vertreter der Gemeinde und einzelne Bürger des Ortes teilnehmen. Neben Innenminister Roger Lewentz und Landrat Frank Puchtler nahmen auch Matthias Lammert, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, und Mike Weiland, künftiger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, an der Veranstaltung vor dem Rathaus in Kestert teil.
Ortschef Bruno Schwarz stellte zu Beginn die Besonderheiten seiner 613 Seelen zählenden Gemeinde vor und verdeutlichte das Engagement der Einwohner. Unter dem Motto „Wir sind nicht allein! Wir rücken in Distanz zusammen! Kestert hilft einander!“ sind in den letzten Wochen viele Hilfsangebote der Bürger zusammengekommen. So konnte er 28 Bürger auflisten, die spontan ihre Unterstützung für ältere Menschen beim Einkaufen oder anderen Besorgungen angeboten hatten. Insgesamt 130 Fahrten wurden so organisiert, und für 17 Mitbürger wurde regelmäßig eingekauft.
„Mit der Hilfe der Ehrenamtler haben wir bis jetzt die Krise super bewältigt“, ist sich auch Malu Dreyer bewusst und hebt die Bedeutung des Ehrenamtes für ein gutes soziales Miteinander in der Gesellschaft hervor. Mithilfe der Unterstützung von Vereinen und vielen Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen, sei es gelungen, dass wir in der Krise nicht an unsere Grenzen gekommen seien, wie das in unserem Nachbarland Frankreich der Fall sei, bekräftigt sie. Dabei nennt sie als ein Beispiel den Einsatz der freiwilligen Feuerwehren beim Verteilen von Schutzmasken in Schulen oder anderen Einrichtungen.
Vertreter von drei ausgewählten Vereinen, dem Musik- und Turnverein sowie dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr, betonten jedoch auch ihre Probleme, die durch Corona entstanden sind und vor allem die Vereinskassen erheblich belasten. So hat die Feuerwehr ihre laufenden Kosten für das gesamte technische Equipment zu decken, aber derzeit keine Einnahmen, da Veranstaltungen abgesagt sind. Noch schlimmer sieht die Lage für den Musikverein aus. Es finden keine Proben statt, die Kosten für den Dirigenten laufen zumindest teilweise weiter. Das jährliche Konzert musste abgesagt werden, alle Einnahmen fallen weg. So wie es aussieht, wird sich daran in den nächsten Monaten auch nichts ändern. Die Lage ist existenzbedrohend für den Verein. Allerdings hat hier der Rhein-Lahn-Kreis bereits unterstützend eingegriffen.
Der Turnverein muss zwar Einschränkungen im normalen Übungsbetrieb in Kauf nehmen und die Jubiläumsfeier zum 125-jährigen Bestehen absagen, aber es besteht keine absolute finanzielle Not, sodass man auf zusätzliche Hilfen vom Land erst mal verzichten kann. Hier lobte die Ministerpräsidentin ausdrücklich das solidarische Verhalten. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass das Land den Vereinen auch weiterhin Unterstützung geben wird, wenn es hart wird. Dies bestätigte auch Roger Lewentz, der hervorhob, dass das Land Vereinen und Organisationen mit einem Schutzschild in Höhe von 10 Millionen Euro eine Soforthilfe geben will. „Bisher haben 42 Vereine von mehr als 6000 im Land die Hilfe beantragt“, berichtete er. Bis zum 31. Dezember können die Vereine ihre Unterstützungen anfordern. Auch über den Termin hinaus soll es weitere Angebote geben, so die Ministerpräsidentin: „Es wird geschaut, wer braucht was.“
Für Dreyer ist es wichtig, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, denn man weiß heute noch nicht, wie lange die Krise noch anhalten wird. Zwar gibt es bereits einige Lockerungen, aber es werde noch über lange Zeit kein normaler Alltag möglich sein. Somit werden auch Feste und Veranstaltungen, die gerade die finanzielle Lage der Vereine sichern, noch auf lange Sicht hin nicht stattfinden können.
Neben der Bedeutung des Ehrenamtes für die Menschen in Kestert und Umgebung verdeutlichte Ortsbürgermeister Bruno Schwarz am Schluss noch einmal, wie bedeutend der Bau der Mittelrheinbrücke für die Zukunft der Menschen am Mittelrhein ist. Denn die Brücke sei unerlässlich für die wirtschaftliche Stärkung und Entwicklung einer Region, die durch den hohen Ausfall im touristischen Sektor besonders hart von Corona getroffen ist. Dazu sagte die Ministerpräsidentin: „Wir wollen diese Brücke und setzen alles daran, dass sie kommt.“