Wie gut oder schlecht besucht verkaufsoffene Sonntage in der Limburger Innenstadt sind, muss nicht allein subjektiv eingeschätzt werden, es gibt dafür belastbare Zahlen. Die Stadt wird von einem Unternehmen mit Zahlen versorgt, die Auskunft über die tatsächlichen Passanten-Ströme geben. Auf Anfrage dieser Zeitung hat die Stadt die Zahlen von 2023 bis 2025 bekannt gegeben. Es geht dabei um jeweils vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr, bis heute also insgesamt zehn Veranstaltungen (zwei Termine stehen für dieses Jahr noch aus). Die Zahl der erfassten Passanten schwankt in diesem Zeitraum zwischen 11.026 (niedrigste Frequenz) und 17.561 (höchste Frequenz), der Durchschnitt aller zehn Termine beträgt 13.879 Passanten.
Umso überraschender wirkt die Reaktion der Stadt auf die Einschätzung unseres Reporters, der über den verkaufsoffenen Sonntag am 4. Mai 2025 bemerkte, die Besucherströme seien „eher überschaubar“ gewesen, was möglicherweise am nicht so schönen Wetter gelegen habe, und von einer „geringen Lust“ schrieb, am verkaufsoffenen Sonntag zu shoppen. Die Stadt reagierte mit einer „Rückmeldung“, in der sie sich über die scheinbar „rein subjektive“ Einschätzung unseres Reporters wundert, die sich mit den eigenen ermittelten Zahlen von „mehr als 12.000“ Besuchern nicht decke. „Es ist bedauerlich, dass unsere Bemühungen sowie die des Veranstalters und des Handels ohne nachweisbare Belege kleingeschrieben werden“, zitiert die Stadt den Leiter des Amts für Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und Kommunikation, Hilmar von Schenck.
„Wichtiges Instrument für Belebung der Innenstädte“
Natürlich hatte unser Reporter mit den Autohändlern darüber gesprochen, wie sie den Besuch einschätzen (schlechter als in den Vorjahren). Und die von der Stadt mitgeteilten Zahlen bestätigen das auch objektiv: Die jüngst insgesamt 12.227 gezählten Passanten waren rund 2000 weniger als beim „Autosalon“ 2024 und mehr als 1500 Passanten weniger als bei der gleichen Veranstaltung 2023.
Unabhängig von der Frage, wie gut oder schlecht verkaufsoffene Sonntage und ihre dafür erforderlichen Sonderveranstaltungen (in Limburg Auto Classic, Autosalon, Nutzfahrzeugsalon, Tag der Landwirtschaft) besucht werden, ist die Bedeutung für den heimischen Einzelhandel unstrittig. „Für uns sind die Veranstaltungen und die damit einhergehenden verkaufsoffenen Sonntage ein wichtiges Instrument für die Belebung der Innenstädte und den Handel“, zitiert die Stadt Hilmar von Schenck.
Von einem „sehr guten Besuch“ des jüngsten Autosalons spricht auf Anfrage der Vorsitzende des City-Rings, Horst Hoppe, und zwar auch in Relation zum schlechten Wetter. „Verkaufsoffene Sonntage sind nach wie vor wichtig für den Einzelhandel“, sagt er, „auch wenn der ganz große Drang zum Kaufen an diesen Tagen etwas gedämpfter ist als noch vor zehn Jahren.“ Doch selbst wenn ein Kunde an diesem Tag nichts kauft, sehe und registriere er Waren und komme einige Tage später zum Einkauf zurück.
Laserscanner registrieren Passantenströme
Die Stadt arbeitet für die Ermittlung der Passanten-Zahlen nach eigenen Angaben mit dem Unternehmen „hystreet“ zusammen. Das wirbt auf seiner Homepage damit, „die Passantenfrequenz“ an 365 Tagen mit „99-prozentiger Genauigkeit“ zu messen. Es werde die Anzahl der Menschen erfasst, „die eine gedachte Linie auf einer Einkaufsstraße überschreiten“. Dafür seien Laserscanner an Fassaden befestigt.
Zwar werden „Passanten, welche die gedachte Linie innerhalb eines Messintervalls mehrfach überschreiten, jeweils neu gezählt“, schreibt das Unternehmen. Allerdings werden Passanten, die an der „Messstelle“ nicht vorbeikommen und trotzdem in der Innenstadt sind, gar nicht erfasst. Es gleicht sich offenkundig aus. Darüber hinaus sind die so ermittelten Zahlen untereinander in jedem Fall vergleichbar.
Stadt als „vitale City“ ausgezeichnet
Die Stadt Limburg hat in Köln den „Vital City Award“ erhalten, und zwar in der Kategorie Städte unter 50.000 Einwohnern, und ist mit fünf weiteren deutschen Städten ausgezeichnet worden. Das Unternehmen „hystreet“ prämiert „Innenstädte mit der höchsten Vitalitätskennziffer, welche das Verhältnis von Besucherfrequenz zur Einwohnerzahl misst“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ebenfalls ausgezeichnet wurden Passau, Ulm, Wiesbaden, Stuttgart und Chemnitz. „Der Preis steht für die gemeinsame Arbeit, die wir mit den Akteuren in der Innenstadt tagtäglich leisten, um Limburg für die Bürgerinnen und Bürger und Besuchenden attraktiv zu gestalten“, wird Bürgermeister Marius Hahn (SPD) in der Pressemitteilung zitiert.