Querstehende Lkw und Baufahrzeuge auf Zufahrtsstraßen sind ein alltägliches Bild geworden in einem Land, das sich so schützen will vor terroristischen Auto-Attacken. Das war auch beim jüngsten verkaufsoffenen Sonntag der Fall, als nach Angaben der Stadt rund 12.000 Menschen in der Innenstadt unterwegs waren. Schon der Dreierbundzug in Limburg Anfang März 2025 war durch die Lkw einer Spedition so gesichert worden, damit die rund 30.000 Narren am Straßenrand den Karnevalszug durch Limburg fröhlich genießen konnten. Von „enormen Kosten“ für diese zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen spricht der Vorsitzende des Rings Limburger Carneval (RLC), Uli Vogelrieder, die die Stadt getragen habe. Der RLC als Veranstalter hätte diese zusätzlichen Kosten gar nicht stemmen können. „Magdeburg hat eine gravierende Rolle gespielt“, sagt Vogelrieder. Sechs Tote und fast 300 Verletzte waren die erschütternde Konsequenz einer Auto-Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Die Stadt kann auf aktuelle Anfrage die Gesamtkosten für die Sicherheitsleistungen während des Dreierbundzugs noch nicht vollumfänglich liefern, aber die Kosten für einen externen Dienstleister hätten 2100 Euro (vier Lkw plus Fahrer) betragen und für zusätzliche Absperrgitter 1400 Euro plus die internen Kosten für den städtischen Betriebshof.
Für alle Veranstaltungen Sicherheitskonzept Pflicht
Mit Blick auf die Kosten für anstehende Veranstaltungen fallen die Antworten der Stadt jedoch zurückhaltend aus. „Aktuell können wir Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft auf Ihre gestellten Fragen im Einzelnen geben“, teilt die Sprecherin der Stadt, Stefanie Kesper-Süß, mit. Anlass für die Fragen dieser Zeitung war eine Äußerung von Bürgermeister Marius Hahn (SPD) im Haupt- und Finanzausschuss. Kurz vor Ende der jüngsten Sitzung hatte er mitgeteilt, die Zufahrtssicherung bei Großveranstaltungen koste die Stadt sehr viel Geld, was schon für den laufenden Haushalt relevant sei, weil interne Lösungen mit Fahrzeugen des städtischen Betriebshofs dauerhaft nicht zu leisten seien. Er deutete eine andere Lösung an.

Diese Zeitung wollte deshalb von der Stadt unter anderem wissen, welche andere Lösung angestrebt werde, ob zum Beispiel ein Unternehmen beauftragt werden soll, für zusätzlichen Schutz zu sorgen, und mit welchen jährlichen Zusatzkosten die Stadt rechnet. „Grundsätzlich wird für alle Veranstaltungen von den Veranstaltern ein Sicherheitskonzept verlangt“, teilte die Sprecherin der Stadt allgemein mit. „Das betrifft städtische wie private Veranstaltungen.“ Nach ihren Angaben ist die Stadt Veranstalter der „Summer Games“ und des „Tags der Landwirtschaft“ (verkaufsoffener Sonntag) sowie Mitveranstalter des Straßenmusikfestivals, des Brückenfests, der Sommerfeste (kostenfreie Konzerte), des Oktoberfests und der Rheingauer Weintage.
Welche Investitionen in Personal und Gerätschaften für Limburg zum zusätzlichen Schutz von diesen Veranstaltungen notwendig sein werden, werde zurzeit geprüft. Nach Informationen dieser Zeitung rechnet die Stadt mit einer Investition in Höhe von rund 300.000 Euro. Zudem findet nach Angaben der Sprecherin am 21. Mai eine Informationsveranstaltung „Sicherheit bei (Groß-)Veranstaltungen“ des hessischen Innenministeriums statt, an dem die Stadt teilnehmen werde.
Terror soll nicht gewinnen, „indem wir uns zurückziehen“
Mittlerweile liegt ein Antrag der SPD-Fraktion vor, über den die Stadtverordneten in der nächsten Sitzung abstimmen sollen. Es soll geprüft werden, ob die Stadt beispielsweise „mobile Sperren“ anschafft und Veranstaltern in der Kernstadt und den Stadtteilen zur Verfügung stellt. Der Magistrat solle dafür sorgen, dass die Limburger Feste und Umzüge, darunter auch Kirmesumzüge in den Stadtteilen, „trotz der neuen Gefahrenlage durch vermehrte Anschläge mit Kraftfahrzeugen durchgeführt werden können“. Dabei sei jedoch darauf zu achten, „dass die Auflagen und damit auch die Kosten für die Veranstalter nicht zu hoch werden und gleichzeitig die Veranstaltungen auch abgesichert werden können“, heißt es in dem Antrag.
Die Anschläge in Magdeburg, Mannheim und München im Jahr 2024 stünden für „eine neue Dimension des Terrors“, heißt es zur Begründung. Auch die Stadt Limburg müsse ein Interesse daran haben, Veranstalter zu unterstützen, für mehr Sicherheit sorgen zu können. Für die werde es immer schwieriger, die hohen Auflagen zu erfüllen, Absagen würden deshalb immer häufiger. Doch das sorge nur dafür, „dass der Terror gewinnt, indem wir uns zurückziehen und das gesellschaftliche Leben einschränken“. Das könne nicht im Interesse der Stadt sein.