Davon berichtet Initiator und „Cheforganisator“ Ulrich Pebler beim diesjährigen Genussmarkt am vergangenen Sonntag und stellt klar: „Genau dafür haben wir ‚lokal und lecker‘ ja ins Leben gerufen – um Direktvermarktern aus der Region eine Plattform zu bieten, auf der sie sich einen Namen machen können.“ Einen Namen gemacht sich offensichtlich aber auch der Genussmarkt selbst, der über ein paar Zwischenstationen aus dem einstigen Apfelprobiertag der Stiftung Scheuern hervorgegangen ist und im Limeskastell in Pohl gerade seine fünfte Runde dreht. „Trotz der Absagen sind es zwei Stände mehr als im vergangenen Jahr“, zeigt sich Uli Pebler im Gespräch mit unserer Zeitung sehr zufrieden und ergänzt: „Es sind auch ein paar Neue dabei.“
Die Familienbrauerei Rheingauer Gutsbräu aus Lorch zum Beispiel, deren Inhaber Oliver Kraus in „lokal & lecker“ eine Möglichkeit für die geografische Erweiterung seines Kundenkreises sieht. „Unsere Angebote könnten vor allem für diejenigen aus dem Rhein-Lahn-Kreis, die in Nastätten und Umgebung wohnen, von Interesse sein“, sagt er und schickt hinterher: „Das Limeskastell ist ein sehr interessanter Veranstaltungsort, der dem Ganzen ein besonderes Ambiente verleiht.“
Vegane Felle und leckere Eintöpfe
Erstmals mit im Boot sind auch, gleich nebenan in der „Bierabteilung“, der Verein Braukultur Duzenowe aus Dausenau, das Kloster Arnstein aus Obernhof, das an seinem Stand unter anderem vegane Felle feilbietet, und die Eingliederungshilfe-Einrichtung Pura Vita aus Nassau, die mit ihrem Kürbiseintopf zum leckeren Teil der Veranstaltung beiträgt.
Und dann sind da natürlich noch die „alten Hasen“, die man bereits aus den Vorjahren kennt. „Da es naheliegt, unsere regionalen Produkte auf einer regionalen Veranstaltung wie dieser zu präsentieren, sind wir von Anfang an hier mit dabei. Und die Besucher wissen unser Angebot erfreulicherweise auch wertzuschätzen“, erzählt Simone Klein, Mitarbeiterin der Imkerei Nengel aus Dahlheim, und fügt mit Blick auf das sehr frische, aber ausnahmsweise mal regenfreie Wetter hinzu: „Hauptsache trocken“ – eine Aussage, die an diesem Tag des Öfteren zu hören ist.
Nette Atmosphäre, auch unter den Ausstellern.
Ingrid Weber von Määhwerk
„Echt geil“, da überschaubar und nicht so kommerziell, sei es hier, findet wiederum Christian Trach, Inhaber der Schäferei Määhwerk aus Seelbach, während Mitarbeiterin Ingrid Weber als positive Begleiterscheinung die „nette Atmosphäre, auch unter den Ausstellern“ erwähnt. Zu denen gehört mit den Weingütern Massengeil-Beck und Schreiberlay, dem Weingut des Grafen von Kanitz, der Schnapsbrennerei Klaus Meckel, Schilbachs Eierlikör-Manufaktur und der Mosterei Diehl eine umfangreiche Alkohol-Fraktion.
Dazu kommen die Stiftung Scheuern mit ihren Keramiken und sonstigen kreativen Produkten, die Schäferei Kober, die landwirtschaftlichen Betriebe der Familien Gemmer und Bonn, die Gourmet-Wildmanufaktur und der Naturpark Nassau, der weder etwas zu essen noch zu trinken, dafür aber jede Menge Infos über seine Arbeit in der Pipeline hat.
Produkte aus unserer Heimat haben kurze Wege.
Landrat Jörg Denninghoff
Offiziell an den Start gegangen ist der genussvolle Tag in der Basilika. Mit Landrat Jörg Denninghoff, der insbesondere den Nachhaltigkeits-Gedanken in den Fokus seines Grußworts rückt: „In unserer konsumorientierten Zeit zählt oft nur der Preis. Aber Produkte aus unserer Heimat haben kurze Wege und sparen auf diese Weise, auch wenn sie vielleicht ein paar Cent mehr kosten, CO2 ein“, betont er und fügt mit einem Schuss Selbstironie hinzu: „Auch wenn ich den durch die Andacht gebotenen Beistand gut gebrauchen könnte, übergebe ich jetzt an die Geistlichkeit.“
Die besteht aus Werner Sowitzki, evangelischer Pfarrer im Ruhestand aus Bad Ems, und Karin Stump, Pastoralreferentin der katholischen Pfarrei St. Christophorus Diezer Land. Ihre ökumenische Andacht verdeutlicht, dass es hier um weit mehr als nur um Gaumenfreuden geht. Aufbauend auf der von Karin Stump gehaltenen Lesung aus dem Matthäus-Evangelium („Du sollst deinen Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot.
Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, gibt Werner Sowitzki zu bedenken: „Teile deine Möglichkeiten mit anderen – wie würde unsere Welt aussehen, wenn dieser Grundsatz, auch in unserer Kirche, viel mehr umgesetzt würde?“. Für das musikalische i-Tüpfelchen sorgen Akkordeonspielerin Ursula Herrmann und ein Gesangsquartett mit Martina Griese, Waldine Sowitzki, Werner Sowitzki und Markus Zimmermann, für die offizielle Markteröffnung Ulrich Pebler und die Pohler Ortsbürgermeisterin Ira Kröll.
„Die ökumenische Andacht ist immer sehr schön“, findet Besucherin Sigrid Paul aus Singhofen. „Aber natürlich komme ich auch hierher, um mich darüber zu informieren, was in unserer Gegend angebaut wird.“ Regional einkaufen, schauen, was es Neues gibt – das motiviert auch Carmen Gemmer aus Marienfels dazu, den Genussmarkt von Beginn an zu besuchen: „Und außerdem trifft man hier immer Leute, mit denen man ein Schwätzchen halten kann.“
Zumutung ans Ehrenamt?
Klingt so weit alles nach eitel Sonnenschein. Dass bei „lokal & lecker“ aber auch Luft nach oben bleibt, verdeutlicht niemand anderes als der „Chef“ höchstpersönlich. „Bisher stemmt das Team des Limeskastells die Veranstaltung ehrenamtlich, wofür ich ihm enorm dankbar bin“, unterstreicht Ulrich Pebler gegenüber unserer Zeitung. „Das klappt zwar hervorragend, ist im Grunde genommen aber eine Zumutung. Deshalb wirken wir bereits seit Längerem bei der Kreisverwaltung darauf hin, dass die Veranstaltung unter der Dachmarke ‚Rhein-Lahn-Limes‘ auf hauptamtliche Füße gestellt wird.“