Zwei begeisternde Konzerte
Maffay erobert auf der Loreley die Herzen seiner Fans
„Ich stand mit meiner Band da oben, und wir spielten für Freunde", postet Peter Maffay nach dem Konzert am Freitag auf der Loreley. Und ja, es habe einen kleinen technischen Defekt gegeben. „Aber genau das ist es doch, was alles so echt macht", fügt der Rocksänger hinzu.
Ingo Buerfeind

Unglaublich: Gleich zweimal drei Stunden nonstop spielten Peter Maffay und seine Band am Wochenende auf der Freilichtbühne Loreley. Die Resonanz war enorm. Viele kleine Details ergaben ein beeindruckendes, nicht nur musikalisches Erlebnis.

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„Es war so toll. Bin gefühlt immer noch auf der Loreley“, „Peter, du bist einfach großartig“ oder auch „Es war einfach nur genial“ – so oder so ähnlich lauten die Kommentare bei Facebook nach zwei sicherlich unvergesslichen Auftritten von Peter Maffay und seiner Band auf der Freilichtbühne Loreley hoch über St. Goarshausen. „Es war ein echtes Highlight: Wetter, Location, Künstler, Musik, Publikum und Atmosphäre bildeten eine Symbiose zu einem wunderschönen Erlebnis“, brachte es ein weiterer Besucher auf den Punkt. „Am Freitag hatten wir eine Auslastung von über 80 Prozent, am Samstag waren es 100 Prozent“, teilte das Management mit. Nach Angaben des Veranstalters waren etwa 23.000 Fans am Wochenende dabei, als Maffay zwei von nur insgesamt fünf „Love Places“-Konzerten in diesem Jahr mit seinen Anhängern feierte. Und seine Fans feierten ihn.

Schon der Einstieg hätte kaum besser gewählt werden können. Mit „Du“, Maffays erstem Hit aus dem Jahr 1970, der ihm den nicht nur nationalen Durchbruch bescherte, und dem nicht minder erfolgreichen „Sonne in der Nacht“ fesselt er die Loreley-Besucher vom ersten Moment an. Gänsehautgefühl von Anfang an – und das bis zu einem fulminanten Schlussakkord. Als es darum gegangen sei, die Love Places für seine Konzerte 2025 zu finden, „haben wir als Erstes an die Loreley gedacht“, verrät der Vollblutmusiker in seiner kurzen Begrüßung. „Wir haben hier so viele schöne Stunden verbracht“, betont Maffay, und er fügt hinzu: „Jetzt wieder in so viele fröhliche Gesichter zu blicken, ist für uns alle ein Geschenk.“

Im Vordergrund Peter Maffay und Band auf der Bühne, und im Hintergrund die untergehende Sonne über dem Hunsrück - eine schönere Atmosphäre konnte man sich an diesen beiden Abenden nicht wünschen.
Andreas Nitsch

Und dann legen Maffay und Co. erst richtig los. Drei Stunden nonstop – wer hätte das dem 75-jährigen Deutschrocker noch zugetraut? Peter Maffay gibt alles, und er fordert das Publikum zum Mitmachen auf – immer wieder. „Jetzt brauche ich eure Hände“, ruft er dem willigen Publikum zu, und die Fans im Halbrund um die Bühne tun ihm gern den Gefallen, klatschen begeistert mit. Zur Belohnung verrät Maffay ein Geheimnis, nachdem er, wie er sagt, vor der Bühne zahlreiche Menschen mit Tattoos am Körper entdeckt hatte. „Auch ich habe Spaß an solchen Sachen, habe aber lange nichts mehr hinzugefügt“, beichtet er. Jetzt sei es mal wieder Zeit dafür, lässt Maffay wissen. Gleichwohl habe er das passende Motiv noch nicht gefunden. Wird es vielleicht der Loreley-Felsen? Aus dem Text des nun folgenden Songs „Schwarze Linien“, bei dem auch Maffays Sohn Yaris in den Vordergrund rückt und frenetisch umjubelt wird, geht die Antwort darauf jedenfalls nicht hervor.

Zu hören sind an diesem Wochenende auch Lieder, die Maffay schon länger nicht mehr gespielt hat. „Happy Birthday“ oder „Dein Leben“ etwa gehören dazu. Auch „Gib die Liebe nicht auf“ ist ein Stück, das Peter Maffay eher seltener im Programm hatte. Ganz im Gegenteil zu einem weiteren Klassiker: Ein lautes Aaah erschallt in der Arena, als Maffay „Es war ein schöner Tag, der letzte im August. Die Sonne brannte so, als hätte sie’s gewusst“ ins Mikrofon diktiert. Die blutrote Sonne geht langsam über dem Hunsrück unter, als die Maffay-Anhänger lauthals mitsingen: „Und es war Sommer!“ – der an diesem Samstag tatsächlich begonnen hat.

Bestens gelaunt war das Publikum bei den beiden Maffay-Konzerten auf der Loreley. Es wurde mitgeklatscht, mitgesungen und im Takt gewippt. Die Stimmung war grandios.
Andreas Nitsch

„Liebe wird verboten“, „Samstagabend in unserer Straße“, „Weil es dich gibt“ – Hit an Hit reiht sich aneinander, die euphorisierten Zuschauer wippen nach links und nach rechts im Takt mit, recken die Arme in die Höhe, klatschen immer wieder begeistert mit. Die Stimmung ist grandios, zufrieden, leicht – alles fließt. Und als Übergang zu seinem nächsten Lied „Gelobtes Land“ stimmt Peter Maffay eine kleine Hommage auf das Rheintal an. Mit einer Gruppe Motorradfahrern ist er auf einer Harley-Davidson am Samstag vor seinem Auftritt von St. Goarshausen hoch zur Loreley gefahren. Die Aktion wurde koordiniert von Eberhard „Ebbes“ Nauheim (Harley Hamburg). Via Social Media waren die Fans dazu aufgerufen worden, sich um einen Platz in dem Konvoi zu bewerben. „Es war großartig“, bekräftigt Maffay. „Wir sind noch ’ne Schleife gefahren durch diese tolle Gegend, und noch eine, und noch eine ... .“

Nach und nach stellt der in Rumänien als Peter Alexander Makkay geborene Künstler seine Mitstreiter auf der Bühne vor – so auch den Schlagzeuger und Keyboarder Bertram Engel, der seit mehr als vier Jahrzehnten mit Maffay auf der Bühne steht. Für Engel gibt es einen dicken Sonderapplaus, der sich mit seinem Solo „Der Mensch, auf den du wartest“ bedankt und anschließend auf seine eigene im Oktober beginnende Tour hinweist. Maffays trockener Kommentar dazu lautet: „Bis dahin spielst du aber erst noch bei mir.“

Wer nicht das Glück hatte, ganz vorn vor der Bühne zu stehen, konnte sein Idol auf einer der riesigen Leinwände verfolgen.
Andreas Nitsch

Peter Maffay wäre nicht Peter Maffay, würde er nicht auch Stellung zur aktuellen politischen Weltlage beziehen. Er kritisiert die Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen und die Angriffe auf den Iran, er spricht sich gegen die zunehmende militärische Aufrüstung aus und hebt hervor, wie wichtig Demokratien für das Überleben der Menschheit seien. „Das ist der richtige Weg, aber wir werden viel zu oft übertönt“, sagt er. Zustimmendes, lang anhaltendes Klatschen geben ihm recht. Die Titel „Eiszeit“ und „Freiheit, die ich meine“ – Letzteres mit Max Buskohl – hätten passender nicht sein können. Und bei „Über sieben Brücken musst du gehen“ brechen schließlich sämtliche Dämme. Mehr als 10.000 Menschen stimmen in einen riesigen Chor ein: „Siebenmal wirst du die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein.“ Der jungen Nia, die mit ihrer Mutter zum Konzert gekommen war, wird dieser Abend sicherlich bis an ihr Lebensende in Erinnerung bleiben. Peter Maffay holt sie spontan zum Mitsingen auf die Bühne, und man merkt der Kleinen das Lampenfieber an.

Emma Ross hatte Peter Maffays Instagram-Contest „Sing für Maffay“ gewonnen. Am Samstag durfte sie mit ihrem Idol die Zugabe singen.
Yvonne Goldschmidt

Routinierter macht es Emma Ross. Sie hat Peter Maffays Instagram-Contest „Sing für Maffay“ gewonnen, nun singt sie mit ihrem Idol gemeinsam die Zugabe „Ich wollte nie erwachsen sein“, bevor das restlos begeisterte Publikum mit „Halt dich an mir fest“ in die laue Sommernacht verabschiedet wird. Die meisten „Maffayaner“ dachten in diesem Augenblick wohl das, was ihr Bühnenheld am nächsten Tag bei Instagram posten sollte: „Es war der Hammer.“

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